17.11.24 - Nürnberger Winterlaufserie 2024/2025 - 1. Lauf

Laufen wo das Sportlerherz schlägt

von Jörg Engelhardt 

 

Sonntagmorgens um 8.00 Uhr liegt ein hellgrauer Schleier über Nürnberg. Bei strahlendem Sonnenschein wäre das Panorama im Volkspark Dutzendteich natürlich schöner. Doch auch so bildet der Ausblick über Nürnbergs größte zusammenhängende Parklandschaft ein imposantes Schauspiel. Denn dort, wo in den Frühlings- und Sommermonaten normalerweise eine großflächige Seenlandschaft den Raum füllt, liegt nunmehr ein ausgetrocknetes Gewässerbett. Der Dutzendteich scheint entschwunden. Das Ganze gleicht einem Naturschauspiel, das scheinbar durch den weltweiten Klimawandel hervorgerufen wurde. Aber der Schein trügt, denn das Auflösen des Gewässers ist wie der Dutzendteich selbst von Menschenhand gemacht. Im Jahre 1430 ist das entschwundene Gewässer durch die Anstauung mehrerer Bäche entstanden.

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Derzeit macht das Wasser des Teichs eher Urlaub in der ebenfalls durch das Stadtgebiet fließenden Pegnitz. Dorthin wird es nämlich umgeleitet, um den Teich vom Überbewuchs von Algen und Wasserpflanzen zu befreien.

Auftakt zur Nürnberger Winterlaufserie 2024/2025 über 5 und 10 Kilometer
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Doch den Dutzendteich, so wie er damals war als ein großer zusammenhängender See, gibt es so nicht mehr. Lange schon, nämlich seit gut 88 Jahren, teilt sich der Dutzendteich in den großen und den kleinen Dutzendteich. Die Architekten der deutschen NS-Diktatur waren für diese landschaftlich gravierende Veränderung verantwortlich. Denn in unmittelbarer Nähe erschufen sie das zu Propagandazwecken erbaute Reichsparteitagsgelände. Dafür schütteten die Baumeister der nationalsozialistischen Diktatur einen Teil des Dutzendteichs zu und erbauten darauf eine Aufmarschallee, die seitdem das ursprünglich einteilige Gewässer in den großen und den kleinen Dutzendteich unterteilt.

 

Der Ort atmet Geschichte. In der Ferne sind die Flutlichtmasten des Max-Morlock-Stadions zu sehen und in der Nähe finden einige Nürnberger Wassersportclubs ihr zuhause. Nebenan springt einem die Rückseite der monströsen Tribüne am Zeppelinfeld ins Auge. Heute befindet sich dort das Dokumentationszentrum "Reichsparteitagsgelände", das der Nachwelt einen Teil dieses unrühmlichen Kapitels deutscher Geschichte näher bringen soll.

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Der Dutzendteich, dessen Ufer die Laufstrecke beinhaltet, führt in den Monaten Oktober und November kein Wasser. Die ihn sonst füllenden Wassermassen des Fischbachs und des Bachs Langwasser werden über die Pegnitz abgeleitet Im Veranstaltungssaal des Restaurants "Gutmann am Dutzendteich", in dem sonst Comedy- und Kabarett-Veranstaltungen gegeben werden, finden die Teilnehmer ihren Platz. Hier finden auch die Siegerehrungen statt

Aber der Dutzendteich hat vor allem vom Frühling bis zur ersten Hälfte des Herbstes doch überwiegend nur schöne Seiten. Sein Sport- und Freizeitangebot ist in diesen Monaten immens. Und auch wenn das ausgetrocknete Bett dieses Gewässers den Blick ein wenig trübt, eignet sich der gegenwärtig nicht vorhandene Teich hervorragend zur Durchführung einer eher kleinen, dafür aber doch sehr feinen Winterlaufserie. Denn eine Runde um das mehr als 30 ha große Teichgelände, das schon Seeausmaße aufzuweisen hat, ergeben ziemlich genau 5 Kilometer.

