17.12.23 - 40. Rheinzaberner Winterlaufserie - 1. Lauf 10kmErfreuliches Déjà-vu in Rheinzabern: 1000 Finisher im Ziel |
von Anette Judith Scholl |
Informationen zur Winterlaufserie 2024/2025 - siehe Ankündigung im WO LÄUFT`S WIE? |
Fangen wir mal bei A an, A wie Anmeldung, denn schon da konnte man staunen: Mit ca. 950 Voranmeldungen hatte kaum einer gerechnet, und am Ende waren es samt Nachmeldern fast 1200, die sich für den ersten Lauf der 40. Rheinzaberner Winterlaufserie angemeldet hatten. Im Jubiläums-Modus von A bis Z zählte man schließlich glatt 1000 Finisher im Ziel, ein tolles Ergebnis für den TV Rheinzabern, der sich an diesem Tag über Superlative freuen konnte.
Sonnenschein, gute Laune und schnelle Zeiten gab es beim Start zum 1. Lauf der 40. Rheinzaberner Winterlaufserie über 10 km |
Ausführliche und einladend präsentierte
Laufankündigungen im LaufReport HIER
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Mit der seit letztem Jahr geänderten Startzeit - 10.20 Uhr statt wie früher 10.05 Uhr - konnte man sicher eine positive Neuerung verbuchen, und gefühlt völlig stressfrei füllte sich langsam die Halle am Schulcampus IGS Rheinzabern. Der top Organisation des TV Rheinzabern und dem Team um Leichtathletik-Chef Daniel Hochmuth mit seinen ca. 100 Helfern war es zu verdanken, dass die Parkplatzeinweiser in der Kälte ausharrten, dass sich auch dieses Mal keine Warteschlangen an der Startnummernausgabe bildeten und die Verpflegungstische ein reichhaltiges Angebot vorhielten, von dem reichlich Gebrauch gemacht wurde. Von der Tristesse, die manch Laufeventbesucher von vielen bundesdeutschen Schulturnhallen kennt, wo braungetäfelte Wände, abgenutzte Böden, tröpfelnde Duschen und in die Jahre gekommene Umkleiden den Mief der 70-er Jahre ausströmen, war in Rheinzabern nichts zu spüren: Die Halle präsentierte sich nach der Renovierung hell, freundlich, einladend und modern.
Startnummernausgabe trotz vierstelliger Starterzahl ganz entspannt | Der chillige Eindruck trügt - auch am Nachmeldeschalter gab es einiges zu tun |
Trotz eigentlich trüber Wetterprognosen schien ab dem frühen Sonntagmorgen die Sonne und vertrieb rasch die letzten Frühnebelschwaden, der Boden war bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt weder glatt noch gefroren, es war und blieb fast windstill - Bilderbuchbedingungen für eine Laufveranstaltung und ein grandioser Auftakt zur 40. Austragung dieser gefragten Winterlaufserie.
Schon beim Blick in die Meldeliste stellte sich das beruhigende Gefühl ein, dass alles war "wie immer": Die Rheinzaberner Winterlaufserie, die zu den ältesten Laufserien in Deutschland gehört, erfreut sich über die Grenzen der Pfalz hinaus großer Beliebtheit. Nicht wenige der Teilnehmer nehmen eine Anfahrt von 100 km und mehr in Kauf, um in Rheinzabern an der Startlinie zu stehen. Das Leistungsniveau ist hoch, wer die Namen in der Starterliste sieht, weiß, dass mit einer hohen Leistungsdichte zu rechnen ist - " mindestens wie bei einer süddeutschen Meisterschaft." ist die Einschätzung vieler. Auch bei der 40. Austragung sollten von den 1000 Teilnehmenden ganze 221 die 10km-Strecke unter 40 Minuten finishen, darunter sogar 27 Frauen!
