1.9.24 - ISTAF BerlinMehr "Lametta" ging nicht |
von Almuth Steinhoff |
- Internationale Starterfelder |
Mehr "Lametta" ging nicht an diesem besonderen Sonntag-Nachmittag in diesem besonderen Stadion. Beim diesjährigen Internationalen STAdion-Fest las sich das "Who Is Who" der Leichtathletik schon im Vorfeld äußerst spannend.
Illustre Starterfelder nutzten das Berliner Olympiastadion am vergangenen Sonntag für eine Olympia-Verlängerung, spezielle Wettkampf-Formate lockten den ein oder anderen Spitzenathleten auf die blaue Bahn oder auf den Rasen im Innenbereich. Zudem nahmen zwei deutsche Athletinnen Abschied von der Wettkampfbühne.
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Vorstellung der Athletinnen und Athleten: aus dem Callroom über die Treppe auf die blaue Bahn hinauf auf das Podest |
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Ausführliche und einladend präsentierte
Laufankündigungen im LaufReport HIER
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Die Leichtathletik-Fangemeinde durfte sich also zu Recht auf einen mit Höhepunkten gespickten Nachmittag freuen. Wer es nicht ins "Oly" schaffte, hatte durch die zweistündige TV-Übertragung genügend Möglichkeiten, "ISTAF-Flair" zu erleben. Wer wie ich mit den "Öffis" aus Richtung Braunschweig unterwegs in die Bundeshauptstadt war, konnte sich über die pünktliche (stündliche) Anbindung nach Berlin freuen.
RE 1, Hauptbahnhof Potsdam, 11.29 Uhr
In die schon gut gefüllten Waggons strömen Reisende vielerlei Couleur; Urlauber, Radler, Familien und eben auch Leichtathletikfans. Gerade die Kinder und Jugendlichen sind an ihrem Vereinsshirt als solche zu erkennen. Wortfetzen dringen durch den Gang" "Olympiastadion Mitmachaktionen Autogramme "
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Legendäres blaues Oval - das "Oly" in Berlin | 40.500 Leichtathletik-Fans sahen hochspannende Wettbewerbe |
Berlin-Charlottenburg, zwanzig Minuten später
Jetzt geht hier fast nichts mehr. Obwohl der ODEG-Zug von der Länge her den gesamten Bahnsteig abdeckt, können nicht alle "Öffis-Nutzer" mit diesem Zug mitfahren. Auf meinem Sitz stapeln sich inzwischen zwei kleine Kinder, die "natürlich ins Olympiastadion wollen, und auch nicht zum Fußball, sondern wir wollen Autogramme holen und Selfies machen." Und natürlich fallen Wunsch-Namen wie Gina Lückenkemper und Leo Neugebauer.
Haupteingang, Olympisches Tor (Osttor), kurz nach 12.00 Uhr
Stadionöffnung 12.00 Uhr, steht im Programm, und die Leichtathletik-Fans sind pünktlich zur Stelle, obwohl das Hauptprogramm erst zwei Stunden später startet. Lange Besucherreihen sortieren sich an den Einlass-Toren. Auch im Innenbereich stehen die Menschen schon Schlange; besonders die Aktions-Angebote finden großen Anklang. Noch ist es angenehm kühl.
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SCHOOLS-Cup Staffel-Läufe: kurz vor dem Start
der zehnjährigen Mädchen (dahinter aufgereiht die weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer) |
Marathon-Tor, Innenbereich des Stadions, kurz vor 13.00 Uhr
Es ist Staffel-Zeit. Traditionell werden vier Vorläufe des SCHOOLS-Cup ausgetragen, um dann gegen halb drei im Finale die schnellste Grundschul-Mannschaft im Ziel zu begrüßen. Sechzehn Mädchen und Jungen gehören zu einem Team, gelaufen werden je 50 Meter. Mit einer Zeit knapp über zwei Minuten wiederholten die Vorjahressieger von der Zeppelin-Grundschule aus dem nahen Potsdam ihren Erfolg, gefolgt von den Mädchen und Jungen der LDVC-Grundschule Nauen und der Grundschule am Ritterfeld.
Unter den 40.500 Zuschauerinnen und Zuschauern, die final gezählt wurden, waren natürlich auch viele Eltern, Großeltern und Freunde des Leichtathletik-Nachwuchses. Aber so gut gefüllt (auch die Oberränge hatten teilweise geöffnet) war das Olympiastadion zum ISTAF selten. Gänsehaut-Atmosphäre schon bei den Wettbewerben der Jüngsten, das ist in der Tat nicht alltäglich. Und auch im Zielbereich gab es zu diesem frühen Zeitpunkt schon Emotionen pur: Das schnellste Mädchen beim "50m-Einzelsprint", Melis Eroglu, konnte es noch Minuten nach dem Überlaufen der Ziellinie nicht fassen, dass sie gewonnen hatte (7,30s). Der lautstarke Fanblock rief immer wieder ihren Namen und auch den der zweitplatzierten Demetria Karathanassis.
