22./23.6.24 - 37. Aletsch HalbmarathonFavoritensiege durch Vitaliy Shafar und Selina Burch |
von Winfried Stinn |
Die Aletsch-Region wurde von der Umweltkatastrophe, die vor allem im Kanton Graubünden, aber auch in einigen Regionen im Kanton Wallis wütete (Zermatt war für einige Tage von der Außenwelt abgeschnitten) verschont. So konnte die 37. Auflage des Aletsch Halbmarathons, der "Laufklassiker im UNESCO Weltnaturerbe", auf der Originalstrecke durchgeführt werden. Noch am Freitag hatte es auch auf Bettmeralp und den umliegenden Orten stark geregnet.
Am Samstag, dem ersten Tag der zweitägigen Laufveranstaltung, war zunächst gutes Wetter, erst vor der Siegerehrung begann es zu regnen, so dass man die Siegerehrung ins Tenniszentrum verlegte. Am Sonntag regnete es vor dem Start und auf den ersten Kilometern der Strecke, danach zeigte sich sogar die Sonne, so dass der Lauf bei relativ guten Bedingungen durchgeführt werden konnte. |
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Mit dem Ukrainer Vitaliy Shafar, der im Vorjahr den Jungfrau Marathon gewonnen hatte, und der Schweizer Berglauf Nationalmannschaftsläuferin Selina Burch setzten sich die Favoriten durch.
Das Erlebnis beim Aletsch Halbmarathon, Laufen entlang des längsten Alpengletschers |
Nichts für reine Asphalt-Cowboys:
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2019 wurde das Event erstmals an zwei Tagen durchgeführt. Insgesamt stellten sich an beiden Tagen knapp 2300 Läuferinnen und Läufer aus 50 Nationen dem Starter. Seit 1986 ist der autofreie Ort Bettmeralp Austragungsort des beliebten Laufes, zunächst als Gletscherlauf über 17,5 km, seit 2000 als Halbmarathon über 21,1 km. Der Aletsch Halbmarathon ist ein traumhaft schöner Lauf in einer Bilderbuchlandschaft. Nicht ohne Grund werben die Veranstalter mit dem Slogan "Schönster Halbmarathon Europas". Und das ist sicherlich nicht übertrieben. Der Lauf findet in der 2002 von der UNESCO zum Welterbe ernannten Aletschregion statt. Laufen entlang des längsten Alpengletschers, über schmale Bergpfade und entlang reizvoller Bergseen zeichnen den Aletsch Halbmarathon aus. Und wenn das Wetter noch besser ist als diesmal, sind atemberaubende Ausblicke auf die schneebedeckten Viertausender mit dem Matterhorn eine Zugabe.
Gletschi begrüßt am Samstag zum Aletsch Sprint, dem Aletsch Minilauf und natürlich zum Gletschilauf | Hier wurden ebenso Siegtrophäen übergeben wie beim Aletsch Halbmarathon am Sonntag |
Am Samstag standen mit dem Gletschilauf, dem Aletsch Minilauf und dem Aletsch Sprint drei Läufe auf dem Programm. Mit dem Aletsch Sprint über 2,7 km wurde das zweitägige Lauffest eröffnet.
Es folgte der Gletschilauf für die Schülerklassen über zwei Kilometer. Den Abschluss bildete der Minilauf für die Jüngsten über 500 Meter. Der Aletsch Sprint und Gletschilauf wurden bei der Bergstation der Bettmeralpbahn gestartet und der Minilauf auf dem Dorfplatz in der Ortsmitte. Ziel für alle drei Läufe war beim Sportzentrum, unterhalb des Bettmersees, wo auch die Siegerehrung aus Witterungsgründen diesmal in der Tennishalle stattfand.
Mit dem Aletsch Sprint über 2,7 km wurde die zweitägige Laufveranstaltung eröffnet. Bei den männlichen Klassen dominierten die Nachwuchsläufer der Jugend B, die die ersten sechs Plätze belegten. Es gewann der Italiener Marco Carraro in 11:13,7 Minuten vor den Schweizern Jon Andri Caflisch (12:14,41) und Nardo Hauri (12:29,3). Als Siebter kam mit Quentin Longchamp der erste Mann mit einer Zeit von 14:00,6 Minuten ins Ziel.
Bei den Frauen gewann Ruth Huber in 13:39,9 Minuten vor Kathrin Lederer, für die 14:58,9 Minuten gestoppt wurden. Auf Platz drei kam die Siegerin der Juniorinnenklasse Sereina Antener (15:10.3). Fünfte hinter Jugend B Siegerin Julie Tornay (15:50,4) wurde Claudete Maciel aus Bamberg in 17:45,0 Minuten.