Reichhaltige Kuchentheke ist ebenfalls Programm | Der Honig erfreute sich großer Nachfrage | ebenfalls die charmant angebotenen Äpfel |
Doch zurück auf Anfang: Die Startaufstellung erfolgte auf der breiten Jockgrimer Straße. Neu war die Moderation des Laufgeschehens um Start und Ziel durch Wolfgang Behr, der mit seiner umfangreichen Kenntnis der Laufszene ebenfalls überregionalen Bekanntheitsgrad für sich in Anspruch nehmen kann. Der Mann mit Hut - in zahlreichen, wettergerechten Ausführungen und Farben - ist um keinen lockeren Spruch verlegen und bringt am Mikrofon Fachwissen und Kurzweil im wahrsten Sinn des Wortes unter einen Hut. Vor dem Startschuss übergab Landrat Dr. Fritz Brechtel ein Jubiläums-Präsent, dann konnte es losgehen.
Bestens für das leibliche Wohl gesorgt | ... auch mit heißen Drinks | Über die Pfalz hinaus bestens bekannt und erstmals als Moderator in Rheinzabern an Start und Ziel - Wolfgang Behr |
Die komplett asphaltierte 10km Rund- und Wendepunktstrecke war vielen bekannt und ist vom DLV vermessen. Damit sind die Ergebnisse tauglich für die DLV Bestenlisten, wodurch die Laufserie für ambitionierte Läufer:innen zusätzlich an Attraktivität gewinnt. Lange, gerade Passagen mit nur wenigen Kurven und ein ebener Untergrund lassen ein hohes Tempo zu. Die drei kurzen Unterführungen und der Wendepunkt im Wohngebiet haben dabei kaum Einfluss auf das Lauftempo, zumal bei schneefreier und trockener Laufstrecke. Vom Start weg bildete sich eine starke Führungsgruppe, und rasch wurde klar, dass der Kampf um den Sieg bemerkenswerte Zeiten hervorbringen würde. Am Ende blieben neun Läufer unter 32 Minuten.
In einem Kopf an Kopf Rennen siegte Simon Stützel (LG Region Karlsruhe) vor dem dreiundzwanzigjährigen Julian Großkopf (LAZ Ludwigsburg), beide mit einer Zeit von 30:00min gelistet. "Er war schon einen Schritt vor mir über der Matte!", so Julian Großkopf, Triathlet und Student der Luft- und Raumfahrttechnik mit Stammverein SKV Eglosheim. Als Dritter war der 22-jährige Leander Fink (TV Alzey) nach 30:50min im Ziel. Leander Fink ist Deutscher U23-Meister im Halbmarathon und war mit seinem Ergebnis sehr zufrieden. "Es war super zu laufen, ich habe mich gut gefühlt bei diesen Top Laufbedingungen - mir ist es bei 20°C schon zu warm!"
Nach der Siegerehrung diskutierten Simon Stützel und Julian Großkopf das Ergebnis und analysierten vor allem die letzten gelaufenen Kilometer ganz akribisch. "Wir vermuten, dass die Uhr zu früh angedrückt wurde, ca. 5 Sekunden vor dem Startschuss. Wir sind auf 30 Min. gelaufen bzw. blieben sogar etwas darunter, das deckt sich nicht ganz mit der Zeitmessung." Man kannte sich natürlich von anderen Laufwettbewerben, zuletzt hatten beide den Frankfurt Marathon bestritten, Simon Stützel als Tempomacher für Miriam Dattke. "Ich bin ja schon viele Marathons gelaufen, aber das war der Schlimmste, ich bin nur gerutscht!" Julian Großkopf war in Frankfurt bei seinem ersten Marathon trotz widriger Bedingungen zweitbester Deutscher geworden.
