Marathonweltrekord als Thema. Ja sogar die 2-Stunden-Schallmauer soll knallen. Und das ohne Doping! Besseres Material soll ein entscheidender Mosaikstein sein. Das Foto der Nike-Wettkampfschuhe eines kenianischen Berufsläufers stimmt mich nachdenklich. Da dürfte mit besseren Schuhen schon ein, zwei Minuten drin sein. Okay, die Weltbesten sind anders ausgestattet. Doch zeigten in Berlin die mobilen Einlegesohlen Defizitäres auch in der Eliteliga auf. Freuen wir uns auf einige Jahre Rekordjagd und aufs mediale Interesse.

Markus Heidl sorgt sich um die Sauberkeit im Sport im Pro & Kontra

Walter Wagner, 22. Dezember 2016

Breaking2 - Marathon unter zwei Stunden

von Markus Heidl

Der Marketing-Gag ist geglückt: da wählt man als Ausrüster drei Marathonläufer aus, forscht am "perfekten" Material und kündigt für das nächste Jahr an, dass die zwei Stunden über die Marathondistanz fallen sollen. Die einen sind skeptisch, die anderen begeistert - aber alle reden darüber: Ziel erreicht!

So weit, so gut. Es scheint aber mehr Ansporn hinter dem Projekt zu stehen als nur das mediale Aufsehen. Denn dass die zwei Stunden irgendwann gebrochen werden, scheint mathematisch gesehen nur eine Frage der Zeit. Und da möchte natürlich jeder Sportartikelhersteller sein Logo auf der Siegerpose verewigt wissen, wenn diese Schallmauer durchbrochen wird.

Warum dem Ganzen also nicht ein wenig nachhelfen? Gerüchten zufolge ist Nike nicht die einzige Firma, die Projekte in dieser Richtung laufen hat. Für die Hersteller steht natürlich vor allem das Material im Fokus: ein Schuh, durch dessen revolutionär neue Machart es dem ersten Menschen möglich war, einen Marathon unter zwei Stunden zu laufen, lässt sich danach sicher gut verkaufen. Ebenso wie das perfekt aerodynamische Trikot und was den Entwicklern noch alles einfallen mag. Laut der Pressemitteilung zum Breaking2-Projekt arbeiten Weltklasse-Experten der Bereiche Biomechanik, Training, Design, der Ingenieurwissenschaften, der Materialentwicklung, der Ernährung sowie der Sportpsychologie und -physiologie zusammen. Alle gemeinsam mit dem Ziel, den perfekten Lauf möglich zu machen.

Nun, ganz offensichtlich wurde ein Bereich vergessen. Oder in der Hoffnung weggelassen, es würde nicht auffallen: die Medizin. Denn zynisch gesprochen ist es nicht die Frage des richtigen Materials, wer zuerst unter zwei Stunden läuft, sondern die nach dem besten Doktor.

Und genau deshalb bin ich alles andere als begeistert von dem neuaufgelegten alten Projekt. Ich persönlich möchte gar nicht, dass die zwei Stunden durchbrochen werden. Weil es mir ehrlich gesagt egal ist, ob die Schallmauer unter Idealbedingungen unterboten werden kann oder nicht.

Als Leichtathletik-Fan durch und durch interessieren mich hingegen zwei andere Sachen. Brennend! Zum einen wären dies große Duelle zwischen Läufern auf annähernd gleichem Leistungsniveau, die unabhängig von der Zeit richtig spannend sind - wie zuletzt beispielsweise beim Berlin-Marathon. Oder auch bei der ein oder anderen Winterlaufserie, wo es hin und her geht und am Ende der gewinnt, der den größeren Willen hat. Das gibt es bereits.

Zum anderen interessiert es mich natürlich, wie schnell ein Mensch die Marathondistanz zurücklegen kann - solange die Regularien, sprich Anti-Doping-Gesetze, eingehalten werden. Das wäre aus meiner Sicht viel eher ein Projekt, in das investiert werden sollte. Dafür könnte man ebenso die besten Marathonläufer auswählen und parallel am Material forschen, während Mittel dafür bereitgestellt werden, die Athleten unabhängig und kontinuierlich zu überprüfen. Als Resultat steht der nachgewiesen sauber erzielte Weltrekord. Ein Aushängeschild, das ein viel positiveres Image ausstrahlt, oder nicht? Das wäre ein revolutionär neuer Ansatz!

Dann - und nur unter diesen Bedingungen - heiße ich es auch gut, wenn das perfekte Rennen gesucht wird. Aber "Breaking2" klingt natürlich cooler.

Beitrag von Markus Heidl
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