10.12.23 - 51. Honolulu Marathon (Hawaii)

Debütantin holt Goldmedaille

für Laufreport.de von Herbert Steffny aus Honolulu 

Direkt zu den Ergebnissen des Honolulu Marathon 2023 HIER

"Wir verstehen uns als The Peoples Race. Jeder ist bei uns willkommen, ob Eliteathlet oder Freizeitläufer, das ist uns egal" so der Renndirektor des Honolulu Marathons Dr. Jim Barahal.

 

Zur 51. Auflage des Klassikers auf Hawaii kamen wieder mehr Japaner, was auch wirtschaftlich zu Buche schlägt, denn die Kinder der aufgehenden Sonne bleiben zwar mit durchschnittlich viereinhalb Tagen etwas kürzer als Kontinental-US-Amerikaner oder Europäer, geben dafür aber pro Tag erheblich mehr Geld aus. Ein vorweihnachtliches Millionen-Geschäft für Honolulus Ökonomie.

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Den Start den 10 Kilometer Laufs und des Marathons begleitet ein fast 15-minütiges Feuerwerk Laufen unter Palmen - Der Marathon-Lindwurm in Waikiki aus Vogelperspektive und unter Palmen
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Nach dem Corona Jahr 2020 (als der Marathon ausfiel) und 2021 (als nur einheimische Läufer starten durften) nahmen die Teilnehmerfelder wieder zu. 2022 waren es rund 5600 Japaner, in diesem Jahr fast 10.000, die an den drei Rennen Marathon, 10 Kilometer und Meilenlauf teilnahmen. Den Marathon beendeten mit 15.124 Läufern und Läuferinnen fast 1000 mehr als im Vorjahr.

 

Der Frauenanteil ist mit 42,3 Prozent überdurchschnittlich hoch. Auch der Zuspruch zum 10 Kilometer "Start to Park" (6966 Finisher) und zur "Merrie Mile" (2278 Finisher), die am Vortag des Marathons stattfindet stieg, so dass die Gesamtzahl aller Aktiven auf 24.368 Finisher anstieg.

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Das liegt aber noch deutlich unter den Zahlen Mitte der 90er Jahre, als man 1995 alleine beim Marathon mit 27.022 Finishern, darunter rund 18.000 Japaner, der weltgrößte Marathon war. Auch der gestiegene Dollarkurs dürfte die Reiselust der Japaner und Europäer etwas dämpfen.

"Clap your hands" - eine Fangruppe in der Morgendämmerung bei Kilometer acht Dieser Alleinunterhalter mit Aloha-Shirt verbreitete gute Stimmung unter den Läufern

Feuerwerk und Weihnachtskulisse

Der Kurs des Marathons führt nach dem von einem fast 15-minütigen(!) Feuerwerk begleiteten Start um 5.00 in der Dunkelheit zunächst in einer Schleife durch die weihnachtlich beleuchtete City von Honolulu. Begegnet man aus deutscher Sicht unterwegs beim Iolani Palace den illuminierten Figuren wie "Frosty the Snowman", so denkt man als Mitteleuropäer allerdings wohl weniger an Eis und Schnee, sondern eher an den hiesigen Palmenstrand.

 

Danach durchquert der Läufer-Lindwurm die Hotelstadt Waikiki, vorbei am weltberühmten Waikiki Beach und dem Wahrzeichen Honolulus dem Vulkanberg Diamond Head, wo ein beim Hin- und Rückweg zu meisternder Anstieg mit rund 40 Höhenmetern lauert. Anschließend läuft man durch Wohnviertel und auf dem Highway nach Osten zur Wendeschleife in Hawaii Kai.