Beim Gletschilauf über 2 km, der für die Schüler/innen A und B ausgeschrieben war, lief der B-Schüler Simon Ammann mit 7:49,0 Minuten die beste Zeit. Schnellste Schülerin war wie im Vorjahr Marie Vouilloz in 8:27,3 Minuten, die Siegerin der Schülerinnen A.
Der Ehrenstarter Christophe Darbellay, Mitglied des Walliser Staatsrates, schickte rund 2300 Läuferinnen und Läufer auf die 21,1 km lange Strecke. Der Start des Aletsch Halbmarathons war traditionell unmittelbar bei der Bergstation der Bettmeralpbahn auf einer Höhe von 1950 Metern. Das Ziel liegt auf knapp 2700 Meter, am Fuß des Bettmerhorn-Gipfels. Vom Start ging es zunächst einen Kilometer durch die Ortschaft, vorbei an der Kapelle "Maria zum Schnee" zum Skigebiet. Der Murmeltierlehrpfad wurde gestreift, ehe nach fünf Kilometern mit dem Bettmersee der erste landschaftliche Höhepunkterreicht erreicht wurde. Bei entsprechendem Wetter hat man hier Aussichten auf die Viertausender des Wallis wie Dom, Täschhorn, Weißhorn und das Matterhorn.
Nach einigen Flachpassagen ging es bis nach Riederalp nochmals bergab, ehe ein Anstieg zur legendären Villa Cassel, in der heute das Zentrum der Naturschutzorganisation "Pro Natura" untergebracht ist, folgte. Das Riederhorn wurde umrundet. Danach begann ein steiler Anstieg zur 2335 m hoch gelegenen Hohfluh und weiter zur Moosfluh mit Blick auf den 23 km langen Aletschgletscher. Es folgte nun oberhalb des Gletschers der schönste Streckenabschnitt, bevor es auf den steilen Schlussanstieg ging.
Oberhalb des Gletschers, der schönste Streckenabschnitt |
Auf den letzten zwei Kilometern waren nochmals 300 Meter Höhenunterschied zu bewältigen. Auch hier, nur bei entsprechend guten Wetter, erwartet die Läuferinnen und Läufer ein 360 Grad Rundumblick als Lohn für die Mühe. Beim Ziel konnte man fast die gesamte Strecke mit ihren Höhepunkten wie Bettmersee, Villa Cassel und das Riederhorn überblicken. Den nur wenige Meter vom Ziel entfernten Aussichtspunkt mit Blick auf den Aletschgletscher nutzten viele Läufer/innen.
Gleich nach dem Startschuss setzten sich sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen mit Vitaliy Shafar und Selina Burch die Favoriten des Rennens an die Spitze des Feldes. Beim Bettmersee, nach fünf Kilometern, waren bei den Männern und den Frauen schon die drei Ersten im Zieleinlauf vorne. Bei den Männern führte weiterhin der Ukrainer Shafar vor dem Franzosen Clement Bruchon und dem Schweizer Maxime Pellouchoud. Bei den Frauen war die spätere Siegerin Selina Burch vor Alexandra Wallimann und Céline Aebi vorne. Bei km 17 lag Alexandra Wallimann an erster Stelle, musste dann aber auf dem steilen Anstieg die Führung wieder an Selina Burch abgeben.
Der Sieger Vitaliy Shafar schon am Bettmersee vorne | Clement Bruchchon folgt als Zweiter | Selina Burch liegt bei den Frauen am Bettmersee vorn |
Bei den Männern erreichte nach 1:35:19 Stunden Vitaliy Shafra als Sieger das Ziel. Shafra, der seit zwei Jahren in der Nähe von Zürich lebt, war früher auf den flachen Marathon-Distanzen zuhause und hat eine Marathon-Bestzeit von 2:12:07 Stunden stehen. In den letzten Jahren habe er sich immer mehr auf Berg-Marathons spezialisiert. "Ich wollte heute hier gewinnen, das war mein Ziel", äußerte sich Shafar bei der Siegerehrung: "Aber den Streckenrekord zu schaffen, da hatte ich keine Chance. Ich lag ja neun Minuten darüber. Da ist Petro Mamu damals eine Superzeit gelaufen. Dennoch bin ich mit meiner Leistung zufrieden. Die Strecke hat mir sehr gut gefallen, wenn auch der Schlussanstieg sehr hart war."
Maxime Pellouchoud (rechts, weißes Shirt) und der Oberwalliser Alain Lagger liegen sowohl am Bettmersee als auch im Ziel auf den Rängen 3 und 4 | Vitaliy Shafar von Anfang bis Ende in Führung |
Mit einem Rückstand von knapp eineinhalb Minuten belegte der Franzose Clement Bruchon in 1:36:45 Stunden den zweiten Platz. Dritter wurde Maxime Pellouchoud in 1:37:37 Stunden vor Alain Lagger und Julian Ancay (alle Schweiz). Auf Platz sechs kam der Portugiese César Costa, der zwischen 2010 und 2014 fünfmal hintereinander den Aletsch Halbmarathon gewonnen hatte.
