Parallelen, die gibt es schon, aber für alle unterschiedslos, dies ist ein Marathon keineswegs. Wo gibt es das Startgeld? Diese Frage einer Eliteläuferin demonstrierte mir einst so eine Abweichung, war Startgeld bis dato für mich grundsätzlich eine Zahllast und kein zweites Einkommen. Auch die Startaufstellung erfolgt für Könner bequem und kurzfristig, während die Masse meist dicht gedrängt lange ausharren muss. Dies betrifft den Stadtmarathon, bei den Landschaftsläufen ist in der Regel Platz ohne Ende. Dabei ist auf dem Land überhaupt vieles besser - und gleicher. Nur Bestzeiten sind meist nicht drin und ein großer Bahnhof erwartet selbst die schnellsten nicht. Die Herausforderung bleibt und im Ziel ist jede(r) ein(e) Marathoni.

Weiteres, herausgearbeitet von Markus Heidl, im folgenden 'Pro & Kontra'.

Walter Wagner, 10. Oktober 2016

Der Marathon -

für alle gleich?

von Markus Heidl

"Man nenne mir eine Sportart, in der die absolute Weltspitze im gleichen Wettkampf antritt, wie der absolute Hobbyathlet! Und wo die Leistung direkt miteinander vergleichbar ist". Die Rede ist - na klar - vom Marathon. Aber ist dieser Wettkampf, um den sich wahre Mythen ranken und der sogar im normalen Sprachgebrauch verankert ist, der ganze Großstädte mobilisiert und Menschen verändert, über die Leistungsklassen hinweg überhaupt vergleichbar?

Spätestens mit dem, sowohl aus deutscher wie auch internationaler Sicht, phänomenalen Berlin-Marathon wurde die Herbstsaison 2016 eingeläutet. Eine Herbstsaison, die auch von den Olympischen Spielen beeinflusst wird. Denn wer dort lief, wird im Herbst keinen weiteren Marathon in Angriff nehmen. Zu kurz ist die Regenerationszeit, um sich ausreichend zu erholen und anschließend gezielt ein weiteres Mal vorzubereiten.

Und hier muss die Fragestellung eingeschränkt werden. Denn wenn es darum geht, die verschiedenen Leistungsklassen zu vergleichen, dann nur auf der Basis, dass die persönlich bestmögliche Leistung abgerufen werden soll. Gerade im Breitensport ist dies immer seltener der Fall. Teilweise werden auch Ultradistanzen immer häufiger in Angriff genommen, rudimentär vorbereitet, ohne eine Saisonplanung mit Erholungszeiten - man meint gar ohne Sinn und Verstand. Diese Leistung(en) ist nicht vergleichbar.

Sehr wohl vergleichbar ist es aber - ganz gleich ob Profi oder Novize - wenn sich mit voller Konzentration über Monate hinweg auf Tag X vorbereitet wird. Dabei können die Ziele ganz unterschiedlich sein: Vom Gesamtsieg über eine bestimmte Zeit bis hin zum "bloßen" Ankommen. Dann nämlich ist für alle die Aufregung gleich, die Anstrengungen im Training außergewöhnlich, das richtige Angangstempo eminent wichtig und am Ende Biss gefragt. Und wer schläft schon in der Nacht vor dem Rennen so richtig ruhig?

Gleich, ob nur drei oder auch acht Minuten für den ersten Kilometer angelaufen werden, wichtig ist, nicht zu schnell loszulegen und den eigenen Rhythmus zu finden. In der Anstrengung zu entspannen. Möglichst lange, damit das Rennen bei Kilometer 30 auch wirklich losgehen kann. Während die Schnellsten, die sich am Anfang verzocken austeigen, quälen sich die anderen meist mit Gehpausen bis ins Ziel. Dabei sind Hasen für alle eine große Hilfe.

Auch die Anfeuerungen vom Streckenrand sind für alle gleich. Wie Lärm und lautes Geschrei Kräfte freisetzen können, ist unglaublich! Schmerzverzerrte Gesichter wandeln sich nicht selten zu einem Lächeln. Gekämpft wird bis zum Schluss, denn am Ende zählt vor allem eins: anzukommen. Ob zwei Stunden oder sechs, im Ziel ist jede/r Marathoni.

Der Marathon ist und bleibt die Königsdisziplin. Und durchgehend ein spannendes Rennen, von vorne bis hinten: Bleiben die Splits konstant? Wer kommt vor wem ins Ziel? Wer hat die größten Qualitäten als Beißer? Wer trifft den Hammermann und wer nicht?

Man könnte die Fernsehübertragungen aufpeppen und neben der Spitze auch den ein oder anderen Hobbyathleten herauspicken. Und berichten. Auch weiter hinten gibt es spannende Geschichten, die sich eigentlich immer innerhalb der magischen 42,195 Kilometer erzählen lassen. Vielleicht stecken sich dann nochmal mehr mit dem Virus an?

Beitrag von Markus Heidl
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