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Gestern vielleicht noch auf der Prachtmeile Kalakaua bei Gucci geshoppt und heute nur vorbeigelaufen Vorbei an der Statue des hawaiianischen Schwimm-Olympiasiegers Duke Kahanamoku am Waikiki Beach

Während die Elite noch vor dem Sonnenaufgang im Ziel ist, scheint dem Durchschnittsläufer auf dem Rückweg die Sonne in den Nacken. Die tropische feuchtwarme Luft verhindert Bestzeiten und man tut gut daran den Honolulu Marathon als Urlaubsrennen einzuplanen und von Beginn an mit der Handbremse zu laufen. Wer nur wegen des Marathons hinfährt, macht sicherlich etwas falsch, denn Traumstrände, Mai Tai oder die wunderschönen Naturlandschaften sollten ganz oben auf der todo-Liste stehen. Der 10 Kilometer Lauf nutzt bei gleichzeitigem Start den ersten Teil der Marathonstrecke bis in den Kapiolani Park. Der Meilenlauf ist tags zuvor auf einem Wendepunktkurs vom Kapiolani Park in die Pracht- und Einkaufsstraße Kalakaua.

Gute Stimmung vor dem Besenwagen - die Letzten brauchten fast 4 Stunden über 10 Kilometer Die Kids präsentieren mehr oder weniger glücklich ihre Medaillen nach dem 10 Kilometer Lauf

Kampf um echtes Gold

Mit einer Innovation konnte der Honolulu Marathon in diesem Jahr aufwarten. Neben den 25.000 Dollar Preisgeld für Sieg gab es dank eines neuen japanischen Sponsors als Dreingabe eine Medaille aus purem Gold für die Sieger und Siegerinnen bei den Läufern und Rollstuhlfahrern. Diese ist mit etwas über 200 Gramm rund 15.000 Dollar wert. Sowas aus Massivgold gibt es nicht mal bei den Olympischen Spielen. Diese wurden dann auch auf der Marathonmesse in Glasvitrinen und gut bewacht ausgestellt. Nicht nur Insidern war klar, dass diese Schätzchen bei der Laufelite nach Afrika reisen werden.

Einem wahren Patrioten ist keine Aufgabe zu schwer. Randy Woodward belegte Platz 12.000 in 7:40:07 Stunden Gute Stimmung, viel Aloha und Shaka, besonders wenn eine Kamera am Rand auftaucht

Das Spitzenfeld ist in Honolulu immer sehr überschaubar und zumeist der übliche Länderkampf Kenia gegen Äthiopien. Diesmal gesellte sich bei den Männern auch Eritrea hinzu. Das Anfangstempo wurde von dem kenianischen Tempomacher Dickson Chumba bis 25 Kilometer bestimmt. Zunächst noch flott auf 2:09 Stunden anlaufend wurde aber bald im Gegenwind auf dem Kalaniana'ole Highway klar, dass der Streckenrekord von 2:07:59 Stunden von Titus Ekiru aus Kenia aus dem Jahre 2019 außer Reichweite war. Halbmarathon wurde in 1:07:19 Stunden durchlaufen.

Bei 25 Kilometern machte dann der 2:06:10 Stunden Läufer und zweifache Paris Marathon Sieger Paul Lonyangata ernst und konnte sich einen Vorsprung von rund 20 Sekunden herauslaufen. Nach einer 19-monatigen Dopingsperre (verbotenes Diuretikum) war der Kenianer in diesem Jahr wieder startberechtigt. Der Eritreer Filmon Ande hielt zwar immer Tuchfühlung, konnte letztlich aber den Strecken-erfahreneren Kenianer nicht mehr einholen und wurde Zweiter in 2:16:01 Stunden. 2:15:42 Stunden reichten diesmal für Sieg und Goldmedaille. Das Podest komplettierte der Kenianer und Pacemaker vom Vorjahr Reuben Kiprop Kerio in 2:17:32 Stunden.

