8.6.24 - 25. Berglauf Greifenstein in Ehringshausen - Katzenfurt

Jubiläumslauf mit Fete auf dem Burghof begeistert

von Helmut Serowy 

Mit dem 25. Greifenstein-Berglauf feierten die Veranstalter der Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Dill das Jubiläum eines Laufes, der sich inzwischen zu einem "Kultlauf" entwickelte. 60 Läuferinnen und Läufer starteten beim ersten Greifenstein-Berglauf. Die stetig steigende Beliebtheit zeigte sich bei der 20. Veranstaltung. Über 350 Meldungen und 323 Finisher registrierten hier die rührigen Organisatoren. Der kurze, aber anspruchsvolle Berglauf bietet sich den Breitensportlern als Erlebnislauf an, fordert aber auch ambitionierte Bergläufer heraus. Immerhin hat der ukrainische Bergläufer Serghiy Oksenyuk im Jahre 2002 den Streckenrekord auf 19:40 min geschraubt und Lea Bäuscher von der LG OVAG Friedberg-Fauerbach führt als deutsche Top-Läuferin seit 2014 die Frauenwertung mit 24:26 min an.

Der 5,3 km lange Greifenstein Berglauf führt auf asphaltierten Wegen von Ehringshausen nach Katzenfurt zur Burg Greifenstein
Nichts für reine Asphalt-Cowboys:
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Ein rühriges Organisationsteam sorgt zudem stets für eine familiäre und dennoch professionelle Veranstaltung - angefangen von der abwechslungsreichen Streckenführung, dem beeindruckenden Zieleinlauf auf dem Burghof, Moderation, proppenvollem Festzelt mit umfangreicher Siegerehrung. Auch wenn sich nach dem erfolgreichen 20. Greifenstein-Berglauf der langjährige Organisationschef Dieter Schulz - der mit seiner Crew viel Herzblut in die Veranstaltung steckte - aus zeitlichen Gründen zurückzog, führte das neue Organisationsteam mit Markus Pelinka an der Spitze den beliebten Berglauf in bewährter Manier fort.

Eine aus blauem Himmel strahlende Sonne sorgte beim 25. Greifenstein-Berglauf rundum für fröhliche Mienen. Nach zwei "Aufbaujahren" mit etwas schwächerer Beteiligung nach der Corona-Pause strömten wieder knapp 300 Läuferinnen und Läufer zum Jubiläumslauf durch das Dilltal und hinauf zu den markanten Zwillingstürmen der Burg. Wie zur Premiere befand sich nach vielen Jahren das Veranstaltungszentrum wieder direkt neben dem Zieleinlauf auf dem weitläufigen, idyllisch gelegenen Burghof. Bei herrlicher Witterung und ohne ein begrenzendes Zelt herrschte hier nach dem Rennen unter der mächtigen Linde reges Treiben. Läufer, Helfer und Gäste genossen das Ambiente und die Atmosphäre der Läufer-Fete im Schatten der Burg. Begeistert blickte Organisationschef Markus Pelinka über das Gewusel und die beeindruckende Kulisse während der Siegerehrungen. "Der Jubiläumslauf ist reibungslos abgelaufen und wir haben wieder an die früheren Teilnehmerzahlen anknüpfen können", freute er sich.

Sehenswert ist das Glockenmuseum in der Burg Vom Burghof in Greifenstein schweift der Blick weit über das Land

Weithin sichtbar liegt oberhalb des Dilltals - am Rande des Westerwaldes - die Burg Greifenstein mit ihren markanten Doppeltürmen. Die Burg wurde 1228 erstmals urkundlich erwähnt. Die charakteristischen Türme der heutigen Burg - einer mit Spitzhaube und einer mit Kugelhaube überdacht - stammen aus dem 14. Jahrhundert. Im Jahre 1415 kam die Burg in den Besitz der Linie Solms-Braunfels. Sie wurde ab 1608 zur stärksten Wehranlage im Westen des Deutschen Reiches ausgebaut. Dementsprechend überstand sie alle Angriffe während des 30-jährigen Krieges unversehrt. Unterhalb der Burg Greifenstein siedelte Graf Moritz 1685 in Daubhausen und Greifenthal glaubensflüchtige Hugenotten an.

