8.12.24 - 32. Advents-Lauf in Reichelsheim/OdenwaldFamiliäres Odenwald-Cup-Finale von der Sonne verwöhnt |
von Constanze & Walter Wagner |
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Nun ist´s schon Usus, der Adventslauf in Reichelsheim im Odenwaldkreis findet alljährlich am 2. Advent statt. Dies soll auch weiterhin so bleiben und 2025 die Teilnahme am Lang-Lauf-Cup hinzukommen, in den gleichfalls der im Sommer anberaumte Reichelsheimer Michelsmarktlauf Aufnahme findet. Bei beiden Läufen wird damit die Attraktivität gesteigert und sollte jeweils mehr Läufer an die Startlinien bringen. Dies wäre dem rührigen Veranstalterteam des KSV Reichelsheim absolut zu gönnen, denn die freundschaftliche, ja familiäre Atmosphäre bei beiden Läufen hätte wahrlich größere Teilnehmerfelder verdient. |
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Der Scharfrichter in Bezug auf den Zuspruch liegt mit großer Wahrscheinlichkeit in den topografischen Gegebenheiten des Odenwalds. Das ständige Auf und Ab wiederum ist aber dennoch das Salz in der Suppe, auch wenn beim Adventslauf so manchen etwas weniger Natriumchlorid, sprich Höhenmeter, lieber wäre. Abwechslungsreicher wie bei der 32. Austragung kann ein Lauf kaum sein. Den ersten harmlosen Metern auf Kunststoff im Stadion "An der Ruh" folgte ein kurzer Stich hinauf auf die Rosenhöhe. Selbst an kalten Tagen hat man jetzt bereits Betriebstemperatur erreicht. |
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Bleiben wir beim Hauptlauf über 11 Kilometer. Es folgt die Umrundung des Schlosses Reichenberg. Oben wird von Asphalt auf Wanderpfade gewechselt und die präsentierten sich abschnittsweise nach den ergiebigen Regenfällen im Vorfeld als rutschig, schmierig und matschig. Aber runter geht es bekanntlich immer und am Rande des Ortsteils Beerfurth sogleich wieder hinauf auf die Rosenhöhe, wo nun die zweite Schleife in Richtung Fränkisch-Crumbach anschließt. Teils ist der Blick auf die Feste Otzberg frei. Abgesehen von historischer Baukunst, denn der Kenner erahnt auch die unweit befindlichen Gemäuer der Burgruine Rodenstein, glänzt die Strecke durch Weidelandschaft und Felder, Wälder und Wiesen. Die folgenden Kilometer bis hinunter ins Gersprenztal sollten gut rollen, auch der endlich flache Rad- und Wirtschaftsweg zurück nach Beerfurth, der sich Einheimischen für 1 km lange Tempoläufe anbietet, sollte ohne Gegenwind leicht fallen.
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Der Wanderpfad rund ums Schloss Reichenberg bietet den Adventsläufern ein wenig Trail-Atmosphäre |
Nun ist es auch gar nicht mehr allzu weit zurück ins Stadion, wo die Ziellinie, Duschen, Siegerehrung und Verpflegung warten. Leider liegt die legendäre Rosenhöhe dazwischen. Also noch ein letztes Mal das steile Asphaltband hinauf gelaufen oder gewandert und im Schuss links ins Stadiongelände hinein, wo das Kampfgericht die letzten 150 Meter auf Kunststoff verfolgt. Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass der Jedermänner*innen-Lauf über 5 km sich auf die zweite Schleife beschränkt und das beim 8 km Walking die zweite Schleife kürzer angelegt, aber nicht weniger fordernd ist.
Der Gastronomiebetrieb im Stadion war aufgrund einer Weihnachtsfeier nicht disponibel. Den Vorbau des Clubhauses hatte der KSV ersatzweise festlich geschmückt und bot Kaffee und Kuchen an. Diese Örtlichkeit freilich wurde nur wenig beansprucht, da Mutter Sonne die Anlage dermaßen beglückte, dass sich alles nach draußen verlagerte und die Siegerinnen und Sieger abschließend mit dem Feuerball im Freien um die Wette strahlten. Doch stopp, noch rasch zurück zum sportlichen Ereignis, denn die 32. Austragung glänzte mit besonderen Leistungen und gleich mehreren Streckenrekorden.