 

Ein Umstand, den sich die Veranstalterin, Event-Managerin und Seminarleiterin Sissy Baumann mit ihrer Agentur runningConcepts zu Nutze gemacht hat, um dort eine Winterlaufserie zu etablieren. Auch hier und heute kann man von einer erfolgreichen Fortführung dieser Veranstaltung sprechen.

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Denn in den Ergebnislisten fanden sich wieder mehr Einträge als in den vorangegangenen Jahren. Insgesamt liefen in beiden Wettbewerben über die Distanzen von 5- und 10 km 87 bzw 175 Frauen und Männer ins Ziel. Eine Besonderheit ist, dass die Wettbewerbe in der kleinen sowie der großen Serie nicht getrennt, sondern gemeinsam auf die Strecke geschickt werden. Ein Startschuss fällt dabei nicht. Sissy Baumann zählt nach einer Begrüßungsansprache an die Läuferschar den Countdown selbst herunter, ehe sie mit dem Codewort "Los", die Anwesenden auf den Parcours entlässt, der dann je nachdem von den Mitlaufenden ein oder zweimal zu durchlaufen ist.

Die Strecke verläuft rund um den Dutzendteich und Silbersee, über geschotterte und teilweise geteerte Wege

Die Winterlaufserie, ist übrigens nicht die einzige Veranstaltung, die von runningConcepts durchgeführt wird. Neben der Winterlaufserie hat Sissy Baumann mit ihrem Team auch noch den Rothseelauf, den Nürnberger Halbmarathon & 10-Km-Waldlauf im Lorenzer Reichswald, sowie den Fürther Firmenlauf im Laufsportkalender der Metropolregion Nürnberg verankert. Zudem bietet sie auch noch Zeitmessdienste an, die von anderen Veranstaltern in Franken, aber auch anderen Teilen Bayerns genutzt werden. Außerdem hält sie Laufseminare ab und bietet noch weitere Dienstleistungen rund um den Laufsport an. Eine umtriebige, fleißige Frau, die auch heute wieder unentwegt irgendwo etwas zu tun hatte. Dennoch schaffte sie es mit ihrer zahlenmäßig überschaubaren Mannschaft, die Austragung ohne nennenswerte Zwischenfälle zeitgerecht über die Bühne zu bringen.

Die Serie ruht erst einmal im Dezember, ehe sie mit den Läufen über 10 km in der kleinen und 15 km in der großen Serie im Januar fortgeführt wird. Ihren Abschluss erfährt sie im Februar mit einem Lauf über 10 km in der kleinen sowie einem Lauf über 20 km in der großen Serie. Zum Auftakt standen die Wettbewerbe über 5- und 10 km an. Wer in die Gesamtwertung aufgenommen werden will, muss allerdings in der gewählten Serie alle drei Läufe ins Ziel bringen. Ein Streichergebnis, wie bei manch anderen Serien, gibt es hier nicht. Dafür findet aber nach jedem Renntag eine Siegerehrung für die schnellsten Frauen und Männer des jeweiligen Tages statt. Doch nun zum sportlichen Geschehen.

5 KM (kleine Serie)

In diesem Lauf befanden sich mehr Frauen als Männer. Denn außer den 42 Männern die ins Ziel kamen, konnten 45 Frauen ihren Lauf erfolgreich zu Ende bringen. Allerdings waren die schnelleren Frauen heute ausnahmslos auf der doppelt so langen 10 km Strecke unterwegs. Denn die beiden schnellsten Frauen des 10 km Laufs waren schon auf der zweiten Runde, ehe die Siegerin des 5 km Laufs ins Ziel kam.

