1.12.24 - Argenthaler Quarzit AdventstrailZittern um den Sieg bis zum letzten Läufer |
von Holger Teusch |
Der Adventstrail der LLG Hunsrück ist ein besonderer Lauf. Nicht nur wegen der weihnachtlich geschmückten, landschaftlich schönen Strecke, sondern vor allem auch wegen der Wertung, die auf Altersklassen verzichtet, Senioren aber trotzdem besonders berücksichtigt.
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Fabian Fiedler und Martin von Roeder gelang beim Argenthaler Quarzit Adventstrail etwas ganz Besonderes: Sie waren nach 11,8 km beziehungsweise 17,6 km als Erste im Ziel und wurden auch als Sieger geehrt. Verwirrend? Nur, wenn man im normalen Ablauf von Laufveranstaltungen denkt. Denn die Adventstrail-Macher der LLG Hunsrück haben sich bei ihren bisher achtmal durchgeführten Rennen etwas Besonderes ausgedacht. |
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Grundfrage: Wie kann man langwierige Altersklassen-Siegerehrungen abkürzen, ohne die Senioren zu benachteiligen? Die Antwort lautet Agefactor oder einfach Altersklassenfaktor. Je nach Alter bekommt man auf seine Laufzeit einen Bonus, einen Abzug.
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Oder eben auch keinen wie bei M30-Läufer Fabian Fiedler oder nur einen minimalen, wie der 35-jährigen Martin von Roeder. Fiedler legte die 11,8 km in 45:40 Minuten zurück und hielt so M60-Läufer Uwe Schulmerich (Hunsrück Marathon e.V.) und M45-Athlet Thomas Koch (ausdauerteam.de Morbach) auf Distanz. Schulmerich (58:46) war zwar gut 13 Minuten länger unterwegs als Fiedler, bekam aufgrund seines Alters aber auch mehr als zehn Minuten Zeitgutschrift (Agezeit: 47:55). Koch war mit 52:39 Minuten Drittschnellster im Ziel, überholte dank des Altersfaktor Benjamin Kass (Pfälzer Blitze/Team BeginnerTrail/M35/50:23). |
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Martin von Roeders Laufzeit von 1:11:07 Stunden für 17,6 km hätten auch ohne die knapp 18 Sekunden Zeitgutschrift (als M35-Starter) zum Sieg gereicht. Aber nur knapp. Denn Alexander Ickenroth (SRL Triathlon Koblenz/Laufzeit: 1:23:23) rückte dank Altersklassenbonus auf 1:11:20 Stunden und damit ganz knapp an von Roeder heran. Auf den undankbaren vierten Platz geschoben wurde dagegen Streckenrekordler Lukas Polz (TV Alzey-Laufteam Gasser). Als zweiter 17,6-km-Läufer im Ziel verdrängte den M30-Läufer nicht nur Ickenroth, sondern auch der M50iger Otto Jürgen (Selbstläufer Altenahr/Laufzeit: 1:21:01/Agezeit: 1:12:34). Polz lag mit seinen 1:12:48 Stunden nur 14 Sekunden hinter Otto Jürgens Agezeit. Toby Scott (OLV Steinberg/M30), der als Orientierungsläufer schon Deutscher Meister und WM-Teilnehmer (30. Platz) war, bekam als drittschnellster Läufer (1:13:07) ebenfalls keinen Bonus und wurde Fünfter.
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Man zittere halt bis zum letzten Läufer, bis man weiß, ob man gewonnen hat, erklärt Martin von Roeder: "2017 bin ich auch als Erster durchs Ziel, dann aber Dritter geworden. Es ist immer eine Überraschung, aber ich finde es spannend", lobt der Läufer aus der Nähe von Bad Kreuznach die spezielle Auswertung der Rennen und berichtet vom Rennverlauf: "Ich bin die ersten fünf Kilometer zusammen mit Lukas Polz gelaufen, habe dann aber gemerkt, dass ich berghoch schneller machen kann." |
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Obwohl seine Stärken bergan liegen, für die Bergwertung an der Eidahler Wand investierte von Roeder keine Extra-Körner. "Das hätte mit Blick auf den Gesamtsieg keinen Sinn gemacht", sagt er. Richtig Tempo machte an der etwa 340 Meter langen, 13-prozentigen Steigung über einen Pfad, der extra für den Adventstrail angelegt wurde, dagegen Toby Scott. Der letztjährige Deutsche Meister im Orientierungslauf vom hessischen Klub OLV Steinberg spurtete in exakt zwei Minuten durch die Serpentinen.
