Unterstellt wird, eine Erfolgsorientierung. Doch ursächlich für häufige Starts können eine Form von Abhängigkeit, eine gesellschaftliche Bindung und vieles andere mehr sein. Nur wenige Sporttreibende jagen Bestzeiten und Rekorde, entfliehen vielmehr dem Alltag mit Beruf und Familie. Ursächlich für eine Wettkampfhäufung kann dann eine Verhaltenssucht sein. Bei einem Streben nach sportlichem Erfolg, ja dann sollte man sich konzentrieren...

Walter Wagner, 24.8.2018

Konzentration!

von Markus Heidl

Ja seid ihr denn des Wahnsinns! Natürlich, in den sozialen Medien ist immer auch ein gutes Stück Übertreibung mit dabei, derzeit häufen sich aber die Meldungen, die rein sportlich nur einen Schluss zulassen: der Wahnsinn ist ausgebrochen!

Fallbeispiel eins: der Berlin Marathon soll das Saisonhighlight werden, die 3-h-Marke endlich gebrochen werden. Das Training läuft gut, alles sieht vielversprechend aus. Dann aber reicht es nicht mehr, gleich ein paar Wochen später auch noch den Frankfurt Marathon laufen zu wollen, nein: exakt vier Wochen vor dem großen Wettkampf wird ein Ultra gelaufen. Zusätzlich nicht einmal ausgeruht, sondern im vollen Training und in Kombination mit einer 3-Tages-Belastung.

Fallbeispiel zwei: wieder reicht ein Saisonhighlight nicht, nach dem Ironman in Frankfurt muss unbedingt noch ein Marathon her. Dafür reichen doch sicher sieben Wochen Abstand? Wohl nicht für das Training, denn nur vier Tage vor dem Marathon muss unbedingt noch ein 20-km-Trainingslauf sein.

Das reicht hoffentlich an Beispielen. Natürlich gibt es viele attraktive Veranstaltungen und natürlich braucht es in unserer schnelllebigen Welt in immer kürzeren Abständen neue Erfolgsmeldungen. Ab einer gewissen Streckenlänge funktioniert "locker" aber nicht mehr. Außerdem kann man nicht immer Vollgas geben und dann immer noch Bestzeiten erwarten. Deshalb bitte:

Konzentration!

Die Profis machen es doch vor: nur sehr wenige, ausgewählte Rennen, dafür am Limit und eben richtig schnellen Zeiten. Will auch der Hobbysportler seine persönlich maximal mögliche Leistung abrufen, sollte nicht schon vorher Energie vergeudet werden. Natürlich braucht es dafür auch anstrengende Reize, die werden im Training aber auch vor- und nachbereitet. Ein Wettkampf ist immer ein Wettkampf. Je länger, desto fordernder.

Wie jeder wissen sollte wird man auch nicht während der Belastung, sondern in der Pause schneller! Nach dem General Adaptation Syndrome nach H. Selye (1978) und auch nach dem Prinzip der Superkompensation erfolgt die körperliche Anpassung an den Trainingsreiz stets erst in der Erholung nach dem Training. Be- und Entlastung ist der Schlüssel zum Erfolg.

Es war auch einmal normal, nach dem Marathon mehrere Wochen Pause zu machen, um sich nicht nur physisch, sondern auch mental wieder komplett zu erholen. Davon abzuweichen ist aber schon normal geworden, mit beeinflusst sicherlich vom Traillauf, wo über die Saison verteilt mehrere richtig lange Kanten gelaufen werden. Auch dort würde ich zur Konzentration raten, wobei sicher Einschränkungen aufgrund der unterschiedlichen Muskelbelastung durch das Auf und Ab gemacht werden müssen. Außerdem geht es dort nie um die erzielte Zeit, die Ergebnisse sind einfach nicht zu vergleichen.

Anders im Marathon. Dort gibt es Zeitgrenzen, an denen sich jeder orientiert. Sogar Laien haben oft eine Vorstellung davon, was die Zielzeiten bedeuten. Und dabei ist es eben unwichtig, was vier Wochen vor oder nach der Bestzeit war, allein die Zeit zählt.

Ach ja: in den letzten Tagen vor dem Rennen kann man an der Form nicht mehr schrauben. Da zählt nur noch Ruhe. Also selbstbewusst bleiben und lieber schlafen als noch einen Lauf einzuschieben. Der macht höchstens müde. Konzentration!

Beitrag von Markus Heidl
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