8.12.24 - 49. itdesign-Nikolauslauf Tübingen2 Frauen und 3 Männer kämpfen um den jeweiligen Gesamtsieg Tübingen knackt die 3.000er Grenze Lorenz Baum läuft "unterirdisch" Downhills |
von Günter Krehl |
Den Tübinger Nikolauslauf zu loben ist eigentlich wie "Eulen nach Athen tragen". Also müsste man nichts sagen über die wie immer grandios funktionierende Organisation, man könnte sich die Wiederholungen sparen, da fast alles in den vielen Jahren zuvor schon gesagt wurde. Aber Perfektes als selbstverständlich hinzunehmen und darüber zu schweigen wäre einfach zu schwäbisch: "Net gschimpft isch gnug globt".
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Neu war dieses Jahr, dass die Starterlisten nicht mehr aushingen. Kurz mit dem Smartphone scannen und alle Namen waren parat. Natürlich gab es auch einige Stimmen, die das nicht gut fanden, weil die betreffenden Athleten ihr Gerät nicht zu Hand hatten oder wirklich einige wenige ein solches Gerät nicht besitzen. Cheforganisator Gerold Knisel nannte zu Recht, dass in der heutigen Zeit 30 lange Listen auszuhängen nicht nur Papier verbraucht, sondern auch zu unnötigen Staus führt. Eigentlich sollte man schon zu Hause in Ruhe die Starterliste studiert haben, um dann entspannt anzureisen. |
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Laufrausch der über 3000 beim 49. itdesign-Nikolauslauf Tübingen |
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Im Vorjahr hatte der Winter beim 48. Lauf ein kurzes Intermezzo gegeben, minus 7° am Start und eine herrliche Winterlandschaft sorgten damals für ein besonderes Feeling.
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Dieses Mal lag die Temperatur um den Gefrierpunkt, die Startgerade war eine Stunde vor dem Rennen noch etwas frostig, beim Lauf war dann die Glätte verschwunden und im Wald gab es schon aufgeweichte Passagen. Bei kaum spürbarem Wind herrschten phantastische Laufbedingungen und es konnte mit wesentlich schnelleren Zeiten als im Vorjahr gerechnet werden. |
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Einen Laufreport ohne den Bettelweg in der Kamera zu haben ist eigentlich unvorstellbar. Aber nach vielen Jahren der Tradition musste oder besser wollte ich dieses Jahr damit brechen. Dass dies eine suboptimale Idee war musste ich leider erkennen. Beim Trab zwischen Kilometer eins und zwei fielen mir die vielen Hinterlassenschaften der Pferde auf. Als einzelner Läufer umkurvt man natürlich, im großen Feld tritt man platt, da merkt man überhaupt nicht, dass da ein "Problem" am Boden liegt.
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Das Führungsquartett mit Florian von Muschwitz (TV Konstanz), Simon Stützel (Intersport Räpple), Lorenz Baum (LAV Stadtwerke Tübingen) und Linus Vennemann (LG Osnabrück) war nach einem guten Kilometer dem Feld schon weit vorausgeeilt. Die nächste Hundertschaft kam in kleineren Gruppen, teilweise einzeln aber immer wieder mit etwas Luft dazwischen an mir vorbei. Als führende Frau erblickte ich Hannah Arndt, 10 Meter dahinter lag ein Trio mit Tsambika Jäger, Sophie Stolte und Antonia Schiel. |
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Was danach folgte war der vielgenannte Zug der Lemminge. Keiner dieser Athleten plante Selbstmord. Statt sich über Klippen ins Meer zu stürzen eilten sie alle dem Bettelweg zu, auf dem sie sich nach oben stürzen wollten. Minutenlang rauschten die weiße, die blaue und die gelbe Startgruppe an mir vorbei. Ein Bild zu schießen, ohne Athleten vorne und hinten durchzuschneiden, war fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Klug ausgedacht um die Spitze erneut zu sehen, war der Weg zu Kilometer 8,8 nicht weit. Erschreckenderweise hatte mich die unendliche Schlange so blockiert, dass ich nur mit größter Mühe vor den Führungsradfahrern den Zuschauerhotspot Holderfeld erreichte. Die einmalige Stimmung an dieser Stelle hatte ich in den Vorjahren nicht so intensiv erlebt, sie ist dem Bettelwegfest ebenbürtig. Leider war ich danach an vorzüglicher Fotoposition mehr oder weniger festgesetzt. Aus dem Quartett war ein Trio geworden. Der vielseitige Osnabrücker war zurückgefallen und lief als Gesamtvierter nach 1:11:54 ein einsames Rennen. Er hat persönliche Bestzeiten von 800 m (1:51,34), Hindernis (9:01,26) bis Halbmarathon (1:08:05).
