Als Patriotismus wird eine emotionale Verbundenheit mit der eigenen Nation bezeichnet. Im Deutschen wird anstelle des Lehnwortes auch der Begriff "Vaterlandsliebe" synonym verwendet, weiß die Wikipedia. Schwarz, Rot und Gold, danach schauen wir vor allem bei Olympia. Und dort wieder täglich auf den Medaillenspiegel, denn der hatte nur in Rio Pause. Irgendwie komisch meint Markus Heidl im Pro & Kontra, ging es nicht ums Überwinden von Grenzen?

Walter Wagner, 20. Februar 2018

Es gibt mehr Farben als nur

Schwarz, Rot und Gold!

von Markus Heidl

Als Patriotismus wird eine emotionale Verbundenheit mit der eigenen Nation bezeichnet. Im Deutschen wird anstelle des Lehnwortes auch der Begriff "Vaterlandsliebe" synonym verwendet, weiß die Wikipedia. Schwarz, Rot und Gold, danach schauen wir vor allem bei Olympia.

Ja, es finden derzeit wieder Olympische Spiele statt. Winterspiele diesmal, in Pyeongchang in der südkoreanischen Provinz Gangwon-do. Auch dort - wie im Sommer, und das macht Olympia mit aus - bekommen wir wieder Sportarten gezeigt, die wir sonst nur ganz am Rande mitbekommen. Auch hier allerdings wieder durch die patriotische Brille: ganz automatisch schauen wir vor allem auf die deutschen Athleten, auch die Moderatoren sind ganz klar parteiisch. Und dann gibt es da noch den Medaillenspiegel, der den Wettkampf über alle Disziplinen klar und deutlich aufzeigt: es geht darum, die erfolgreichste Nation zu sein. Gemessen wird das anhand der Anzahl der Medaillen.

Irgendwie komisch, soll es bei Olympia doch eigentlich darum gehen, Grenzen zu überwinden, Freundschaften zu schließen und nicht, die Nationen in verschiedene Lager zu spalten. Von den Athleten selbst hört man immer wieder, dass man sich auch mit den Konkurrenten persönlich gut verstehe. Von außen aber entsteht der Eindruck, dass vor allem der Olympische Gedanke lebt, wenn die Zuschauer von anderer Nationalität sind als sämtliche Athleten, sodass objektiv beobachtet werden kann.

Dann wird gemeinsam gefeiert.

Aber warum eigentlich? Warum schauen wir zuerst auf die Nationalität? Sicher haben die wenigsten von uns die Athleten persönlich getroffen, eine persönliche Beziehung oder gar Einfluss auf deren Leistung. Die Gemeinsamkeit scheint die gleiche Herkunft zu sein. Logischerweise müsste man dann aber als Niedersachse oder Nordrhein-Westfale beim Eisschnelllaufen für die Niederländer klatschen und als Saarbrückener ab und an die Franzosen anfeuern. Geografisch ist das näher - aber irgendwie nicht dasselbe.

Was wiederum zum nächsten Warum führt: warum fühlt man sich eigentlich seinem Vaterland verbunden? Im Grunde ist es doch Zufall, wo man geboren wird, eine eigene Leistung zumindest ist es nicht. Man kann bei der Auswahl seiner Eltern nie vorsichtig genug sein, sagt mein Vater immer.

Als Anregung an unsere TV-Anstalten fände ich es gut, auch die Hintergründe der nichtdeutschen Athleten genauer gezeigt zu bekommen. Auch dort wird hart gearbeitet, gibt es Dramen und Glücksgefühle und sehr sympathische Wettkämpfer, die ihren Sport lieben. Wieder einmal sind es die persönlichen Geschichten, die den sportlichen Wettkampf mit prägen und umso spannender machen. Generell verschieben sich die Fangemeinschaften auch dadurch, dass man den meisten durch Social Media gefühlt sehr nah sein kann. Da freut man sich mit, wenn sich die harte Arbeit lohnt.

Schließlich wären da auch noch die erneuten Enthüllungen von Hajo Seppelt. Manchmal scheinen alle gedopt zu sein, dennoch bleibt der Glaube an das Gute im Menschen und den sauberen Sport. Vor allem eine Idee bleibt aber: die der Olympischen Athleten. Wie wäre es, alle Wettkämpfer als olympische Athleten antreten zu lassen, um sich unvoreingenommen von den Weltklasseleistungen beeindrucken zu lassen? Oder aber nach persönlicher Sympathie zu gehen, ohne vom Nationalstolz abgelenkt zu werden? Ich persönlich feuere auf der Schlussrunde nicht immer dieselben an wie der Moderator. Und wenn man einmal die Gelegenheit bekommt, dem internationalen Kommentar zu lauschen - ich verspreche, es ist ein ganz anderes Sporterlebnis!

Beitrag von Markus Heidl
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