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2x wird das steile Asphaltband vom Ortsteil Beerfurth aus erklommen | Ein Zuschauernest begleitet kurz vor Erreichen der Rosenhöhe in die 2. Runde bzw. ins Ziel |
Bereits der 5 km Lauf, der nicht nur weniger fitten und in die Jahre gekommenen die Teilnahme ermöglicht, ging in Rekordzeit von 20:43 min weg. Freilich ist der Darmstädter Michael Waraus in der regionalen Szene bekannt, dennoch dürften Streckenrekorde für den im ersten Jahr der M60 angehörenden nicht mehr Alltäglich sein. Den entriss er Ole Walter vom SV Mörlenbach, der mit 13 Jahren im Vorjahr nach 21:27 min ins Ziel gelaufen war. 31 Lenze weniger als Waraus verhalfen auch dem zweitplatzierten Marcel Weimar vom LT Rheinhessen-Pfalz nicht, besser noch nicht, zur Oberhand. In 21:28 min wird er wie im Vorjahr als Zweiter gelistet und nun mit der wohl immerhin drittschnellsten Zeit auf der Kurzstrecke.
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Michael Waraus aus Darmstadt gewinnt den 5 km Jedermann-Lauf in neuer Streckenrekordzeit | Marcel Weimar vom LT Rheinhessen-Pfalz folgt auf Rang 2 |
Ihm folgte im Zieleinlauf unmittelbar seine Vereinskameradin Chiara Pfleger in 25:41 min als Frauensiegerin, scheiterte aber am Streckenrekord von Janine Ortmann von 24:47 min. Dabei hatte der LT Rheinhessen-Pfalz beim zeitgleich stattfindenden Nikolauslauf im nordbadischen Bad Schönborn zum Angriff auf den Preis für das teilnehmerstärkste Team alles mobilisiert. Übern den zweiten Rang in 34:20 min freute sich Petra Wiesner-Schmitt aus Fürth. Seit gut einem Jahr läuft sie erst, vom 16jährigen Sohn Jan animiert. Davor kein Sport, aber zwei Hunde. Sie hatte gar nicht damit gerechnet, dass es so viel bergauf geht. "Ein sehr schöner Lauf, sehr familiär", ihr Fazit.
Mit nur neun Ergebniseinträgen wurde die 5km-Liste selbst von den Walkern übertroffen, wenn auch nur um eine Zeile. Mit 1:03:46 h war Helmut Siefert vom SC Güttersbach zu guter Letzt wieder vorn. Der passionierte Nordic-Walkter Marcel Müller vom TSV Willsbach wurde in 1:04:02 h Zweiter. Den ältesten Teilnehmer, Volker Hammer (77), hat er mit dessen Vorliebe geködert: Es sei ein schöner, hügeliger Lauf! Volker findet sich als M75-Sieger in 1:13:10 h in den Hauptlauf-Resultaten. Erst mit 60 begann er das Laufen. Beide scheuten die Anfahrt aus Bretzfeld bei Heilbronn nicht. Cherry Weigel entführte den Walkingsieg bei den Frauen in 1:18:05 h zum SC Güttersbach.
Abschließend entlässt das Startkommando die Langstreckler auf ihre Doppelschleife. Und schon unterhalb des Schlosses Reichenberg war die Entscheidung über die Siege selbst für Laien erkennbar. Einen gewaltigen Vorsprung hatte Jonas Uster bereits herausgelaufen und selbst ein Sturz konnte ihn nicht aufhalten. Hinter ihm stritten sich zwei Junioren um die Vorherrschaft gegen das vermeintlich schwache Geschlecht, doch Alicia Koßmann, die Freundin von Jonas, zeigte sich als harte Nuss.
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Jonas Uster führt den 11km Hauptlauf an | Seine Verfolger Tobias Ott und Jan Schmitt (dahinter) haben die schnellste Frau Alicia Koßmann im Schlepp |
Jonas kommt aus dem Odenwaldkreis, hat seit seinem Studium seinen Wohnsitz nach Darmstadt verlegt, arbeitet aber unter der Woche in München. Nebenbei ist er mit dem Abschluss seines Masterstudiums in Wirtschaftswissenschaften beschäftigt, das er im Fernstudium meistert. Schon am Start war ihm der Hauptklassensieg gewiss, denn wie Alicia war er alleiniger Starter in dieser Klasse. Ihm ging es freilich um den Gesamtsieg und um die Verbesserung seines 2018 aufgestellten Streckenrekords von 41:19 min. Er findet die Strecke cool. Nach 40:58 min war er im Ziel und zeigte sich der Konkurrenz deutlich überlegen.
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Jonas Uster mit großem Vorsprung schon beim 1. Anstieg | Noch liegen Tobias Ott und Jan Schmitt (nun vorne) vor Alicia Koßmann |
Rang zwei bei den Männern ging an den mit einer Vorliebe für Trails ausgestatteten 19jährigen U20-Sieger Tobias Ott von der Trainingsgruppe Move-Run-Race der TSG Weinheim. Der Elektroniker behielt in 46:44 min gegenüber seinem 16jährigen Vereinskameraden Jan Schmitt aus Fürth die Oberhand. Der Schüler am Gymnasium der Martin-Luther-Schule in Rimbach, der 10 km Straßenläufe bevorzugt, wurde in 47:16 min Dritter und siegte in der Klasse U18. Für beide war es die erste Teilnahme am Reichelsheimer Adventslauf, doch sie kämen gern wieder, ließen sie keinen Zweifel aufkommen. Die weiteren Gelisteten verteilten sich dermaßen geschickt in den Altersklassen, dass es nur zwei Viertplatzierte an der Siegerehrung vorbei schafften. An einem Lebkuchen aus Beerfurth kamen diese aber auch nicht vorbei, denn den gab es bereits für das Erreichen des Ziels.