1693 starb die Linie der Grafen von Solms-Braunfels aus. Graf Wilhelm Moritz verlegte daraufhin seine Residenz nach Braunfels. Die Burg Greifenstein blieb unbewohnt zurück und verfiel. Erst drei Jahrhunderte später - 1969 - erwarb der Greifenstein-Verein e.V. die Burganlage. Seitdem wurde die Anlage restauriert und ein Glockenmuseum eingerichtet. Heute ist die Glockenwelt Burg Greifenstein mit fast 100 Glocken die in ihrer Art bedeutendste Glockensammlung Deutschlands. Neben dem spannenden Rundgang durch ein Jahrtausend Glockengeschichte lädt die prächtige Barock-Kirche zum Besuch ein. Vom weitläufigen Burghof, erst recht aber vom begehbaren Turm, bietet sich zudem eine herrliche Aussicht weit über das Land.

Knapp 300 Läuferinnen und Läufer stürmen zur Burg

Um in den Genuss der beeindruckenden Ausblicke über das Dilltal zu kommen, haben die Bergläufer allerdings einen beschwerlichen und schweißtreibenden Weg zurückzulegen. Sie starten über 5,3 Kilometer außerhalb Sichtweite der Burg Greifenstein im Dilltal im Ehringshausener Ortsteil Katzenfurt. Auf der welligen Landstraße durch das Tal nach Edingen haben sie anfangs Gelegenheit, sich über 2,5 Kilometer "einzurollen". Ein verführerischer Einstieg, der viele zu einem etwas zu flotten Tempo einlädt.

Ernst wird es erst in der Ortsmitte von Edingen. Nach einer scharfen Linkskurve stehen die Läufer unvermittelt vor einer 17-Prozent-Steigung und müssen ihren Laufrhythmus schlagartig umstellen. Bis zum Ziel auf dem Burghof sind nun über eine Distanz von 2,8 Kilometer insgesamt 250 Höhenmeter zu bewältigen. Der ersten, heftigen Partie durch Edingen folgt eine etwas ruhigere Phase durch das freie Feld, eine weitere kräftige Herausforderung durch ein Wäldchen sowie ein kurzes Flachstück zum Erholen. Die Burgtürme und damit das Ziel bereits vor Augen, fordert die langgezogene finale Steigung zum Greifensteiner Ortseingang dann nochmals alle Kräfte. Auf einem weiteren Flachstück im Ort heißt es dann, Schwung zu holen für die Ziel-Rampe hoch zum Burghof. Zahlreiche begeisterte Zuschauer in Edingen, an der Strecke durch Greifenstein und im Zielbereich beflügeln die Finisher und setzen letzte Reserven frei.

Männer-Wettbewerb

Niklas Raffin vom TSV Krofdorf-Gleiberg - der bereits den benachbarten Dünsberglauf dominierte - ließ auch beim Greifenstein-Berglauf nichts anbrennen. "Die letzte Steigung vor dem Ortseingang wurde schon recht hart", blickte er dennoch nach dem Zieleinlauf zurück. Mit 21:43 min schloss er sein Solorennen über die 5,3 Kilometer mit ihren 260 Höhenmetern allerdings überlegen ab und ließ sich entsprechend von den zahlreichen Zuschauern entlang der Strecke und im Ziel feiern.

Niklas Raffin hat das Läuferfeld beim Greifenstein-Berglauf im Griff Der fünfmalige Greifenstein-Sieger Christoph Bergmann beeindruckt als M50-Sieger mit dem dritten Rang im Gesamt-Klassement Im Finish hat Nico Debus die meisten Körner und stürmt noch auf den zweiten Rang

Dahinter entbrannte um die weiteren Medaillenränge ein packendes Duell zwischen dem fünfmaligen Greifenstein-Sieger Christoph Bergmann vom LC Diabü Eschenburg und Nico Debus vom Team Naunheim. Der M50-Starter Christoph Bergmann hielt am Berg das Tempo hoch. Nachwuchsathlet Nico Debus ließ sich aber nicht abschütteln und nutzte schließlich eine kurze Flachpassage vor der Ziel-Rampe, um sich mit einer Steigerung von 44 Sekunden in 22:48 min den zweiten Rang zu erkämpfen. Christoph Bergmann verteidigte als Dritter mit 22:55 min seinen M50-Titel erfolgreich und bestätigte weiterhin seine starke Form.

