Der 46. ließ auf sich warten. So richtig wollte Markus kein Thema passen. Entschädigt wird der geneigte Leser nun mit einem aufrüttelnden Beitrag über den Konsumwahnsinn. Der nimmt auf nichts und niemanden Rücksicht. Zuneigung und Liebe, Zeit für Spiele und Gespräche - nie wird menschliche Wärme von Elektronik und teuren Geschenke zu ersetzen sein. Die Klauen sind ganzjährig ausgefahren und machen gerade in der Adventszeit fette Beute.

Walter Wagner, 12.12.2019

In den Klauen des Konsums

Auch im Juni wird er bejubelt von Markus Heidl

Englischhausaufgabe, 6. Klasse: beschreibe dein Zimmer. Erschreckend ist als Ergebnis zu hören, dass eine Alexa im eigenen Zimmer steht. Der Schock ist groß: warum dulden die Eltern eine Wanze im Kinderzimmer? Unterstützen diese sogar. Aber das ist ein eigenes Thema. Denn es geht noch weiter: besagte Alexa war ein Geschenk vom Nikolaus.

Wenn ich an den Nikolaus denke, denke ich an einen Stiefel gefüllt mit Nüssen, Mandarinen und Schokolade. Vielleicht - aber warum eigentlich? - dazu noch ein Buch. Wenn der Nikolaus bereits eine Alexa bringt, was kommt dann noch vom Christkind? Immerhin geht es gerade in der Weihnachtszeit auch ums Teilen und um Barmherzigkeit. Tatsächlich ist auch vom historischen Nikolaus überliefert, dass der Bischof sein gesamtes Vermögen den Armen vermachte. Doch der Konsum hat uns gefangen und lässt uns nicht mehr los.Unter Konsum wird allgemein der Verzehr oder Verbrauch von Gütern verstanden, weiß Wikipedia. Konsum existiert, seit es die Menschheit gibt, denn Güter wurden schon immer verbraucht. Der Massenkonsum begann mit dem Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg, als aus Luxusgütern Massenware wurde und die Globalisierung begann. Und heute, mit dem Internet, ist es noch viel leichter geworden, zu konsumieren. Man muss dafür nicht einmal mehr aufstehen.
Dieser Massenkonsum holt uns heute ein. Auf der einen Seite merken wir das, auf der anderen Seite verschließen wir die Augen.

In Zeiten des Klimawandels leben wir die falschen Werte. Auch wir Läufer sind betroffen. Laufschuhe, die erst nach 2000 km aufgeben, werden schon nach 600 ersetzt. Die alte Uhr funktioniert noch, dennoch wollen wir eine neue. Und das Leibchen muss natürlich der aktuellen Kollektion entsprechen. Es gibt so viele Gadgets und Messwerte, die zwar blinken, die wir aber alle nicht brauchen.

Ist es die Werbung, die uns in den Kopf setzt, was toll ist? Teilweise sicherlich. Auf der anderen Seite wird jedes Jahr von allen Unternehmen das Ziel ausgegeben, jedes Jahr um mindestens fünf Prozent zu wachsen. Entsprechend wollen wir wiederum Jahr um Jahr ein höheres Gehalt. Um dann wieder mehr konsumieren zu können.

Willkommen in den Klauen des Konsums.

Dann gibt es da natürlich noch die Greenwashing-Kampagnen. Dabei geben sich Unternehmen selbst ein umweltfreundliches und verantwortungsvolles Gesicht. Eine hinreichende Grundlage gibt es dafür aber nicht. Gerne angeführt werden dabei der faire Handel oder die klimaneutrale Herstellung. Dabei ist es doch besser, das Konsumprodukt gar nicht erst herzustellen, um es im Anschluss nicht wieder wegwerfen zu müssen.

Denn die Frage ist doch, ob unsere Kinder überhaupt so teure Geschenke wollen. Was soll der Nikolaus wirklich bringen? Unsere Zeit ist so viel wertvoller. Und das ist beim Laufen ebenso wahr. Auch der neueste Schuh läuft ohne Training nicht schnell. Das war schon immer so.

Beitrag von Markus Heidl
Foto © LaufReport

leserbriefe@laufreport.de

Aktuelles im LaufReport HIER

© copyright
Die Verwertung von Texten und Fotos, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung auch in elektronischer Form, ist ohne Zustimmung der LaufReport.de Redaktion (Adresse im IMPRESSUM) unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt.

Datenschutzerklärung