M50-Sieger wird Marko Martin vom TV Hinterweidenthal | Marcus Imbsweiler von der TSG 78 Heidelberg gewinnt die M55 | LAV Stadtwerke Tübingen stellt mit Martin Rapp (re. 333) den M65-Sieger |
Bei den Frauen waren ebenfalls bekannte Gesichter am Start: Sophia Kaiser (LG Region Karlsruhe), die im letzten Jahr den Auftakt-Zehner in 34:40min gewonnen hatte, und Merle Brunnée (engelhorn sports team - MTG Mannheim) sowie deren Vereinskollegin Kathrin Lehnert (engelhorn sports team - MTG Mannheim) ließen schnelle Zehnerzeiten erwarten. Es war eine Überraschung, als Linda Meier (LAC Passau) nach 34:08 min als erste Frau ins Rheinzaberner Ziel lief. Damit stellte sie nach 24 Jahren den Streckenrekord über 10km ein (34:10min, Manuela Zipse, ABC Ludwigshafen, 1999). Die 19-jährige Linda Meier nahm schon an Junioren-EM und -WM teil und bestritt sehr erfolgreich mehrere Deutsche Meisterschaften u.a. mit dem Titel über 5000m im Jahr 2022. Nach ihrem Abi in diesem Jahr hatte Linda Meier ganz aktuell ihr Lehramtsstudium für die Fächer Englisch und Chemie an der Uni Tübingen angetreten, wo sie sich der Trainingsgruppe von Isabelle Baumann anschließen wird. So frisch in Tübingen bot sich die spontane Teilnahme am Rheinzaberner Zehner an.
Sophia Kaiser (LG Region Karlsruhe) behauptete ihre gute Form und wurde in 34:37min Zweite, drei Sekunden gutgemacht gegenüber dem letzten Jahr, der Sieg oder Streckenrekord war nicht drin. Dritte Frau wurde in 35:57min Kathrin Lehnert (engelhorn sports team - MTG Mannheim). An ihrer Seite und als Tempomacher lief einer, den man unter den Führenden vermutet hätte, der Vorjahres-Seriensieger Maximilian Walter (engelhorn sports team - TV Schriesheim). Heuer also lief er recht entspannt und für ihn wohl eher ungewohnt als 41. Mann nach 35:57min über die Zielmatte. Kathrin Lehnert und Maximilian Walter sind derzeit auf den Siegertreppchen in der Region omnipräsent, so auch zuletzt bei den Läufen und in der Gesamtwertung des engelhorn sports BROOKS Laufcups 2023 und jüngst bei der Winterlaufserie im hessischen Rodgau-Jügesheim.
Das hohe Niveau der läuferischen Leistungen, die in Rheinzabern anzutreffen sind, zeigte sich nicht nur bei den Gesamtsiegern. Bei welchem regionalen 10km-Straßenlauf hat man schon die Gelegenheit, mit einer Zielzeit von 32:00min auf Platz 10 zu landen? Fast jeder Altersklassensieg war auch im überregionalen Vergleich beachtlich.
Platz 5 und W40-Sieg erläuft sich Amelie Odendahl vom LV Pliezhausen | Schnellste der WU16 wird in 44:58 min Alina Koller von der LG Rülzheim |
Die sechszehnjährige Marie Brand von der LG Hohenlohe/1.FC Igersheim brauchte für die 10km nur 37:42min. Amelie Odendahl (LV Pliezhausen 2012) wurde in 37:02min schnellste der W40 und in der Gesamtwertung 5. Frau. Sandra Kist-Boschetti (TV Bühl 1847) zeigt seit Jahren konstante Leistungen und finishte nun erstmals in der W45 die 10km in 38:27min. Mit ihrem Ergebnis von 48:02min lief Angelika Scheller (TSG Maxdorf) in der W65 zahlreichen jüngeren Läuferinnen voraus.
Peter Beil (31) von der LSG Karlsruhe gewinnt die M70 | In der M75 liegt Wolfgang Petersen(318; LAV Stadtwerke Tübingen) vorn |
Jochen Uhrig (TSG Weinheim) siegte auch dieses Mal in der M40 - in 31:52min. Der siebzehnjährige Clemens Bauer (TV Waldstraße Wiesbaden) siegte in der MJU20 in 31:57min und wird sicher eine erfolgreiche Läuferkarriere vor sich haben. Marcus Imbsweiler war in der M55 mit 35:32min mal wieder uneinholbar. Matthias Koch (LAV Stadtwerke Tübingen) kam extra aus Württemberg, um zu zeigen, dass man 10km auch in der M60 in 36:48min laufen kann. Sein Vereinskollege Martin Rapp startete erstmals in der M65 und brauchte für die 10km-Strecke nur 28 Sekunden mehr (37:16min). Berthold Mehlmann freute sich über den "Einstieg" in die M70 und sein Ergebnis von 46:33min, das ihm Platz 3 der M70 einbrachte. Nicht nur er weiß, dass es schwer wird, in der M70 einen Blumentopf zu gewinnen, wenn Peter Beil (LSG Karlsruhe, 44:31min) in der Ergebnisliste steht. Aber sowieso gab es in Rheinzabern keine Blumentöpfe, sondern leckere Obst-Gemüse-Körbe zu gewinnen. Selbstredend kamen die gut gefüllten Obst-und-Gemüse-Körbe von einem ortsansässigen Bauern, dem Gemüsehof Ohmer. "Wir unterstützen bei unserer Veranstaltung immer die Geschäfte im Ort und näherer Umgebung."