Silas Becker sichert sich den vierten Rang Der Fünfte, Max Vor, gewinnt die M30 Bereits auf dem siebten Platz finisht der zweite M50-Läufer Robert Drobny. Dahinter Timo Jung (526), der als 6. die M40 anführt

Die für die frühere Läuferhochburg TV Haiger mit ihren einstigen Leitwölfen - dem 1500-m-Olympia-Dritten Paul-Heinz Wellmann und Europameister Thomas Wessinghage - startenden Silas Becker (23:39 min) und Max Vor (23:50 min) erreichten den dritten Platz in der Männer-Hauptklasse und den Sieg in der M30. Hinter dem sechstplatzierten M40-Sieger Timo Jung (Mecklenburgische Versicherung, 24:14 min) stürmte mit dem hessischen Senioren-Berglaufmeister Robert Drobny vom LC Diabü Eschenburg in 24:18 min bereits der zweite M50-Läufer über die Ziellinie neben der historischen Folterkammer. Anschluss hielten die M40-Starter Sedric Steffen Haus (LC Diabü Eschenburg, 24:29 min) und Ben Griell vom Team Naunheim (24:44 min) sowie der Zweite der M30, Marcel Bernhardt vom TVE Netphen (24:50 min).

Schnellster der M55 ist Klaus Heimann Günter Veith freut sich über Gold in der M70 Weiter flott unterwegs ist in der M80 Kurt Felde

Knapp an den Top-Ten schrammten die Sieger der M45 und der M35 - Sven Gaul vom TSV Krofdorf-Gleiberg (25:16 min) und Nicolai Pitzer vom LC Diabü Eschenburg (25:23 min) - vorbei. Die M55 führte Klaus Heimann (Cool Runnings Steffenberg) mit 29:11 min an. Carsten Bock vom Treiser LWT sicherte sich mit 29:43 min einen weiteren Erfolg in der M60. Das Duell um die M65-Krone entschied Chris Fröhlich vom Team Tria Dreikirchen in 29:37 min vor Hermann Roth vom RSV Daadetal (29:49 min) für sich. Weitere Klassensiege verbuchten in der M70 Günter Veith von der SG Niederlauken (34:30 min), in der M75 Werner Kölsch vom ASC Weißbachtal (46:35 min) und in der M80 der unermüdliche Kurt Felde von der LGV Marathon Gießen mit beachtlichen 40:10 min.

Frauen-Wettbewerb

Auch die Frauen-Konkurrenz ist beim Greifenstein-Berglauf immer wieder stark besetzt. Beim Jubiläumslauf über die 5,3-km-Distanz übernahm mit der im benachbarten Sinn lebenden und für den TV Waldstraße Wiesbaden startenden Anne Hegewald eine der stärksten deutschen Senioren-Mittelstrecklerinnen das Kommando. Die mit zahlreichen Titeln dekorierte W40-Läuferin bestätigte beim Sturm auf die Burg aber auch wieder ihre Cross- und Berglauf-Stärke. Mit 26:02 min jubelte sie als Fünfzehnte des Gesamteinlaufes über einen bravourösen Erfolg.

Die Mittelstrecken-Spezialisten Anne Hegewald ist auch im Gelände und am Berg stark - wie hier als Frauen- und W40-Siegerin Charlotte Weigand muss im Finish den zweiten Rang noch abgeben, gewinnt als Dritte aber die Jugend-Wertung Carolin Schermuly (Mitte) erkämpft sich als zweite W40-Läuferin den zweiten Rang im Frauen-Klassement - li M30-Fünfter Janosch Seibel, re Staffelläufer Olaf Behrens

Die zu den schnellsten hessischen Jugendlichen zählende Charlotte Weigand vom ASC Breidenbach folgte lange auf dem zweiten Rang. Erst in der finalen Steigung zum Greifensteiner Ortseingang - die das Ziel markierenden Burgtürme bereits vor Augen - schloss die mit einem Seniorinnen-DM-Titel über 5000 m ausgezeichnete Carolin Schermuly vom LC Mengerskirchen allmählich auf. Trotz zurückgefahrenem Training jagte Carolin Schermuly noch mit 27:14 min zur Silbermedaille und dem zweiten Rang in der W40. Sieben Sekunden zurück erkämpfte sich Nachwuchstalent Charlotte Weigand mit 27:21 min Bronze und das Sieger-Brot bei den A-Jugendlichen.