Paul Lonyangata aus Kenia ist im Ziel locker, beschwingt und 40000 Dollar reicher Die Sieger werden in Honolulu mit Blumenkrone und -kranz, dem Lei geschmückt Das arme Stofftier musste mit dem Kanadier Hernan Paul 5:35:43 Stunden durchhalten

Sieg beim Debüt

Die Kenianerin Cynthia Limo kam als Marathon-Debütantin nach Honolulu. Zwar hatte sie sich auf kürzeren Strecken in den USA schon einen Ruf erworben und eine Bestzeit von 66:04 Minuten auf Halbmarathon aufzuweisen, aber das ist noch lange kein Freibrief für einen guten Marathoneinstand. Zudem hatte die 33-Jährige mit Schicksalsschlägen zu kämpfen. So starb ihr erstes Kind bei der Geburt und ihr Manager Owen Andersen, der immer an sie geglaubt und an den Marathon herangeführt und motiviert hatte, verstarb vor 14 Tagen mit 76 Jahren an Krebs. Die zweifache Mutter trainierte zuhause in Kenia überwiegend hohe Umfänge und verlagerte das Tempotraining in kurze, schnelle Wettkämpfe in den USA.

Das Rennen der Frauen begann verhalten. Die 10 Kilometer Marke wurde von einer Vierergruppe in 35:59 Minuten und Halbmarathon in 1:16:43 Stunden durchlaufen. Limo, immerhin 2016 Halbmarathon-Vizeweltmeisterin, wartete geduldig und startete erst bei 35 Kilometern ihren Angriff. Die Kenianerin war dann nicht mehr zu halten und feierte in 2:33:01 Stunden gleich beim Debüt einen gut dotierten Sieg. 40.000 Dollar über Prämie und Goldmedaille waren mehr als sie im ganzen US-amerikanischen Straßenlaufzirkus in diesem Jahr kassierte. Zweite wurde die Äthiopierin Sintayehu Tilahun Getahun in 2:35:16 Stunden und Dritte ihre Landsfrau Kasu Bitew Lemeneh in 2:36:04 Stunden. Nach dem Elitefeld war gähnende Leere mit große Lücken angesagt. Unter 3:00 Stunden liefen nur 44 Läufer und vier Läuferinnen.

Die Marathon Frauenspitze bei Kilometer sieben. Im roten Trikot die spätere Siegerin Cynthia Limo Happy beim Debüt - die Kenianerin Cynthia Limo gewinnt gleich beim ersten Marathon

Deutsche Podiumsplätze

Der schnellste Deutsche unter 59 Finishern beim Marathon war Tobi Duncker in 3:03:30 Stunden. Der Düsseldorfer teilte sich bei verhaltenem Beginn sein Rennen klug ein, lief eine schnellere zweite Hälfte und belegte in der Altersklassen M50 noch den dritten Rang. Damit überholte er unterwegs den in 3:06:43 Stunden in der M55 Zweitplatzierten Markus Riefer aus Nidderau, der etwas zu schnell begonnen hatte. Bei den Damen lief die Hinterzartenerin Anna-Lisa Behling mit 4:14:55 Stunden als schnellste Deutsche über den Zielstrich im Kapiolani Park. Sie wird im Training übrigens von Stephanie Doll, der mehrfachen Schwarzwaldmarathon und Freiburg Marathonsiegerin beraten. Stephanie ist zudem die Schwester des Biathlon Weltmeisters Benni Doll und Tochter von Charly Doll, dem früheren Weltklasse Berg- und Ultraläufer.

Schnellster Deutscher beim Marathon war Tobi Duncker aus Düsseldorf in 3:03:30 Stunden Markus Riefer aus Nidderau belegte den zweiten Platz in der M55 in 3:06:43 Stunden Die Marathon Olympiadritte Molly Seidel lief als Gesamtzweite den 10km Lauf in 32:25 Minuten

