Einen Zuwachs an Aufmerksamkeit, den hat das Internetzeitalter bestimmt ausgelöst. Kaum hat ein jugendlicher Athlet den Wettbewerb beendet, schon fängt eine Kamera diesen ein und ein Reporter stellt sofort ein paar Fragen. Ausgestrahlt wird das eine und andere in einem Livestream, dem Printmedien keine Zeile opfern. Doch wie groß ist die Reichweite im Internet und vor allem wie wirkungsvoll? Sind neu konzipierte Leichtathletik-Disziplinen der Heilsbringer oder "Die Finals"? Markus Heidl dazu im Pro & Kontra!

Walter Wagner, 01.08.2019

Immer diese Aufmerksamkeit

von Markus Heidl

Haben Sie schon einmal von DNA gehört? Klar, als englische Abkürzung für Desoxyribonukleinsäure: als materielle Basis der Gene der Träger unserer Erbinformationen. Wahrscheinlich kennen Sie DNA aber nicht als "dynamic new athletics", der neuen "zuschauergerechten" Form der Leichtathletik. Ausgedacht von keiner geringeren Organisation als der IAAF.

Nun, die Idee war, die Leichtathletik spannender zu machen. Dafür dachte man sich einen Teamwettkampf aus, bei dem in verschiedenen Disziplinen, die der Leichtathletik verwandt sind, Punkte gesammelt werden. Doch das Konzept ist schwierig - ich habe es bis heute noch nicht wirklich verstanden. Und wenn die Zusammenhänge nicht klar sind, kann es per se nicht spannend sein.

Der Höhepunkt des auf zwei Stunden ausgelegten - perfekt für eine Fernsehshow - Wettkampfs ist das Finale in Form eines Staffellaufs, der über die Sieger entscheidet. Weil dort aber Medizinbälle eine Rolle spielen, steht das Urteil fest: das Konzept ist eher etwas für Sender, die ich persönlich nicht ertragen kann. Es taugt nicht, um Menschen allgemein oder Kinder im Speziellen für unsere Sportart zu begeistern. Allein, dass noch niemand von dem Konzept gehört hat, reicht als Bewertung: es taugt nichts.

Fakt ist: die Leichtathletik ist spannend! Und wirklich schön anzusehen! Fakt ist nur leider auch: es ist mitunter schwierig, etwas davon zu sehen zu bekommen. Wichtige Spiele der Teamsportarten laufen im Free-TV, die Diamond League derzeit nur auf Eurosport2, wofür man sich sowohl anmelden als auch einen Obolus entrichten muss. Das ist nichts für die breite Masse.

Genau hier wären die Kosten, die für die Konzeption der DNA entstanden sind, deutlich besser aufgehoben! Zumindest ein internationaler, frei zugänglicher Stream wäre ein erster, sehr wichtiger Schritt. Und ein fähiger Regisseur ist ebenso wichtig. Dann macht Zuschauen richtig Spaß und weckt Lust auf mehr!

Als ebenso wichtig sehe ich die Werbung an. Ohne Hintergründe über die Konkurrenz wird der spannendste sportliche Wettkampf zu etwas banalem. Um hier den Jedermann/die Jederfrau zu begeistern, braucht es Hintergründe, Portraits, Videos und Fotos. In erstklassiger Qualität, damit es gerne angeschaut wird.

Und selbst wenn nicht: Wirklich alles ist besser als eine neue, viel zu komplizierte Wettkampfform.

Wenn es um Aufmerksamkeit geht ist ein anderes Konzept deutlich vielversprechender: am Wochenende finden in Berlin "Die Finals" statt: in zehn Sportarten werden die Deutschen Meister gesucht. Ähnlich wie bei den European Championchips, bei denen sich das Konzept schon international bewährt hat. Denn: ARD und ZDF sind mit dabei. Wer am Wochenende den Fernseher einschaltet, bekommt Spitzensport gezeigt.

Mit dabei sind neben der Leichtathletik der Bogensport, Boxen, Kanu, der Moderne Fünfkampf, Schwimmen sowie Turnen, Bahnradsport, Triathlon und Fahrrad-Trial. In der deutschen Hauptstadt treffen die besten deutschen Athletinnen und Athleten aufeinander. An der Ausführung und Durchsetzung der jeweiligen deutschen Meisterschaften ändert sich nichts - durch die Fülle der Entscheidungen wird es aber sicher nicht an Highlights mangeln! Mehr als 3.300 Athleten kämpfen in 155 Disziplinen um 202 Titel. Und ja: einen Livestream gibt es auch!

Durch das Multisport-Event erhoffen sich die Verantwortlichen mehr Zuschauer für die einzelnen Disziplinen, dafür steht auch einiges an Budget zur Verfügung. Aber, so ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky: "Die "Finals" sind nicht darauf angelegt, nur einmalig stattzufinden." Das kann man als Fan nur loben, denn ich Stimme Thomas Fuhrmann, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Sport, voll und ganz zu: "Das ist schon ein Hauch von Olympia!"

Daran, liebe IAAF, solltet ihr euch ein Beispiel nehmen!

Beitrag von Markus Heidl
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