Die Siegerin des Jahres 2022 - Dietlind Nieke vom LC Diabü Eschenburg - freute sich nach 28:19 min über den vierten Platz im Frauen-Klassement, musste sich allerdings in der W40 mit dem dritten Rang begnügen. Die Vorjahres-Dritte Sonja Kiefer vom ASC Breidenbach verbesserte sich um 23 Sekunden auf 28:32 min und verteidigte als Fünfte ihren W35-Titel erfolgreich. Wie im letzten Jahr folgte ihr die vereinslose Romina Dubbi, die sich mit 28:48 min in der Frauen-Hauptklasse vom zweiten auf den ersten Rang verbesserte.

Den vierten Platz schafft Dietlind Nieke - in der W40 reicht das aber nur zu Bronze
Erneut in der W35 vorne ist Sonja Kiefer Die Sechste, Romina Dubbi, gewinnt die Frauen-Hauptklasse Die vielfache und vielseitige Deutsche Seniorenmeisterin Conny Wagener dominiert die W65

Herausragend präsentierte sich einmal mehr die auf Mittel- und Langstrecken gleichermaßen erfolgreiche W65-Seniorin Conny Wagener vom LC Diabü Eschenburg, die bereits zahllose DM-Titel über die verschiedensten Distanzen einheimste - so unter anderem auch im Vorjahr W65-Gold im Berglauf. Die Greifenstein-Siegerin der Jahre 2010-2013-2016 feierte diesmal mit dem siebten Platz in beachtlichen 29:45 min den klaren W65-Erfolg vor der ebenfalls starken Vorjahres-Siegerin Diethilde Drescher-Eigner vom VfL Bad Berleburg (30:31 min).

Conny Wagener hielt damit die W50-Siegerin Ling Dross vom ASC Dillenburg (30:04 min) und die Hauptklassen-Zweite Nina Vacha (Crossfit LDK, 30:05 min) in Schach. Weitere Klassensiege schafften in der W30 Carla Diehlmann (31:52 min), in der W45 Bianca Roos vom SC Oberlahn (31:29 min), in der W55 Bettina Zenelji vom Team Naunheim (33:39 min) und in der W60 Susanne Lühring von der LG Asslar-Werdorf (34:24 min).

Walking/Nordic-Walking

Die gesondert gewerteten Walker/Nordic-Walker führte beim Greifenstein-Berglauf Hajo Siewer vom Skiclup Olpe souverän in 42:15 min an. Martin Nöll vom CVJM Siegen (47:14 min) sicherte sich den zweiten Rang knapp vor Michael Welsch von den Griedelbacher Läufern (47:16 min).

Ähnlich entwickelte sich auch die Entscheidung bei den Frauen. Die vereinslose Lena Keim lag hier mit 48:16 min klar in Front. Dicht beieinander folgten dahinter als Zweite und Dritte Bärbel Vitt vom FVB Wilden (50:56 min) und Sigrun Kölsch vom ASC Weißbachtal (50:57 min).

Ziel des Greifenstein-Berglaufes ist der Burghof im Schatten der markanten Türme Siegerehrung der schnellsten Frauen (v.li) Siegerin Anne Hegewald, Dritte Charlotte Weigand Siegerehrung der Bergläufer (v.li) Zweiter Nico Debus, Sieger Niklas Raffin, Dritter Christoph Bergmann
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Staffel-Lauf

Das Programm des Greifenstein-Berglaufes haben die Veranstalter um einen Staffel-Wettbewerb für Zweier-Teams erweitert. Während die Start-Läufer/innen auf der flachen Strecke durch das Dilltal im großen Feld mitrollen können, müssen die zweiten Starter nach dem Staffelwechsel in Edingen die Steigung zur Burg in Angriff nehmen.

Das Duo Sonja und Olaf Behrens (Mecklenburgische Versicherung) überzeugte hier mit 27:38 min vor der zweiten Mixed-Staffel Christine Spengler/Thomas Kienast (AOK-Team SZ3, 31:01 min) und der Männer-Staffel Anton Baumdiek/Michael Bulle (32:48 min).

Bambini-Rennen

Seit 2018 bietet die LG Dill im Rahmen des Greifenstein-Berglauf zusätzlich ein Bambini-Rennen an. Während sich in Katzenfurt die Bergläufer zum Start versammeln, haben die Kleinen Gelegenheit, in Greifenstein auf kürzerer Distanz erstmals Berglauf-Luft zu schnuppern.

Bericht und Fotos von Helmut Serowy

Ergebnisse & Infos lg-dill.de/berglauf

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