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Zieleinlauf der elfjährigen Mädchen: die Anfeuerung hat geholfen. Demi wird Zweite (7,61s), Melis siegt in 7,30s. |
Toller Support aus Reihe 12! Ursprünglich als Format "Deutschland sucht den Supersprinter" gestartet, hat sich der Einzelsprint (in diesem Jahr für die Jahrgänge 2013 und 2014) als Plattform für die schnellsten "Grundschulbeine" Berlins etabliert. Aus der Tradition der "Flinken Socke" heraus starteten nicht nur die Einzelsprinterinnen und Einzelsprinter meist barfuß oder in Socken, auch die Staffelkinder waren zumeist ohne Laufschuhe unterwegs. Staffelzeit war ebenfalls für die Special Olympics Pendelstaffeln angesagt.
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Zieleinlauf der elfjährigen Jungs | Kleine Gesten ... |
Vor zwanzig Jahren hatte Julia Harting ihre Liebe zum 1kg schweren Diskus entdeckt; am vergangenen Sonntag beendete die "beste Athletin, beste Frau, beste Mama" ihre Karriere. Ein letzter Einstieg in den Ring, ein letzter (Abschieds)wurf - eine große Athletin verließ danach für immer den Ring. Als gebürtige Berlinerin sei sie ganz eng mit der Stadt verbunden, und es sei schön, wenn viele da sind, die man kennt. Julia Harting hatte ganz bewusst das ISTAF 2024 für ihren Abschied gewählt.
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Abschied einer großen Athletin: Diskuswerferin Julia Harting nach ihrem letzten Wettkampf | Die Zehnkämpfer absolvierten einen Dreikampf 100m - Diskus -1500m (hier das 100m-Finale) |
In den zurückliegenden Jahren bestimmte eine hochgewachsene Athletin die 800m auf nationaler Ebene. Christina Hering sammelte fünfzehn Deutsche Meistertitel in der Halle und im Freien. Vor zwei Jahren plante sie zum einen den Wechsel nach Berlin, zum anderen den sportlichen Schlussstrich nach den Olympischen Spielen. Auch das ISTAF 2024 hatte Christina Hering im Visier, "weil ich seit 2014 dort das erste Mal dabei war Dieses Jahr war sehr emotional, da es meine letzte Chance war, um mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren." Eine traurige Deutsche Meisterin von Braunschweig ist den Leichtathletik-Fans sicher noch in Erinnerung. Aber:"Diese Saison hat mir auch nochmal vor Augen geführt, dass ich mich nicht mehr an Hundertsteln messen lassen möchte." Sie spricht in diesem Zuge auch von der Schwierigkeit eines Athleten, sich nicht auf seine erbrachte Leistung auf der Bahn reduzieren zu lassen. Christina "Fischi" Hering bleibt sicher nicht nur mir als das bestimmende Gesicht vieler Deutscher Meisterschaften in Erinnerung. In Berlin beendete sie auf der eher selten gelaufenen 600m-Distanz ihre Karriere, eine Reminiszenz der Veranstalter an die 29jährige.
Für mich ist sie eine Läuferin mit Strahlkraft! Als ich am Dienstag in der Klasse 7c (Magdeburger Sportgymnasium) rückblickend Bilder zeigte, Eindrücke schilderte und mit den jungen Sportlern ins Gespräch kam, waren die Leichtathletinnen und Leichtathleten natürlich recht gut über das ISTAF informiert. Durch eigene Wettkampftermine war es ihnen aber nicht möglich gewesen, nach Berlin zu reisen. Aber Chapeau: Läufer Lennard (13 Jahre) "rockte" den Unterricht, hatte Namen, Zeiten und kleine Geschichten parat. Also, Lennard, wenn es nicht mit der großen Sportkarriere klappen sollte - journalistisch bist du jetzt schon spitze!
800m-Olympiadritte Mary Moraa aus Kenia sorgte über die eineinhalb Stadionrunden mit einer Zeit von 1:21,63min für eine WBP (als "world record" auf einem großen Schild zu sehen gewesen). Shafiqua Maloney aus St. Vincent und die Grenadinen (1:22,98min) und "Fischis" Trainingskollegin Alicia Schmidt (SSC Berlin/1:24,88min) folgten auf den Plätzen. Christina Hering nimmt 1:26,17min mit in den neuen Lebensabschnitt.
