Einleitung
Emotional wurde es, als zwei Kinder an einem DLV-genehmigten Lauf über 10 km teilnahmen. Erst im Ziel fiel auf, dass sie wohl deutlich jünger als die geforderten 14 Jahre waren. Das Streichen aus der Ergebnisliste wurde sofort von einem anwesenden DLV-Funktionär veranlasst. Von Veranstalterseite zeigte man sich ob des Regelverstoßes besorgt. Direkt zugelassen hatte man den Start ja nicht, aber eben auch nicht verhindert. Vorausgegangen waren Falschangaben bei der Anmeldung, zu junge Jahrgänge nahm das System nämlich gar nicht an.

Dr. Ernst van Aaken (die längsten Strecken, die 6jährige traben können, liegen bei der Marathondistanz - aus ‚Das van Aaken Lauflehrbuch') oder Dr. George Sheehan (Consider the nine-year-old, he is pound for pound the world´s best endurance athlete - aus ‚Dr. Sheehan on Running') sowie weitere Wegbereiter des gesundheitsorientierten Laufens aus der Medizin hätten nichts einzuwenden, gegen die freiwillige Teilnahme von Kindern an einem 10km-Lauf. Nun gibt es aber vom Verband vorgegebene altersbezogene maximale Streckenlängen. In der U20 ist da zwar die Teilnahme an einem Marathon erlaubt, doch die zulässigen Obergrenzen bei Wald/Cross sind 10 km und im Gelände 15 km. Die Teilnahme am Chandolin-Zinal (siehe folgendes Foto) wäre nach deutschem Regelwerk erst für Haupt- und U23-Klassen möglich.

Walter Wagner, 04.03.2023

Ihr Kinderlein laufet

Foto vom Nachwuchslauf Chandolin-Zinal, der im Rahmen des walliser Berglaufklassikers "Course des cinq 4000" Sierre-Zinal organisiert wird. Der Hinweis des Veranstalters dazu: Die Strecke ist 19 km lang. Um daran teilzunehmen, sollte man also angemessen vorbereitet sein. Der Lauf findet für Jugendliche unter 20 Jahren statt. Chandolin-Zinal wird für Kinder unter 10 Jahren nicht empfohlen. Kinder unter 12 Jahren können auf der Strecke begleitet werden. Ältere Kinder müssen jedoch ohne Begleitung laufen
von Markus Heidl 

"Man kann bei der Auswahl seiner Eltern nie vorsichtig genug sein", schließlich hängt viel davon ab. Nicht zuletzt die Förderung von Talenten liegt maßgeblich an den Erziehungsberechtigten. Dazu zählt nebst akademischer und musikalischer Unterstützung natürlich auch die sportliche. Doch allein im Sport ist die Auswahl mannigfaltig. Für Kinder gibt es viele Möglichkeiten, sich auszutoben.
Einmal angenommen - schließlich bewegen wir uns auf den Seiten eines Laufsportjournals - ein Kind liefe gerne. Man sieht es immer wieder, wenn aus dem Stand ohne ersichtlichen Grund einfach losgerannt wird: Diese kindliche Freude an der Bewegung, an der Geschwindigkeit, am Fliegen der Extremitäten. Im Normalfall ist es selbst für Kleinkinder kein Problem, aus purem Jux eine Runde auf der Tartanbahn zu laufen.

Nehmen wir weiterhin an, das bewusste Kind liefe so gerne, dass es durch gelegentliche Läufe so viel Kondition aufgebaut hat, dass selbst lange Strecken kein Problem sind. Darf dieses Kind, wenn beispielsweise die gesamte Familie zu einem Volkslauf fährt, bei dem kein Bambini-Lauf angeboten wird, spontan am 10-km-Lauf teilnehmen, sofern es von einem Erwachsenen begleitet wird?

Zuletzt sorgte ein solcher Vorfall bei der Jügesheimer Winterlaufserie für regen Diskussionsstoff, als zwei Kinder - beide noch keine zehn Jahre alt - nach knapp einer Stunde Laufzeit ins Ziel kamen. Ihre Zeiten wurden nachträglich aus den Ergebnislisten entfernt, weil Kinder erst ab 14 Jahren an 10-km-Läufen teilnehmen dürfen. Die Begründung liegt im Kindeswohl. Zwar sind moderate körperliche Aktivität und Bewegung für Kinder sehr wichtig und haben positive Auswirkungen auf deren Gesundheit und Entwicklung, gleichwohl soll die körperliche Belastung nicht so hoch sein, dass Muskeln, Gelenke und Knochen geschädigt werden. Besonders werden langfristige Schäden befürchtet. Auch Dehydration und Hitzschlag sollen akut vermieden werden. Entsprechend empfiehlt die deutsche Leichtathletik-Ordnung zur Durchführung von stadionfernen Veranstaltungen in kindgemäßer Form Streckenlängen für die U8 von 0,5 bis 2,0 km, für die U10 1,0 bis 3,0 km und für die U12 1,5 bis 5,0 Kilometer.

Gleichwohl gerade in unserer durch Bewegungsmangel kränker werdenden Gesellschaft Interesse an Ausdauersport geweckt werden sollte, muss dies nicht durch das Langstreckenlaufen geschehen. Mit der Kinderleichtathletik gab es zuletzt eine hervorragende Modernisierung unseres Sports, durch die man die positiven Aspekte der Leichtathletik wunderbar vermitteln kann. Einher geht eine Schulung der Koordination, die vielen Spät- und Quereinsteiger*innen in den Laufsport fehlt.

Nicht zuletzt lernt man dort das vielleicht Wichtigste, das uns der Sport lehrt: das Fair Play. Wenn die Regeln nun einmal festlegen, dass das Mindestalter für die Teilnahme 14 Jahre beträgt, müssen diese aus sportlicher Fairness beachtet werden.

Ob diese Regeln sinnvoll sind, steht auf einem anderen Blatt. Die Mythen aus Kenia erzählen von langen Schulwegen, die zu Fuß zurückgelegt werden und die Grundlage für spätere Weltklasse-Marathons legen. Wer sein Ausdauersport-Talent voll ausschöpfen will, muss definitiv früh damit beginnen. Dennoch könnte es auch dieser Weg sein. Mit dem Breitensport-Gedanken sich nur aus dem Spaß an der sportlichen Betätigung heraus spielerisch bewegen. Sei es auf dem Rad, im Schwimmbecken, in der Turnhalle oder eben in den Laufschuhen. Im Spiel mit anderen oder allein. Denn der Leistungsdruck ist heutzutage schon in der Schule hoch genug, Spitzenleistungen im Sport haben etwas länger Zeit.

Beitrag von Markus Heidl
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