Ein heikles Thema, die Diskriminierung von Frauen im Sport. Noch dazu, wenn sich ein Mann der Angelegenheit annimmt, dem selbstverständlich gleich Gegenbeispiele einfallen. Ja, auch Männer werden mitunter ausgeschlossen. Und was sagt die Frau in der Redaktion zu diesem Pro & Kontra? Guter Beitrag. Man merke aber, dass er von einem Mann stamme – (?) …

Walter Wagner, 11.2.2019

Gewollte Ungleichheit?

von Markus Heidl

Im Januar, beim Straberger Crosslauf, kam es zu einer Diskussion, wie sie eigentlich kommen musste: das Wettkampfformat diskriminiere Frauen, weil sie nicht an der Langstrecke teilnehmen dürfen. Es sei wie im Radsport, wo Frauen auch immer nur an kürzeren Strecken teilnehmen dürften.

Nun, im Radsport kenne ich mich nicht genug aus, im Crosslauf aber haben die verschiedenen Streckenlängen durchaus ihre plausible Erklärung. Die Gründe liegen nicht in der mutwilligen Diskriminierung, sondern schlicht an den unterschiedlichen Teilnehmerfeldern. Auch bei den deutschen Crosslaufmeisterschaften wird es wieder so sein, dass sich die Männer zwischen zwei Distanzen (eine Mittelstrecke über 4,1 km und eine Langstrecke über 10,1 km) entscheiden müssen, während alle Frauen über 5,1 km antreten. Das Feld der Männer ist schlicht größer als das der Frauen, weshalb dieses Feld sinnvollerweise auf zwei Rennen aufgeteilt wird, um die Strecke nicht zu überlasten. Dadurch bietet es sich an, zwei Formate zu wählen: ein kürzeres Rennen für die schnellen Mittelstreckler und ein längeres für die Langtreter.

Bei den Frauen "reicht" aus dieser Sichtweise ein einziges Rennen. Und um es für die verschiedenen Läufertypen möglichst fair zu gestalten, wird eine Streckenlänge in der Mitte gelegt. So können sich Mittel- und Langstrecklerinnen auf einer fairen Basis duellieren.

Natürlich könnte man, wie es bereits von manchem Crosslaufveranstalter gemacht wird, eine Mittel- und eine Langstrecke anbieten und diese jeweils für beide Geschlechter öffnen. Dann aber geht zumeist, wie bei vielen Volksläufen, die Frauensiegerin eher unter. Der erste, der ins Ziel kommt, ist fast immer ein Mann. Oft geht auch die taktische Raffinesse des Rennens verloren, weil auch auf die männliche Konkurrenz geschaut wird. Spannender sind Rennen, bei denen es nur um den Sieg geht - und genau darum geht es beim Crosslauf doch. Die Zeit spielt in diesem Wettkampfformat keine Rolle.

Bei Meisterschaften plädiere ich deshalb klar für getrennte Rennen, bei "Volks-Crossläufen" verstehe ich beide Sichtweisen. Für den Veranstalter ist es allerdings sicher einfacher, Frauen und Männer auf den gleichen Distanzen starten zu lassen, allein schon, weil so ein Lauf wegfällt und der Zeitplan dadurch gestrafft werden kann.
Soweit zum Crosslauf.

In anderen Disziplinen kann ich viel mehr Diskriminierung erkennen. Beim Gehen beispielsweise. Dort gibt es die 50 km, die nur den Männern offenstehen. Und das, obwohl die Frauen doch im Vergleich immer besser werden, je länger die Wettkampfdistanz wird. Entkräftet wird dieses Beispiel dadurch, dass sich die Streckenlängen laut neuesten Meldungen wohl ändern werden (zur Diskussion stehen 10 und 30 km anstelle der 20 und 50 km) und dann wohl auch beide Strecken für beide Geschlechter im Wettkampfprogramm stehen.

Die Diskriminierung geht übrigens auch umgekehrt - und dabei spreche ich nicht von den reinen Frauenläufen: Frauen haben, wenn es um Spitzenzeiten geht, einen großen Vorteil, wenn sie auf männliche Tempomacher zurückgreifen. Diese können meist, beim Marathon zum Beispiel, bis zum Ende unterstützen, während die Männer die letzten 10, 12 oder 15 km alleine laufen müssen.

Und außerdem: Was ist mit den Hürden? Die der Männer sind höher und die Sprintstrecke ist 10 Meter länger. Was ist mit den Wurfgewichten? Beim Kugelstoßen wäre es mir persönlich durchaus Recht, wenn ich beim Sportabzeichen nur mit 4 statt der üblichen 7,26 kg stoßen müsste. Was ist außerdem mit Stufenbarren und Schwebebalken, den Männer nicht turnen dürfen - und umgekehrt mit den Ringen? Und das Synchronschwimmen ist nur für Frauen olympisch.

Natürlich gibt es noch Dinge, bei denen wir uns verbessern können. Wo alle gleichberechtigt sein sollten. Gerade im Sport sind wir aber auf einem guten Weg, solange wir im Hinterkopf behalten, dass es einfach Unterschiede gibt, die wir nicht wegdiskutieren sollten, sondern auf die wir stolz sein dürfen. Manche Dinge können Frauen besser, manche die Männer.

Beitrag von Markus Heidl
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