Alles klappte wie am Schnürchen: Die logistische Abwicklung von Ausschreibung, Anmeldung, Startnummernausgabe bis zu den Gegebenheiten vor Ort von Duschen bis Kuchenbüffet und Verpflegungsangebot ließ keine Wünsche offen. Bei der 40. Austragung angelangt, ist es den Machern der Rheinzaberner Winterlaufserie gelungen, Neuerungen wie z.B. die neue Startzeit und die leicht geänderte Streckenführung beim 20km-Lauf einzuführen, ohne dabei mit alten Traditionen zu brechen. Auch die Urkunden haben eine ansprechende Optik erhalten, und passend zum Jubiläum war eine kurze Info zur WLS aufgedruckt: "Die Rheinzaberner Winterlaufserie wurde im Dezember 1982 von Werner Roth, dem damaligen Abteilungsleiter der Rheinzaberner Leichtathletik, gegründet. Seit über 40 Jahren wird die Serie traditionell am 3. Advent gestartet. Sie umfasst drei Läufe mit 10-15-20 km Streckenlänge. Die Gesamtzeit aller drei Läufe kann richtungsweisend für eine persönliche Marathonzeit sein. Die Laufstrecke führt an historischen Wegpunkten in unserem Römerdorf vorbei. Sie verläuft entlang der römischen Töpfersiedlung mit ihren Brennöfen, auf der alten Römerstraße und hat ihr Ziel in der Nähe des Römerbades."
Rheinhessen-Pfalz wieder mit großer Teilnehmerschar am Start ... | ... die LSG Karlsruhe ebenso |
Werner Roth, der die Winterlaufserie und auch den damaligen Osterlauf ins Leben gerufen hatte, konnte loslassen: Schon frühzeitig hatte er Daniel Hochmuth an seine Seite genommen und schon bald in seine Fußstapfen treten lassen, während er selbst bei den Läufen immer vor Ort war und es sichtlich genoss, mit den vielen bekannten und auch unbekannten Laufbegeisterten ins Gespräch zu kommen. Am 9. Februar 2020 hatte er dann ganz loslassen müssen, als er 84-jährig überraschend verstarb - am letzten Austragungstermin der 38. Winterlaufserie.
Die Serie lebt weiter und hat ihr Format erhalten können, lockte aktuell vierstellige Starterzahlen an und versammelte überregional erfolgreiche Läufer:innen an der Startlinie. Im Jubiläumsjahr wird es beim Lauftermin im Februar Einsteigerläufe, einen 5km-Lauf Lauf sowie einen 1km-Schüler- und 300m Bambinilauf, geben und darüber hinaus eine Familienwertung. Das erweitere Angebot richtet sich speziell an Nachwuchsläufer aus den umliegenden Vereinen, Kindergärten und Grundschulen.
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Beim Osterlauf in Rheinzabern war der 40. gleichzeitig der letzte gewesen und wurde danach eingestellt. Für die 40. Winterlaufserie sieht es anders aus, das Angebot dieser attraktiven Laufserie wird weiterhin erhalten bleiben. Dem zweiten Lauf der Jubiläums-Serie können wir mit Spannung entgegenblicken. Auf das Angebot und die professionelle Performance made in Rheinzabern ist Verlass, läuferisch sind noch alle Optionen offen.
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Bericht von Anette Judith Scholl |
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