Leila Peltier aus Frankreich kürt sich zur Siegerin des 5 km Laufs Mit Platz 3 über 5 km stürmt Victoria Pohl auch zum W30 Sieg Ellen Bialkowski (SG Neunkirchen am Brand) läuft mit Platz 7 über 10 Km zum W50 Sieg

Die Französin Leila Peltier hatte auf der Strecke die schnellsten Beine und kürte sich nach 19:18 min. zur Siegerin der allerersten Auflage. Dabei war der Abstand zur Zweitplatzierten Raphaela Peter schon ziemlich groß. Denn die ebenfalls vereinslos startende Läuferin hatte ihr Rennen erst 37 Sekunden später zu Ende gebracht. Eine Endzeit von 19:55 min. wurde für sie notiert. Dass sie den zweiten Platz erreichen konnte, lag daran, dass die Veranstaltungsleitung bei der Platzierungsermittlung, anders als bei Meisterschaftsläufen, die Nettozeit von 19:47 min. und nicht die Bruttozeit zugrunde gelegt hatte. Mit diesen beiden registrierten Zieleinläufen war das Podium in der Frauenhauptklasse bereits besetzt, da die Drittplatzierte die Zweitschnellste war, denn Victoria Pohl durchquerte den Zielbogen bereits nach 19:53 min. Allerdings hatte sie mit 19:51 min. eine um vier Sekunden langsamere Nettozeit. Dafür durfte sie aber auch gleich zweimal auf das Podest. Einmal für den dritten Platz in der Gesamtwertung und ein weiteres Mal für den Altersklassensieg in der W30.

Johannes Stahr ist der Sieg im 5 km Lauf nicht mehr zu nehmen Felix Günther folgt ihm auf Rang 2 Oliver Hofmann läuft über 5 km auf Platz 3

Bei den Männern konnte sich Johannes Stahr vom TSV Gaimersheim nach 15:33 min. den Sieg sichern. Auch er gehört der Männerhauptklasse an. Felix Günter (BTS Bayreuth) blieb ebenfalls noch unter der Marke von 16 Minuten. Sein Rennen war nach 15:44 min. beendet. Damit war er nicht nur Zweiter im Gesamteinlauf, sondern lief auch in der Männerhauptklasse auf den zweiten Rang. Ebenfalls der Männerhauptklasse gehört der drittplatzierte Oliver Hofmann an, der sowohl in der Gesamtwertung, als auch in seiner Altersklasse nach 16:10 min. den dritten Platz belegen konnte.

Die ersten drei Frauen über 5 km von links nach rechts: 2. Raphaela Peter, Siegerin Leila Peltier und 3. Victoria Pohl Die ersten drei Männer über 5 km von links nach rechts: 2. Felix Günther, Gewinner Johannes Stahr und 3. Oliver Hofmann

10 KM (große Serie)

Andreas Sindel (1. FC Nürnberg Schwimmen) ist in der Hauptsache weder Läufer noch Schwimmer sondern Triathlet. Die Triathleten des 1.FC Nürnberg sind im eigenständigen Schwimmclub, der zum Dachverband des 1. FC Nürnberg gehört, integriert. Seinen bisher größten Erfolg konnte er bei der Challenge im ebenfalls mittelfränkischen "Triathlon Mekka" Roth feiern. Dort absolvierte er die Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen in 8:50:22 min. Damit erreichte er in dem mit zahlreichen Athleten der absoluten Weltspitze aus allen Kontinenten gespickten Wettbewerb Platz 140 im Gesamteinlauf und Platz 40 in seiner Altersklasse. International konnte er damit zwar nicht ins Rampenlicht rücken, aber hier in Nürnberg zählt er mit solchen Leistungen natürlich zu den absoluten Ausnahmeathleten.

