Das Ranking reicht von millionenschweren Verträgen und Prämien bis zu sehr bescheidenen Geldpreisen oder geldwerten Vorteilen. Je geringer der Betrag, desto zahlreicher werden die Nutznießer. Wobei es auf der Hand liegt, dass die Geber genau darauf achten, ob sich ihre Wohltat für sie rechnet. Auf der Nehmerseite scheinen Hemmschwellen total verloren zu gehen. Hauptsache man bekommt etwas und sei es nur ein besonderer Rabatt.

Keine Frage, wir alle sind käuflich. Allein für welchen geringen Vorteil wir uns vor den Karren spannen lassen, sollte nachdenklich stimmen. Dass es nicht der Preis ist, sondern das Gefühl, so etwas wie ein Profi zu sein, könnte das Mitmachen beim Sportsponsoring erklären. Wo die werbende Masse letztlich die Kasse klingeln lässt, wird man an diesem System Gefallen finden. Sollten laufende Litfaßsäulen eine angemessene Gegenleistung einfordern, dann dürfte sich dieser Hauch vom ‚Profisport' im Nichts auflösen. Es sind die Auswüchse, auch bei den Assen, mit denen sich Markus Heidl im Pro & Kontra Beitrag beschäftigt.

Walter Wagner, 2. September 2016

Über den bezahlten Sport

Schon sind sie wieder vorbei, die Olympischen Spiele. Drei Beiträge in Pro & Kontra haben dem Großereignis genüge getan. Mal haben wir mitgefiebert, mal ausgeschaltet. Und manchmal haben wir den Kopf geschüttelt. Teilweise ist man froh, dass es jetzt vorbei ist.

Was wir gesehen haben, am Rande aller Zweifel, war natürlich auch Show, Selbstinszenierung. Manche trieben es zu weit, andere, wie der jamaikanische Sprintsuperstar, sind nur deshalb so beliebt. Man kann davon halten, was man will - den Sponsoren gefällt es. Die Frage ist, wo die Grenzen sind. Und was Vorrang hat: die Leistung oder die Darstellung.

Im amerikanischen Team beispielsweise ist von der USATF sehr genau geregelt, was vom Teamsponsor kommen muss und was nicht. Unterschreiben müssen die Athleten, dass sie am Trikot nichts ändern, entfernen oder verdecken. Ausgenommen aus der "Uniform" (die beispielsweise auch die Socken oder den Sport-BH umfasst) sind lediglich Sonnenbrillen, Uhren und die Schuhe.

Emma Coburn hatte für die USA im Hindernisrennen der Frauen, in dem auch "unsere" Gesa so formidabel lief, Historisches geschafft: mit ihren 9:07,63 min lief sie nicht nur zu einem neuen Kontinental-Rekord, sondern holte auch die erste Medaille im Olympischen Hindernisrennen der Frauen für ihr Land. Ein Tag für die Ewigkeit! Doch bevor es auf die Ehrenrunde ging, gar bevor sie eine Flagge nahm, galt ihr erster Gedanke den eigenen Schuhen. Diese wurden ausgezogen und über die Schulter gehängt. Auf allen Siegerfotos war so der Sponsor zu sehen, Regel Nr. 40 umgangen.

Wo also liegt der Fokus - wobei in diesem Fall an der Leistung nichts bemängelt werden kann. Wenn Dabeisein alles ist, warum werden dann doch am Ende nur die Medaillen gezählt?

Es fängt schon auf "unserer" Ebene an: die wenigen Sponsoren, die es gibt, wählen nicht danach aus, wer am schnellsten unterwegs, sondern danach, wie groß die Reichweite der Berichterstattung ist. Gezählt werden nicht mehr Sekunden auf der Zieluhr, sondern Klicks im Netz. Und auf den Wettkämpfen, im Training - selbst im Alltag gelten immer mehr Gedanken daran, wo es ein Foto geben könnte.

Für die Zuschauer entstehen natürlich fantastische Aufnahmen, die den Atem rauben und zum Träumen anregen. Die unsere wunderbare Welt von der besten Seite zeigen. Hinweggetäuscht wird aber über Tiefpunkte und Abschnitte, auf die man gerne verzichten kann. Dunkle Nächte, durch die man hindurch muss, Schmerzen, die kein Foto einfangen kann.

Wobei es eine Ehre ist, wenn man von einer Marke ausgestattet wird, um diese zu tragen und damit zu repräsentieren. Auch die Wahrnehmung ist mittlerweile anders geworden, wenn darauf geachtet wird, was andere - insbesondere die "Guten" - tragen.

Andererseits bewahrheitet sich zum Teil auch hier wieder ein altes Sprichwort: einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Denn das Sponsoring ist mit Verpflichtungen verbunden und damit gleichzeitig Einschränkung. Schlecht gelaufen ist es dann, wenn das eine gesponserte Paar Schuhe verbraucht und vom eigenen Geld nur diese Marke nachgekauft werden darf, insbesondere dann, wenn andere Materialien besser sind.

Die Entwicklung hat schon längst begonnen. Ersetzen wir den bezahlten Sport, der keinen Spaß vermittelt, durch Selbstinszenierung, die oft nur Augenwischerei ist? Mit unseren "Likes" entscheiden wir mit.

Beitrag von Markus Heidl
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