Einleitung
Sehen wir einmal davon ab, dass Egoismus Triebfeder des aufgegriffenen Ärgernisses ist. Vermuten wir einfach mal, dass es aus Unachtsamkeit passiert. Denn dann kann dieser Beitrag dazu führen, dass in Zukunft das Nachrücken klappt und nur noch jene Startmöglichkeiten ungenutzt bleiben, die sich etwa durch eine erst beim Einlaufen auftretende Verletzung auftun.

Walter Wagner, 13.07.2023

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von Markus Heidl 

Das waren sie wieder, die Finals. Am letzten Wochenende wurden viele deutsche Meistertitel verliehen, unter anderem auch in der Leichtathletik. Weil das öffentlich-rechtliche Fernsehen live dabei ist, passt dieses noch neue Format perfekt in die Ziele des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), "die Leichtathletik attraktiv, fair und innovativ zu gestalten". Es macht Spaß, die national Besten zu bewundern und anzufeuern, dabei gleichzeitig auch Einblicke in andere Sportarten zu bekommen. Insbesondere in der Leichtathletik gab es mitunter packende Duelle und Hundertstelentscheidungen, die Werbung für unseren Sport waren. Leichtathletik ist toll, spannend und attraktiv anzusehen!

Während es für manche um den Titel geht, ist es für andere schon eine Ehre und Auszeichnung, bei den deutschen Meisterschaften am Start zu sein. Eine sportliche Herausforderung, schließlich muss man zu Deutschlands besten zählen: nur die schnellsten Läuferinnen und Läufer sowie die Springer*innen und Werfer*innen mit den besten Weiten oder Höhen qualifizieren sich.

Für jede Disziplin sind die Startplätze limitiert. Das ist logisch, schließlich ist die Zeit für die Vorkämpfe begrenzt. Ein Beispiel: für die 1500 m gibt es 30 Startplätze. Wenn 35 Läuferinnen die Norm haben und davon 31 melden, bekommt die langsamste (mit der B-Norm) keinen Startplatz. Starten dürfte sie allerdings, wenn sich eine der gemeldeten Läuferinnen abmeldet, z. B. wenn sie sich verletzt hat oder krank geworden ist.

Es wäre fair, sich rechtzeitig abzumelden, wenn man nicht starten kann. Und Fairness schreibt sich der DLV auf die Fahnen.

Die Praxis zeigt leider das Gegenteil. Bei den Männern liefen beispielsweise in beiden 1500-m-Vorläufen nur jeweils 14 Athleten. Die Erfahrung zeigt, dass nur selten alle antreten. Wie im Flugzeug, das von den Fluggesellschaften standardmäßig überbucht wird. Auch diese Option hätte der Verband, insbesondere für Mittel- und Langstreckenrennen, wo im Zweifel sogar Platz für eine oder einen mehr wäre. Wäre das eine innovative Lösung im Sinne der eigenen Vorgaben? Ähnlich wäre die Idee, mehr Meldungen zuzulassen, sodass automatisch nachgerückt wird, falls jemand nicht erscheint oder kurzfristig abmeldet. Die Athlet*innen auf den Nachrückerplätzen erfahren kurzfristig 90 Minuten vor dem Start, ob sie dabei sind, oder nicht. In diesem Fall wären sie zumindest vor Ort, man könnte sich darauf einstellen. Eine mentale Herausforderung wie als Ersatzläufer*in einer Staffel.

Beide Optionen wären im Sinne der nachrückenden Athlet*innen, zwingt jedoch nicht zur Fairness. An diese zu appellieren, reicht offensichtlich nicht. Daraus folgt eine weitere Option für den Verband: das Fairplay aktiv einzufordern: wer unentschuldigt nicht antritt und damit andere vom Start abhält, wird für die nächsten Meisterschaften gesperrt. Alternativ wäre auch eine Geldstrafe für den Verein denkbar.

Es tut sich etwas, ganz im Sinne der Leichtathletik. Unser Sport ist attraktiv und spannend. Ein wenig Verbesserungspotential bleibt jedoch. Mit Vorfreude warten wir auf die nächsten Finals.

Beitrag von Markus Heidl
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