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Als 5. und 6. liefen Jonas Haiß (TSV Riedlingen, 7. in 1:13:13) und Sascha Chalek (LAV Stadwerke Tübingen 6./1.M45 in 1:12:49) vorbei. 100 Meter dahinter folgten Niklas Unger (LAV Stadtwerke Tübingen, 8. in 1:13:39) und Felix Otto (Post SV Tübingen), der sich mit 1:12:43 noch auf Rang 5 vorarbeiten konnte. |
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Kurz vor Kilometer 9 war aus dem Quartett ein Trio geworden - Florian von Muschwitz (in Rot), dahinter Simon Stützel und Lorenz Baum (in Blau) | Platz 4 für Linus Vennemann |
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Dann endlich bekam ich die einträchtig nebeneinanderlaufenden Tsambika Jäger (Intersport Räpple) und Antonia Schiel (LAV Stadtwerke Tübingen) vor die Linse. Hannah Arndt (Intersport Räpple) folgte mit großem Abstand. Auch Sophie Stolte, vereinsmäßig besonders auf kürzeren Strecken für die LV Pliezhausen 2012 aktiv, belegte nun im 3. Jahr hintereinander mit 1:24:55 Platz 4. Sie und Miriam Thies, mit Startrecht für TuS Köln rhh (5. in 1:25:13) waren ebenfalls für Team Räpple unterwegs. |
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Katrin Köngeter (Post-SV Tübingen), die Siegerin des virtuellen Rennens, hatte Sandra Burkhardt im Schlepptau und konnte am Ende Platz 6 mit 1:25:25 gegenüber ihrer Verfolgerin sichern; diese benötigte 1:25:44. Die vielfache Siegerin Anais Sabrie (LAV Stadtwerke Tübingen, 9. in 1:28:42), im Vorjahr noch Zweite, erklärte, dass sie nun beruflich voll eingestiegen sei und deshalb nicht mehr so intensiv trainieren würde. Immerhin hatte sie in den Bergen schon Weltklasseresultate erzielt. Sie musste Platz 8 noch an Laura Mazzocca vom TF Feuerbach abgeben, die 1:27:36 benötigte.
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Jonas Haiß (7.) vor Sascha Chwalek (6.) | Niklas Unger (8.) und Felix Otto (5.) haben gemeinsam den Zuschauerhotspot Holderfeld passiert |
Zum Kilometer 13 kämpfte ich mich dann doch vorsichtig an Läufern und Zuschauern vorbei nach unten. Die Spitze war natürlich längst durch und die Verfolger wurden von einer kleinen Zuschauergruppe auch dort kräftig angefeuert.