Die Sprint- oder Bergwertung hatte sich das LLG-Hunsrück-Team um den Vereinsvorsitzenden Dirk Müller bei der achten Auflage des Adventstrails neu erdacht. In die Wertung konnte allerdings nur kommen, wer den Adventstrail als Aktivität auf der Fitness-App Strava veröffentlichte. Dort ist die Eidahler Wand als sogenanntes Segment ausgewiesen. "Die Serpentinen haben wir vor drei Jahren angelegt, als wir die Strecke ändern mussten", erklärt Müller. Den Parcours des Adventstrails kann man nämlich nicht nur am ersten Adventssonntag ablaufen, sondern ganzjährig. Entsprechende Wegweiser wie bei Wanderwegen sind entlang der Strecke angebracht.
Interessant ist, dass mit Toby Scott ein Läufer der Langdistanz die Sprintwertung für sich entscheiden konnte. Noch außergewöhnlicher ist, dass bei den Frauen Seniorinnen siegten. Ganz perplex war Inge Umbach, als sie nach 11,8 Kilometern nach ganz oben aufs Siegerehrungstreppchen gerufen wurde. Eigentlich war die W70-Seniorin vom Verein Vulkanläufer mit ein paar Freundinnen nur wegen des Landschaftslauf-Erlebnisses gekommen - und wurde nicht enttäuscht: "Ganz, ganz tolle Strecke", sagt Umbach. Und dass nicht nur wegen des Landschaftserlebnisses im Soonwald. Überall an der Strecke hängen Christbaumkugeln und sorgen so für Weihnachtsatmosphäre.
Im Start-Ziel-Bereich erklingt natürlich Weihnachtsmusik und ein Tannenbaum wartete diesmal darauf geschmückt zu werden. Alle Adventstrail-Teilnehmer waren aufgefordert, eine Christbaumkugel mitzubringen und an den Baum zu hängen. Die Vielfalt unter den Läufern mit einem bunt dekorierten Weihnachtsbaum zu zeigen und so für Toleranz zu werben, war der Gedanke, der dahintersteckt, erklärt Dirk Müller. Und es funktionierte besser, als gedacht! Am Ende hingen die unterschiedlichsten Kugeln an den Zweigen.
Das war vielleicht ebenso eine positive Überraschung, wie für Inge Umbach ihr Sieg. Der fiel allerdings äußerst knapp aus. Die 75-Jährige Irene Klas-Gundel von der LG Meulenwald Föhren (Laufzeit 1:29:39, Agezeit 52:46) lag nach der Umrechnung ihrer Zeit nur drei Sekunden hinter Umbach (1:21:57/52:43). Fast eine halbe Stunde schneller war die schnellste 11,8-km-Läuferin Kathrin von Eichel (Meddys LWT Koblenz/55:12), die allerdings zu jung für den Agefactor ist.
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Auf der Langdistanz siegte Iris Walter (TV Meisenheim/W55/Laufzeit: 1:38:01) in 1:19:08 Stunden. Die Tagesschnellste Franziska Schneider (Selbstläufer Altenahr, Laufzeit: 1:25:07) muss als 33-Jährige noch zwei Jahre warten, bis sie in den Genuss eines Zeitbonus' kommt. Irina Haub (Spiridon Frankfurt/W45/Laufzeit 1:27:44/Agezeit: 1:20:23) belegte den zweiten, die vereinslose Sabine Hundrieser (W55/1:44:06/1:21:38) den dritten Platz.
Ohne Agefaktor wird beim Argenthaler Adventstrail die Sprintdistanz um den Waldsee herum gewertet. Über 2,9 km verbesserte der Jugendliche Paul Ackermann (LV Merzig) seinen eigenen Streckenrekord auf 10:46 Minuten. Schnellstes Mädchen war Lotte Groß (Die Groß(en) Sportkanonen), die noch der Altersklasse U12 angehört mit 14:29 Minuten.
"So nervös wie diesmal war ich noch nie", sagte Dirk Müller, nachdem alle Läufer im Ziel waren. Mit insgesamt knapp 800 gemeldeten Läufern (von denen 605 anreisten und ins Ziel kamen) ist das Limit erreicht, sagt der Vorsitzende der LLG Hunsrück: "Wir machen es lieber so und alle sind zufrieden und überspannen den Bogen nicht."
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Bericht und Fotos von Holger Teusch Ergebnisse & Infos www.llghunsrueck.de/adventstrail Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER |
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