21.9.24 - 37. Pronsfelder Volks- und StraßenlaufMisthaufen vereitelte beinahe Pronsfelder Laufjubiläum |
von Holger Teusch |
40 Jahre besteht die LG Pronsfeld-Lünebach bereits und zum 37. Mal organisierten die Läufer aus der Eifel am vorletzten Samstag im September ihren Volks- und Straßenlauf. Es wurde eine Geburtstagsfeier bei traumhaftem Herbstwetter.
Man sieht sie selbst in den kleinen Eifeldörfern nur noch selten: Misthaufen. Vor vier Jahrzehnten gehörten sie noch zum Straßenbild, wenn man durch das Mittelgebirge kurvte. Was Übelriechend beim Ausmisten eines Stalles übrig bleibt, hätte 1988 dazu führen können, dass die LG Pronsfeld-Lünebach nur eine klitzekleine Randnotiz in der Sportgeschichte des Eifelkreises Bitburg-Prüm wäre - wenn überhaupt! |
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Denn Läufer, das waren in den 1980iger-Jahren in der Eifel noch Exoten. Und irgendjemand dachte sich beim ersten offiziellen Volks- und Straßenlaufs der LG Pronsfeld-Lünebach wohl, es sei eine gute Idee, wenn man diese Männer (und die paar wenigen Frauen) daran erinnerte, dass sie ihre offenbar überschüssige Energie statt in scheinbar sinnloses Durch-die-Gegend-Rennen in handfeste Arbeit stecken könnten. Zum Beispiel beim Stallausmisten!
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Jedenfalls änderte ein Zeitgenosse bei der ersten offiziellen Pronsfelder Laufveranstaltung im kleinen Ort Pittenbach die Streckenmarkierung: kurz auf einen Bauernhof abgebogen, am Misthaufen vorbei und wieder zurück auf die eigentlich Strecke. Zum Glück nahmen es die Teilnehmer den Organisatoren nicht übel, sondern mit Humor, sodass die LG Pronsfeld-Lünebach beim 37. Volks- und Straßenlauf ihr 40-jähriges Jubiläum feiern konnte. Genau genommen war es sogar ein Doppeljubiläum. Denn vor den offiziell angemeldeten Laufveranstaltungen gab es bereits den Pronsfelder Lauf- und Wandertag, wobei von 1985 bis 1987 der Fokus mehr auf dem Wandern lag.
Misthaufen konnten dem Jubiläumslauf jedenfalls nicht mehr zum Verhängnis werden. Vor manchem schmuck renovierten alten Bauernhaus steht an deren Stelle mittlerweile eher ein spritfressender SUV oder im besseren Fall ein Elektroauto. Das konnte am vorletzten Samstag im September mit dem auf dem Dach des Eigentümers reichlich produzierten Solarstrom geladen werden. Denn anders als 1993, als ein Platzregen alle Streckenmarkierungen wegschwemmte, strahlte die Herbstsonne zum Laufjubiläum.
Gut in Schuss gebracht oder besser umgebaut wurden auch die ehemaligen Bahntrassen der Westeifelbahn und ihrer Stichstrecke von Pronsfeld nach Waxweiler. Statt Dampf- haben nun emissionsfreie Stahlrösser (oft auch aus Aluminium oder Karbon) in der hügeligen Eifellandschaft so ihren weitgehend flachen Auslauf. Und natürlich sind die fein asphaltierten Wege abseits der Autostraßen auch ein beliebtes Trainingsrevier der - auch dank der LG Pronsfeld-Lünebach - in der Eifel gar nicht mehr so seltenen Läufer und Walker.
Der Prümtalradweg macht es der Laufgemeinschaft (LG) seit Jahren auch einfacher, ihren Volks- und Straßenlauf zu organisieren. Hinzu kommt, dass ein großes örtliches Autohaus spendabel seine Verkaufsräume für Startnummernausgabe und Siegerehrung zur Verfügung stellt. So müssen die Feuerwehren nur an den wenigen Straßenquerungen des Radwegs absichern, komplette Straßensperrungen wie früher sind aber nicht mehr nötig. Einmal ganz davon abgesehen, dass die angebotenen Strecken bis zur 10-km-Distanz nahezu komplett flach sind.