Wieder zurück zum Holderfeld, am Wegrand durch die Matsche, am Zuschauerspalier
vorbei, kamen mir die Massen weiterhin in breiter Front auf dem asphaltierten
Wirtschaftsweg entgegen, um in Kürze auf die zweite und längere Runde
zu gehen. Plötzlich jagten 3 Radfahrer in schnellem Tempo daher und trieben
das Feld mit lauten Rufen auf die linke Seite. Dieses folgte zumeist vorbildlich
und bot dem führenden Titelverteidiger Platz. Simon Stützel war zu
diesem Zeitpunkt eigentlich noch in Sichtweite von Baum. Der Läufer der
LG Region Karlsruhe hat mit 1:03 und 2:16:09 überragende Bestzeiten aufzuweisen
und hält so manchen Streckenrekord. Trotz seiner großen Erfahrung
verpasste er im Strom der vielen Sportler, die in die 2. Runde liefen die Abzweigung
zum Ziel. Dadurch verspielte er seine 25 Meter Vorsprung vor seinem Verfolger
Florian von Muschwitz. Dieser reagierte sportlich fair und kämpfte auf
der Zielgeraden nicht mehr um Platz zwei mit dem Karlsruher, so dass Stützel
mit 1:09:23 zu 1:09:27 bei seinem ersten Start in Tübingen Platz 2 erreichte.
Bei den Frauen konnte sich Tsambika Jäger beim 2. Bettelweganstieg absetzen und in starker Endzeit von 1:19:47 bei ihrem 1. Halbmarathon einen ungefährdeten Sieg herauslaufen. Antonia Schiel blieb mit 1:20:16 ebenfalls annährend 4 Minuten unter der letztjährigen Siegerzeit, auch sie bestritt diese Distanz zum ersten Mal. Hannah Arndt sicherte sich in 1:24:07 Platz 3.
Der Laufreporter wird langsam alt. Nur 50% der auf dem roten Sofa sitzenden Siegerinnen und Sieger waren ihm ein Begriff. Bei der Pressekonferenz gab es einige überraschte Gesichter, hatte doch Lorenz Baum letzte Woche in Valencia einen Marathonlauf bestritten. Mit seiner 2:19 war er nicht zufrieden gewesen, hatte er doch mit Magenproblemen zu kämpfen. Auf der gewiss wesentlich schwereren Strecke in Köln war er letztes Jahr bei Hitze mit persönlicher Bestzeit von 2:15:56 sensationell Deutscher Meister geworden. Etwas vorsichtig ins Rennen gegangen, merkte er, dass er in Spanien nicht alle Körner verschossen hatte und forderte seine Konkurrenten besonders in den Downhillpassagen, die er Zitat "unterirdisch" absolvierte. Mit 1:08:58 lief er genau 1:53 Minuten schneller als bei seinem Sieg im Vorjahr.
Simon Stützel hat schon viele unterschiedliche Strecken erlebt, Tübingen war ihm ein Begriff, aber erst heuer konnte er seinen Start realisieren. Ich nehme fest an, dass er einen 2. Anlauf wagen wird und dann die verpasste Kurve auf der Ideallinie absolvieren wird. Florian von Muschwitz ist einer der seltenen Superathleten, bei denen man keinen Eintrag in der Athletendatei und auch nicht in der DLV Bestenliste findet. Ich kenne nur einen Florian aus Konstanz mit anderem Namen und gleichem Jahrgang. Und Gerold Knisel bestätigte meine Annahme, dass es sich um den früheren Florian Rösner handelt, der vor einer Woche geheiratet und den Namen seiner Frau angenommen hatte. Damit waren mir nur noch 33,3% der Sportler auf dem roten Sofa unbekannt gewesen.
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Simon Stützel kurz vor dem verhängnisvollen Geradeauslaufen | Florian von Muschwitz geborener Rösner - man muss sich an den neuen Namen in den Ergebnislisten gewöhnen |
Einen anderen Namen werde ich so schnell nicht mehr vergessen: Tsambika Jäger. So besonders ihr Vorname, so besonders ihre Laufkarriere. Vor 8 Jahren mit "unscheinbaren" Zeiten verzeichnet, erfolgte nach 6 Jahren Pause ein kometenhafter Aufstieg. In diesem Jahr lief sie bereits im Trikot der LV Pliezhausen 2012 persönliche Bestzeiten von 800 Meter bis 5.000 Meter (17:07), nun steht eine sechste, die Platz 6 in Württemberg bedeuten würde. Ein ähnlicher Laufdiamant ist Antonia Schiel, die erst seit 2022 für Tübingen am Start ist. Ihre Bestzeiten 5.000 m (16:07) und 10 km (34:49) geben Anlass zu großen Hoffnungen für die Zukunft. Ein alter Hase dagegen ist die junge Mutter Hannah Arndt, die mit ihrem Töchterchen auf dem roten Sofa Platz genommen hatte. Sie ist seit 15 Jahren ohne Unterbrechung in den Bestenlisten zu finden, nur ein Marathon fehlt bisher noch.
