Klimawandel, Schadstoffreduktion, Unwetterwarnung, Dieselfahrverbot, Glyphosat… nähme man das Wort Umwelt als Thema eines Brainstormings, binnen Sekunden wäre die Liste lang. Aber was ändern wir? Zugenommen hat das Bemühen um Klimaneutralität - und spüren wir davon nichts, umso besser. Jedoch, es wird zu Einschnitten kommen müssen. Mit dem Dieselskandal setzt ein Umdenken ein. Es geht nicht um Arbeitsplätze und Absatzzahlen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland, es geht ums nackte Überleben. Und im Sport? - Es ist höchste Zeit für die ersten BIOlympics! meint Dr.-Ing. Markus Heidl.

Walter Wagner, 11.10.2018

Es ist Zeit für die ersten BIOlympics!

von Markus Heidl

Wenn ich an die Formel 1 denke, denke ich an Geschwindigkeit, an nicht ganz runde Kreise, jede Menge Lärm und einen hohen (und unnötigen) Spritverbrauch. Und so ähnlich war die Königsklasse des Motorsports auch bekannt: billiger, einfacher, lauter und mehr Leistung - das war die Formel 1. 2014 dann die Revolution: es kamen Turbo-Hybrid-Motoren zum Einsatz, die Effizienz-Monster sind. Getankt werden musste während der Rennen nicht mehr, es hatte den Wandel zu verbrauchsarmen statt schreienden Motoren gegeben. Das Herzstück war aber immer noch der Verbrennungsmotor.

Und nicht nur das: mit der nächsten Regeländerung wird es wohl wieder einen Schritt zurück gehen. Zurück in Richtung Lautstärke und hohen Verbrauch. Motoren für die Fans, nicht für die Ingenieure, so heißt es.

Jean Todt, ehemaliger Automobilrennfahrer, dann Teamchef und Geschäftsführer von Ferrari, aktuell FIA-Präsident, blickt über den Tellerrand Formel 1 hinaus und spricht gerne von einer Verantwortung für die Gesellschaft, welche die Königsklasse hat. Der Rückschritt in Form der Kehrtwende kommt dieser Verantwortung ganz sicher nicht nach.

Der nächste Schritt muss vielmehr an den letzten anschließen. Autos müssen effizienter werden. Die Vision müsste lauten: so weit und so schnell es geht, solange die Umwelt nicht betroffen ist. Regenerative Energien und ein vollständiger Abbau der verwendeten Materialien. Denn im Kern steht doch schlicht das Ziel, eine gewisse Strecke möglichst schnell zurückzulegen. Und das kennen wir doch.
In unserer heutigen Lage ist es doch an der Zeit, die Prioritäten anders zu setzen. Heutzutage: mit Abgasskandalen, Umweltverschmutzung, Ressourcenknappheit und Halbwertszeiten von mehreren tausend Jahren. Es ist höchste Zeit für die ersten BIOlympics!

Das Kernziel, eine gewisse Strecke möglichst schnell zurückzulegen, kennen wir zuhauf. Vom Laufen, vom Radfahren, vom Schwimmen, vom Skifahren - Beispiele lassen sich viele finden und beschränken sich nicht nur auf den Sport. Ab einem gewissen Abstraktionsgrad lässt sich jede Reise, jeder Transport auf dieses Ziel zurückführen. Und weil es für jeden Wettbewerb klare Regeln braucht, mit denen im Fall der BIOlympics viel Innovationspotenzial geweckt werden will, sind diese ganz einfach:

Alles ist erlaubt. Der/die Erste im Ziel gewinnt, wobei "im Ziel" so zu verstehen ist, dass sowohl die vorher ausgeschriebene Strecke absolviert ist, als auch alle verwendeten Materialien biologisch auf- bzw. abgebaut sind. Ein Auto oder ein Fahrrad hätte so auf der Marathondistanz keine Chance gegen einen barfüßigen Läufer, weil das Gummi der Reifen Jahre braucht, um sich zu zersetzen. Außerdem würde es im Falle eines Verbrennungsmotor-Fahrzeugs Jahrhunderte dauern, bis der benötigte Sprit entstanden und gefördert ist. Ein Reiter hingegen auf einem Pferd mit Hufen aus Naturmaterialien hätte sicher gute Siegchancen. Auch Doping ist erlaubt, solange alle Stoffe abgebaut werden.

Die jeweils beste Lösung ist dabei abhängig von der Strecke: ob diese über Wasser, Pfad oder Straße führt und wie das Höhenprofil aussieht. Geht es beispielsweise über ein Tal, könnte ein Drachenflieger aus Bio-Plastik, das sich schnellstens zersetzt, eine Entwicklung wert sein, weil nicht erst ins Tal hinab und wieder hinauf gelaufen werden muss. Je nach Strecke kann es schneller sein, barfuß zu laufen als dass sich die Zeit lohnt, die es braucht, bis sich die Schuhe zersetzen. Viele verschiedene Szenarien sind denkbar, die viele Austragungen des Wettbewerbs immer wieder spannend machen: welche Lösung haben sich die Teams ausgedacht? Wer geht an den Start und welche Hilfsmittel werden verwendet? Wie viel Training und Übung wurde im Vorfeld investiert?

Die BIOlympics wären sicher ein spannender und kreativer Wettkampf, der über das rein sportliche hinausgeht und mit den Neuentwicklungen das Potential hat, unsere Welt zu verändern. Wären die Teams finanziell aufgestellt wie in der Formel 1, es gäbe sinnvolle Erfindungen en masse.

Es ist höchste Zeit für die ersten BIOlympics!

Beitrag von Markus Heidl
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