Und wie schnell man darauf laufen kann, zeigten diesmal vor allem Luxemburger. David Lentz von Celtic Diekirch siegte im Hauptlauf über 10 km in 32:06 Minuten vor seinem Vereinskameraden Luc Scheller von Celtic Diekirch (32:22) und Alois Ebel vom RSC Untermosel (32:32). Der ehemalige Pronsfeld-Gewinner Martin Müller (LG Meulenwald Föhren/33:07) wurde Vierter.
Wie gut die Bedingungen waren, unterstrich die aus Trier stammende Emma Thein (Last Resort Mountain Team) mit der fünftbesten Siegerzeit der Pronsfelder Laufgeschichte (37:31). Michelle Trumm (LT Schweich/37:57), die wie Müller 2022, damals noch unter ihrem Mädchennamen Bauer, gewann, wurde vor Chiara Kohl (39:17) Zweite. Vorjahresgewinnerin Tine Hausmann musste sich eine Woche nach dem Trierer Frauenlauf wieder mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben, blieb in 39:36 Minuten aber unter der 40-Minuten-Marke.
Schnell liefen auch die Jugendlichen über 5 km. Der 16-jährige Theo Knopp vom PST Trier verbesserte den Fünf-Kilometer-Veranstaltungsrekord auf 17:35 Minuten. Diesen hatte 2016 Samuel Fitwi aufgestellt. Für den Marathon-Olympia-15. war es vor acht Jahren sein allererster Straßenlauf. 17:47 Minuten lief Fitwi damals. Exakt diese Zeit erzielte diesmal Knopps Vereinskamerad Maximilian Hoppe. Bei den Mädchen wiederholte Vicky Vieh (ebenfalls PST Trier) in 21:33 Minuten ihren Vorjahressieg.
Auf der Halbmarathondistanz setzte sich dagegen langjährige Lauferfahrung durch. Die 21-km-Strecke verlässt als einziger Wettbewerb der Veranstaltung der LG Pronsfeld-Lünebach den flachen Prümtalradweg und erklimmt die Eifelhöhen. Zudem geht es über schmale Pfade. Die lange Distanz ist als Naturerlebnislauf ausgelegt, die Zeiten entsprechend nicht mit denen auf einem flachen Parcours vergleichbar. Dass man sich die Kräfte gut einteilen muss, merkte auch Julian Kreten. Auf den ersten Kilometer über den Prümtalradweg lag der sehbeeinträchtigte Sportler der Eifelläufer noch in Führung. Als es ins Gelände ging, wurde es für ihn doppelt schwer: Nicht nur wegen der Steigungen, schmale, unbekannte Pfade stellen für den jungen Mann natürlich eine zusätzliche Herausforderung dar. Sein belgischer Vereinskamerad Gert Mertens, mittlerweile 60 Jahre alt, teilte sich mit all seiner Erfahrung die Kräfte am besten ein. Er lag am Ende in 1:34:29 Stunden knapp sechs Minuten vor Kreten (1:40:11) und hielt auch den jungen und stets gut gelaunten Afghanen Abdul Raheb Rahimi im Trikot der LG Laacher See (1:35:43) auf Distanz. Die schnellste Frau Julia Landgraf (Master of Desaster, 1:48:34) gewann gleichzeitig die Altersklasse W40.
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Ein Gründungsmitglied der LG Pronsfeld-Lünebach, der jahrzehntelange Vorsitzende Albert Thiex schien sich hingegen rar zu machen. Aber nur auf den ersten Blick. Der Eifeler Laufpionier, mittlerweile 74 Jahre alt, half am Verpflegungspunkt nach vier Kilometern, harrte aus, bis auch der letzten Halbmarathonläufer nachgetankt hatte und löste dann im Start-/Zielbereich seinen Nachfolger Reinhold Scholzen ab. Aber nur, um den neuen Vorsitzenden bei der Siegerehrung zu entlasten!
Bericht und Fotos von Holger Teusch Ergebnisse www.chiplauf.de - Info www.lgpronsfeldluenebach.de Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER |
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