Unsere Interair Reisegruppe konnte in ihren Reihen die Drittplatzierte der W60 Gabriele Hohlfeld-Weitlof aus Salzburg feiern, die nach beachtlichen 4:12:16 Stunden abends in einer Strandbar immer noch für ein Tänzchen gut aufgelegt war. Sie feierte ein paar Tage zuvor ihren 60. Geburtstag auf Hawaii und machte sich mit dem Podiumsplatz noch selbst ein Geschenk. Da sag ich nur "Sweet litte Sixty"! In den Altersklassen konnte auch Ursula Franke-Thurau aus Essen in der W75 einen beachtlichen dritten Platz mit 5:47:12 Stunden erlaufen. Das Ziel bleibt beim "Peoples Race" übrigens unbegrenzt offen. Als Letzter kam in diesem Jahr Andrew Sloan aus Chicago in gemütlichen 16:59:39 Stunden ins Ziel. Aloha, take it easy! Die durchschnittliche Zeit im Ziel beträgt in Honolulu nur 6:05:12 Stunden.

Weihnachtsstimmung unter Palmen - viele Läufer laufen in Verkleidung mit Ein hawaiianischer Traum (Siegerin Cynthia Limo) mit Blumen geschmückt und umrahmt von Schönheiten
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Bei der Merrie Mile, die erst seit einigen Jahren im Rahmenprogramm stattfindet, war eine Stunde nach der Volksmeile wieder ein gut besetztes v.a. US-amerikanisches Elitefeld am Start. Das Rennen ist ein "Fangspiel", denn die Männer starten 30 Sekunden nach den Frauen. Die Prämien werden dann nach dem Gesamteinlauf vergeben. Hierbei waren die Männer erfolgreich, passierten die Frauen und letztlich holte sich der Bahnspezialist Yared Nuguse (USA) den Sieg und 4000 Dollar Preisgeld in 3:56,58 Minuten vor seinen Landsleuten Vincent Ciattei mit 3:56,81 Minuten und Hobbs Kessler mit 3:57,12 Minuten. Die Schnellste bei den Damen war Nikki Hilz (USA) in 4:28,07 Minuten vor Nozomi Tanaka aus Japan in 4:29,88 Minuten.

Beim 10 Kilometerlauf "Start to Park" lief die Olympiadritte im Marathonlauf 2021 Molly Seidel mit 32:25 Minuten eine für Tropentemperaturen erstaunlich gute Zeit. Die als Hitzespezialistin bekannte US-Amerikanerin war damit Gesamtzweite und nicht weit hinter dem Sieger bei den Männern Joshua Williams (USA), der 32:02 Minuten benötigte. Der Letzte kam bei diesem Event dagegen in recht gemütlichen 3:55:36 Stunden ins Ziel. Zeit genug selbst bei einem 10 Kilometerlauf für eine Frühstückspause unterwegs im Hotel. Aloha!

Für die richtige Marathon-Vorbereitung:

Das große Laufbuch
von Herbert Steffny
Das umfassende Standardwerk mit bewährten 10k, Halb-, Marathon-Trainingsplänen. Erweitete aktualisierte Neuauflage 2023

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Die schnellsten 5 Frauen und Männer des Honolulu Marathon (Hawaii) 2024
Frauen Zeit Männer Zeit
Cynthia Jerotich Limo (KEN)
2:33:01
Paul Lonyangata (KEN)
2:15:42
Sintatehu Getahun (ETH)
2:35:16
Filmon Ande (ERI)
2:16:01
Kasu Bitew Lemeneh (ETH)
2:36:04
Ruben Kiprop Kerio (KEN)
2:17:32
Yukari Abe (JPN)
2:47:32
Andrew Wacker (USA)
2:23:39
Eri Suzuki (USA)
2:58:22
Shunsuke Matsui (JPN)
2:24:48

Text und Fotos Copyright: Herbert Steffny
Herbert Steffny berichtet exklusiv jährlich seit 1993 aus Hawaii vom Honolulu Marathon Zum Portrait im LaufReport HIER

Herbert Steffny im Internet www.herbertsteffny.de
Ergebnisse pseresults.com Info www.honolulumarathon.org

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