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Start zum 2000m Hindernis-Wettbewerb |
Spitzenleistungen erlebten die Zuschauerinnen und Zuschauer auch auf der verkürzten Hindernisstrecke der Frauen (2000m). Mit einem Doppelsieg für ihren Verein Silvesterlauf Trier sorgten die zweimalige Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause und Vereinskollegin Olivia Gürth für eine Weltjahresbestleistung (5:56,71min) bzw. eine PB (6:00,50min). Übrigens: Viermal stand Gesa Krause in einem olympischen Finale, zudem errang sie zweimal WM-Bronze. Die zehn Jahre jüngere Olivia Gürth verpasste in Paris nur ganz knapp das Hindernis-Finale, hat aber seit ihrem Vorlauf dort den Deutschen U23-Rekord inne.
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In Führung vor der letzten Runde: Olivia Gürth und Gesa Krause | Doppelsieg für Silvesterlauf Trier |
"Aus zehn mach drei" - die Zehnkämpfergarde um den Silbermedaillengewinner von Paris, Leo Neugebauer mit den weiteren deutschen Athleten Manuel Eitel, Niklas Kaul, Marcel Meyer (Hannover 96), Nico Beckers (Track&Field Tigers) und Kelmen de Carvalho (LG Steinlach-Zollern) absolvierten einen Dreikampf: 100m, Diskuswurf und 1500m. Spannend und ganz nach dem Geschmack des fachkundigen Publikums gestaltete sich die letzte Teildisziplin. Hier wurden die Athleten nach der Gunderson-Methode auf die blaue Bahn geschickt. Die Addition der Punkte aus Sprint und Diskuswurf ergab die Startzeit für jeden einzelnen, ähnlich wie bei der Verfolgung im Biathlon. Leo Neugebauer hatte somit 24 Sekunden Vorsprung, die er sicher ins Ziel brachte. Stark: Niklas Kaul rannte noch bis Platz vier nach vorn!
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Sieger Leo Neugebauer (VfB Stuttgart 1893) | Zweiter Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) | Dritter Andrin Huber (Schweiz) | Die Aufholjagd des Niklas Kaul (USC Mainz) |
Premiere hatte eine besondere Disziplin: Die Meile für Nachwuchsläufer. Dieses neue Format bot jungen U18-Talenten die Möglichkeit, sich auf großer Bühne zu zeigen, Namensgeber Rudi Thiel "liegt der Leichtathletik-Nachwuchs am Herzen Ich freue mich, dass das ISTAF jetzt die Meile wieder ins Programm nimmt." Kein anderer Name ist so eng mit dem ISTAF verbunden wie der des ehemaligen Mittelstreckenläufers Rudi Thiel. "Mister ISTAF" war von 1968 bis 2000 Meetingdirektor, etablierte das Stadionfest im Kreis der großen Meetings. Auch für die Meile steht der Name Rudi Thiel - er machte die 1609,344m lange Strecke bei diesem Sportereignis bekannt. Magnus Oyen (4:09,76min) aus Norwegen geht als erster U18-Sieger in die Stadionannalen ein.
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U18-Läufer auf der "Rudi-Thiel-Meile" | Jean-Paul Bredau (SC Potsdam) gewinnt in 45,04s. über 400m |
Es gibt noch vieles über den vergangenen Sonntag zu erzählen, beispielsweise über die PB von Sprinterin Gina Lückenkemper (10,93s), die 9,99s des 100m-Siegers Courtney Lindsey, über Grant Holloway und seinen sympathischen Auftritt, über Emil Agyekums Sieg (400m Hürden in 48,21s/PB!), über die Olympiasiegerin im Kugelstoßen Yemisi Ogunleye oder über einen äußerst spannenden Stabhochsprung-Wettkampf mit drei Saisonbestleistungen und einem "6,01m-Überflug" des Siegers Sam Kendricks
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400m Siegerin Luna Bulmahn (VfL Wolfsburg) wird buchstäblich auf Händen getragen | Siegerehrung der jeweiligen Besten |
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Das ISTAF ist und bleibt die beliebteste Leichtathletik-Veranstaltung, kurz und knackig auch an diesem Sonntag-Nachmittag präsentiert. Danke an die Organisatoren und die über 500 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer! Oder anders formuliert: "CU 2025 again!"
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Bericht und Fotos von Almuth Steinhoff Ergebnisse www.istaf.de Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER |
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