Nicole Schwindt (LAV Stadtwerke Tübingen) war mit dem festen Ziel ins Rennen gegangen, die relative Altersklassenwertung zu gewinnen. Gerold Knisel läuft in der Regel im Mittelfeld mit, um die Stimmung unter den Teilnehmern zu erleben. Als er auf seine Teamkameradin aufgelaufen war, spornte er sie an, noch unter die 1:45 zu kommen. Dies gelang mit 1:44:40 souverän, ihr Vorsprung in der W65 war mit knapp 8 Minuten deutlich. Das angestrebte Ziel mit einer umgerechneten Zeit von 1:13:58 war noch beeindruckender. Gesamtsiegerin Jäger wurde mit ihrer 1:19:47 immerhin Zweite vor Brigitte Kugler-Hillinger (W75) mit 1:19:52 und Antonia Schiel (1:20:16). Bei den Männern siegte Urgestein Luigi de Franceschi (M60) mit 1:05:07 vor Thomas Jäger (M65) in 1:06:58 und den zeitgleichen Simon Stützel (M35) und Sascha Chwalek (M45) mit 1:07:53.
Mit 928 Frauen und 2.209 Männern im Ziel kam die Rekordteilnehmerzahl 3.137 zustande. Das ist eine Steigerung von 324 Sportlern gegenüber 2019. Potential hätte der Lauf sicher für 5.000 Teilnehmer meinte Gerold Knisel. Beim Jubiläum im nächsten Jahr gibt es sicher eine weitere Steigerung. Da die Überrundungen bei mehr Teilnehmern irgendwann mal noch schwieriger werden, wäre eventuell eine Streckenverlegung auf der 2. Runde über den Heuberger-Tor-Weg und den Stockwiesenweg in Betracht zu ziehen.
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Letzter Anstieg vor den beiden ebenen Schlussgeraden | Nur noch wenige Meter bis zum Ziel |
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Der Probelauf 3 Wochen vor der Veranstaltung mit etwa 800 Teilnehmern war wieder ein großer Erfolg, ebenso die Kooperation mit den hiesigen Schulen. Bei dieser Veranstaltung legten hunderte Schüler eine Strecke von 10 Kilometer zurück.
77 Männermannschaften mit je 5 Teilnehmern kamen in die Wertung. Einen Doppelsieg gab es für die LAV Tübingen vor 3 weiteren Tübinger Mannschaften. Bei den Frauen kommen 3 Teilnehmerinnen in die Wertung, unter 56 Teams siegte Intersport Räpple vor 3 Tübinger Trios.
Der virtuelle Nikolauslauf über 10 Kilometer war wieder ein großer Erfolg. Mit 568 Teilnehmern gab es eine Steigerung um mehr als 100 Teilnehmer. Bogdan Stein (35:15) und Katrin Köngeter (39:45) waren die Schnellsten.
Am 7. Dezember steigt das 50. Jubiläum. Dann kann man wieder 250 ehrenamtliche Helfer fragen, die in Tübingen "alles wissen" was die Veranstaltung betrifft. Man darf gespannt sein, was sich die Organisatoren "Besonderes" einfallen lassen und welche "Unbekannten" den Laufreporter erneut positiv überraschen.
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Bericht und Fotos von Günter Krehl |
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