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Unangefochten läuft Alicia Koßmann zum Sieg | Vorjahressiegerin Gesa Heers wird Zweite |
Aus der Verfolgergruppierung des Tagesschnellsten löste sich Alicia Koßmann von der SG Leutershausen. Sie siegte in 45:54 min bei den Frauen und lief auf den zweiten Gesamtrang. Damit verbesserte sie ebenfalls die Streckenrekordzeit. Diese hatte seit 2016 Gesa Heers mit 48:32 min. "Rutschig war´s", so Alicia. Das Hügelige hat sie nicht sehr beeindruckt, kam sie doch gerade erst aus dem Trainingslager auf den Azoren. 35 km mit meist 1200 bis 1400 Höhenmetern waren dort ihre Einheiten, während Jonas sich derweil lieber beim Wellensurfen austobte. Das "Hobby" der 26jährigen Doktorandin sind die Wanzen. Nein, es geht nicht ums Abhören, ihr Promotionsthema sind invasive Schädlinge.
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Sabine Kriewald läuft auf den 3. Rang im Frauenrennen | Zum ersten Mal dabei und mit Begeisterung zum Sieg in der M75: Volker Hammer von den Renn-Mäusen |
Zweite wurde in 51:45 min W50-Siegerin Gesa Heers für das Tria-Team VfL Michelstadt. Mit Startnummer 1 Zweite zu werden und den Streckenrekord abtreten zu müssen, das erfreute sie nicht. Doch zufrieden war sie trotzdem mit ihrer Zeit. Zudem passte die Startnummer zum Ausgang des Odenwald Cups, den sie nach 9 von 13 absolvierten Wertungsläufen gewann und Vorjahrespokalsiegerin Sandra Walter auf Platz 2 verdrängte. Gesas Ehemann Stephan Mertins wurde bei den Männern Cup-Zweiter. Cupsieger 2024 wurde Carlayl Wenz, was bereits vor dem Finale feststand. Zum dritten Mal hatte das sportliche Ehepaar Heers/Mertins im September erfolgreich an den ÖtillÖ Swimrun Weltmeisterschaften teilgenommen. Ein Rennen über fast 70 Kilometer mit 24 Lauf- und 23 Schwimmstrecken (9,155 km). 2025 hat Gesa vor sich beim Kraichgau Triathlon für die Mitteldistanz Weltmeisterschaften im südspanischen Marbella zu qualifizieren.
Auf den dritten Rang lief Sabine Kriewald und in 53:03 min zum Sieg in der W45. Die ambitionierte Strecke war sie 2017 schon einmal gelaufen und damals in 55:10 min Zweite geworden. Beim Reichelsheimer Michelsmarktlauf 2023 sah man sie bereits als Siegerin. 2024 bestand sie ihr Marathon-Debüt und verfehlte in Frankfurt ihr Ziel von 3:40 h mit Krämpfen dennoch in passablen 3:57:54 h.
Ein einziger Rennabbruch wurde verzeichnet. Betroffen war ein Mitglied des veranstaltenden Vereins. Womit auszuschließen ist, dass die Streckenausschilderung ursächlich dafür gewesen war. Aufgrund der eingangs bereits geschilderten Wetterverhältnisse verzichtete Mr. Adventslauf Roland Pössiger auf den Einsatz von mit Kreide aufgemalten Pfeilen. Die wegweisenden Schilder fanden mit wenigen Ausnahmen die erforderliche Aufmerksamkeit und Fehlläufer konnten beizeiten auf den richtigen Kurs zurückgerufen werden.
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Heißer Tee und Lebkuchen wurden im Zielareal kostenlos gereicht, Kaffee und Kuchen gab es zu zivilen Preisen. Über Begleitpersonen hatten sich auch einige sportbegeisterte Zuschauer eingefunden. Die 32. Austragung kann also als herausragend hinsichtlich der erbrachten Leistungen, aber mit Blick auf das Teilnehmerfeld als üblich festgehalten werden. Schön, dass es 2025 wieder zwei Startgelegenheit in familiärer Atmosphäre geben wird, denn daran wird auch die Teilnahme am Lang-Lauf-Cup nichts ändern und sei es, dass doch endlich mal wieder dreistellige Ergebniseinträge erzielt werden.
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Bericht & Fotos von Constanze & Walter Wagner |
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