Firmenläufe genießen Liebhaber unter Laufsportlern. Wo sonst kann sich der ambitionierte Vereinsläufer bei den Arbeitskollegen besser profilieren? Aber es gibt auch jene, die um keinen Preis mit in die Ölsardinenbüchse steigen. Warum den untrainierten Kollegen zu einer Bühne verhelfen? Sport ist nichts, was man einmal im Jahr praktiziert, sondern ist mit jahrelangem Training verknüpft. Für Laufveranstalter bieten Firmenläufe eine Heerschar potentieller Laufkunden, man müsste sie dort nur abholen. Zum Für und Wider macht sich Markus Heidl so seine Gedanken.

Walter Wagner, 16. Juni 2017

Firmenläufe - wer ist
eigentlich J P Morgan?

von Markus Heidl

Während es viele unterschiedliche Firmenläufe gibt, ist die JPMorgan Chase Corporate Challenge sicherlich der bekannteste. Die Challenge ist eine Firmenlaufserie, die jährlich in Großstädten wie New York City, Chicago, London, Sydney, Johannesburg und Singapur ausgetragen wird. Für Superlative in Hinblick auf die Teilnehmerzahlen sorgt vor allem Frankfurt, wo schon seit 10 Jahren etwa 70.000 Läuferinnen und Läufer auf die Strecke gehen.

 

Genau hier liegt eines der Probleme eines solch riesigen Laufs. Zwar ist es schön, wenn durch viele Teilnehmer auch mehr Spenden für den guten Zweck zusammenkommen, von einem gemeinsamen Lauf kann aber kaum die Rede sein. Während die ersten nach einer Viertelstunde bereits im Ziel sind, sehen die meisten noch nicht einmal die Startlinie. Und einmal auf der Strecke werden die 5,6 km (dreieinhalb Meilen) entweder zum Hindernislauf oder zum "stop & go".

Bei dieser Masse an Läufern könnte man als jemand, der von der positiven Wirkung unseres Sports auf Körper und Geist überzeugt ist, darauf hoffen, dass so mancher, der durch die Firma in Richtung Laufsport gedrängt wird, hängenbleibt.

In der Realität laufen jedoch meist nur die mit, die sowieso schon regelmäßig die Laufschuhe schnüren oder solche, für die der Lauf eine einmalige Betätigung ist. Davor und danach bleiben die Trainingseinheiten spärlich.

Von manchen, die schon laufen, wird immerhin das von einigen Firmen angebotene Trainingsprogramm wahrgenommen, wodurch sich auf den Firmenlauf vorbereitet werden soll. Hier liegt der große Vorteil für die Firmen, die ihre Angestellten zum Event schicken: unter den Kollegen entsteht ein Netzwerk, dass von den beruflich alltäglichen Verbindungen gelöst ist. Ein Vernetzen über alle Stellungen und Ebenen hinweg ist möglich. Im Laufsport sind eben alle gleich, egal ob Chef oder Neueinsteiger, gleich welcher Status und Herkunft. Laufsport kennt keinen Rassismus.

Auch vor und nach dem Lauf an sich kann man die Kollegen einmal auf ganz andere Art kennenlernen. Auch wegen der Mannschaftswertung bietet sich die Chance für eine neue Form des Firmenzusammenhalts, eine Form des Wir-Gefühls, dass bei geschickter Führung auch ins Alltagsgeschäft übertragen werden kann. Durch die kurze Streckenlänge ist der Lauf zudem für jeden machbar, solange - wie für die meisten Teilnehmer offensichtlich - nicht die Leistung, sondern das gemeinsame Sporterlebnis im Vordergrund steht. Ohnehin ist der Lauf wegen der krummen Strecke sportlich ohne Wert.

Ein Aspekt, der offiziell unterstrichen wird: "Bei diesem Lauf geht es erst in zweiter Linie um Sport, wichtiger sind Werte, die von den Unternehmen als erstrebenswert betrachtet werden: Teamgeist, Kommunikation, Kollegialität, Fairness und Gesundheit." Dennoch gibt es für die schnellsten Teams (Männer, Frauen und Mixed) erstrebenswerte Preise: die schnellsten Teams qualifizieren sich für den Championship-Lauf, der meist mit einer schönen Reise verbunden ist. Außerdem fällt etwas Aufmerksamkeit für die Firma ab - gute Werbung! Eine Zwickmühle: beim Firmenlauf scheint niemand so recht zu wissen, worauf der Fokus denn nun liegt.

Auch die Spendengelder für einen jährlich wechselnden guten Zweck, um auf diesen Aspekt zurückzukommen, sind für die hohen Startgelder von (in Frankfurt) 22 Euro mit lediglich 1,80 € recht gering. Immerhin wird die zusammenkommende Summe von der JPMorgan Chase & Co. verdoppelt!

Immerhin - wir haben etwas gelernt: John Pierpont Morgan (1837-1913) war ein US-amerikanischer Unternehmer und der einflussreichste Privatbankier seiner Zeit. Die JPMorgan Chase & Co. ist eine US-amerikanische Bank mit Sitz in New York City. Basierend auf der Bilanzsumme von mehr als 2.300 Mrd. US-Dollar ist sie die größte Bank der USA und laut Forbes das weltweit zweitgrößte an einer Börse notierte Unternehmen. Sie entstand im Jahr 2000, als Chase Manhattan Bank mit J.P. Morgan & Co. fusionierte. Gute Werbung also auch an dieser Stelle.

Beitrag von Markus Heidl
Fotos © Reinhold Daab

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