Schon kurz vor der 5 km Marke hat Andreas Sindel den Grundstein zum Sieg über 10 km gelegt Kristina Höhn hat die Führung im Frauenfeld beim 10 km Lauf übernommen

Auch heute absolvierte der 30jährige Bauingenieur bei der Deutschen Bahn sein Rennen wie ein Uhrwerk und durchlief den Zielbogen als Erster in 31:56 min. "Mit der Zeit bin ich zufrieden, allerdings hat meine Uhr weniger als 10 km angezeigt. Bei einer exakten Streckenlänge wäre das wohl eine tiefe 33er-Zeit gewesen. Aber egal, ich liebe diese schöne, kleine Veranstaltung. Zumal ja alle diese verkürzte Distanz absolviert haben." Übrigens hatte auch Sissy Baumann in ihrer Ansprache an alle Teilnehmenden vor dem Start diesen Lapsus eingeräumt. "Heute schonen wir euch ein bisschen, weil die Strecke nicht ganz so lang ist, wie sie eigentlich sein sollte."

Andreas Sindel hat den Zielbogen schon im Visier und gewinnt den 10 km Lauf der Männer Micha Ladek wird 2. über 10 km und liegt in der M35 vorne

Doch zurück zum heutigen Sieger. Er ist nicht nur selbst ein exzellenter Triathlet und Läufer, sondern führt auch eine sportaffine Ehe. Denn seine Ehefrau Melanie erzielte in ihrer Altersklasse W30 ebenfalls einen Podestplatz und belegte hinter Alexandra Weinfurter Rang 2.

Micha Ladek (TV 1860 Fürth) erreichte nach 33:25 min. den zweiten Platz und sicherte sich auch Platz 1 in der Altersklasse M35. Matthias Ritzka (Team Optimum) gelang es dann nach 33:43 min. das Podium zu komplettieren. Zudem sprang er auch in der M30 als Zweiter auf das Podest.

Matthias Ritzka belegt über 10 km den dritten Platz Auf dem undankbaren 4. Platz landet Conrad Fabian und schafft es dennoch auf das Podest als Zweiter in der M35

Im Frauenrennen hatten dann ausnahmsweise mal wieder die lebenserfahreneren Läuferinnen den Rest des Feldes klar im Griff. Kristina Höhn vom TSV 2000 Rothenburg hatte im Ziel sogar einen noch größeren Vorsprung als Andreas Sindel im Männerrennen. Nach 34:54 min. beendete sie ungefährdet ihr Rennen auf dem ersten Platz und damit auch in der AK W35. Mit Ulrike Treff vom zahlenmäßig stark vertretenen Team Klinikum Nürnberg als Zweite, kam nach 38:55 min. die Siegerin der Altersklasse W40 ins Ziel.

10 km Gewinnerin Kristina Höhn hat den Zielbogen schon im Blick Ulrike Treff holt sich im Frauenrennen Platz 2 über 10 km und eilt auch noch zum W40 Sieg Teresa Stürzenhofäcker läuft über 10 km auf den dritten Platz und gewinnt die WHK

Das Podium komplettieren konnte Teresa Stürzenhofäcker, die ohne Team- oder Vereinszugehörigkeit in der Zeit von 39:58 min. die heiß begehrte 40:00 min. Marke unterbieten konnte. Damit gelang ihr der Sieg in der WHK.

43 Frauen und 132 Männer wurden am Ende erfolgreich im Zieleinlauf erfasst.

Die ersten drei Frauen über 10 km von links nach rechts: 2. Ulrike Treff, Gewinnerin Kristina Höhn und 3. Teresa Stürzenhofäcker Die ersten drei Männer über 10 km von links nach rechts: 2. Micha Ladek, Gewinner Andreas Sindel und 3. Matthias Ritzka
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Die Nürnberger Winterlaufserie bietet ein unspektakuläres Laufvergnügen in einer geschichtsträchtigen und auch gerade durch die wasserlose Seelandschaft einzigartigen Gegend. Ein Abstecher ist auch wegen vieler anderer Sehenswürdigkeiten, die die Frankenmetropole zu bieten hat, gerade auch für Lauftouristen aus anderen Regionen durchaus lohnenswert.

Bericht und Fotos von Jörg Engelhardt

Ergebnisse my.raceresult.com

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