Die Frauensiegerin Selina Burch gewann mit der Zeit von 1:55:21 Stunden. Sie hatte kürzlich bei der Berglauf-Europameisterschaft in Annecy Bronze mit der Nationalmannschaft gewonnen und war in der Einzelwertung auf einem sehr guten elften Platz gelandet. Zwei Jahre zuvor hatte sie in Thailand bei der Weltmeisterschaft Gold und Bronze mit der Nationalmannschaft gewonnen. Trotz dieser Erfolge hat sie sich nicht als Favoritin gefühlt: "Ich hatte heute keine großen Erwartungen. Ich wollte einfach ins Ziel kommen. Der Sieg war für mich eine Überraschung. Das war sehr cool. Die Strecke war gut zu laufen, es war mega schön."
Selina Burch gewinnt | Alexandra Wallimann wird 2. | Céline Aebi läuft auf Rang 3 |
Auf Platz zwei kam die Vorjahresdritte Aexandra Wallimann in 1:56:39 Stunden. "Dann muss es ja im kommenden Jahr Platz eins sein", sagte sie schmunzelnd. Dritte wurde Céline Aebi (2:00:53 Stunden).
Für deutsche Teilnehmer/innen gab es lediglich drei Podestplätze. Thomas Bauer (LAV Stadtwerke Tübingen) gewann die M60. Finian Götz (Droste Running Team Freiburg) wurde in der U20 Dritter. Ebenfalls Platz drei erreichte Inge Umbach von den Vulkanläufern (W70).
Die letzten Meter zum Ziel |
Die Streckenrekorde waren auch diesmal nicht in Gefahr. Den Streckenrekord bei den Männern hält der Afrikaner Petro Mamu (Eritrea) mit 1:26:36 Stunden. Bei den Frauen stellte die Schweizerin Maude Mathys 2022, zwei Wochen vor der Berglauf-Europameisterschaft (wo sie drei Goldmedaillen gewann), mit 1:47:42 Stunden einen neuen Streckenrekord auf.
Adi Imhof (links) übergab nach acht Jahren als OK Präsident das Zepter an Alexander Eyholzer | Das Siegerpaar Selina Burch und Vitaliy Shafar |
Alexander Eyholzer, der das Präsidentenamt von Adi Imhof übernahm, zog eine positive Bilanz. "Wir waren lange unsicher, ob es bei den Witterungsverhältnissen mit der Veranstaltung klappt. Wir wussten aber, die Strecke ist top, wir haben in den letzten Wochen viel gearbeitet, damit wir die Strecke in einen guten Zustand anbieten konnten. Wir hatten dann unbeschreibliches Glück, dass der Lauf bei guten Bedingungen stattfinden konnte. So wurde der Lauf doch noch zu einem Riesenerfolg und wir konnten ihn unfallfrei über die Bühne bringen. Und die Zeiten der Läuferinnen und Läufer waren sehr gut", so der neue OK-Präsident: "Für die Zukunft bin ich sehr optimistisch. Wir werden alles tun, das gute Niveau zu halten. Wir haben unzählig viele Helferinnen und Helfer, ohne die wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich."
Das Schild KM 21 liest man bei einem Halbmarathon gerne | Der neue OK Präsident Alexander Eyholzer (links) und Geschäftsführer Toni König ziehen eine positive Bilanz |
Und auch Toni König, der Geschäftsführer des Aletsch Halbmarathons, zeigte sich mehr als zufrieden mit dem Verlauf der beiden Tage. "Es war ein toller Anlass. Anfangs hatten wir am Morgen noch gewisse Bedenken, wegen des Wetters. Aber das Wetter hat sich ja positiv gehalten. Die Läuferinnen und Läufer konnten wirklich, nicht bei super Wetter wie oft in der Vergangenheit, aber effektiv mit etwas Kälte den Lauf durchführen. Das war ein tolles Erlebnis. Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem wegen dem guten Zustand der Strecke. Vor vier Wochen war ein Großteil der Strecke noch mit Schnee bedeckt. Auch mit der Beteiligung bin ich zufrieden. 2700 Meldungen hatten wir, mehr können wir ja nicht verkraften. Gestartet sind dann knapp 2300."
Vom Zielbereich nicht weit entfernt ... | ... der Gletscherblick, ein visueller Genuss zum Schluss |
Ausführliche und einladend präsentierte
Laufankündigungen im LaufReport HIER
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So können die Verantwortlichen zuversichtlich auf das nächste Aletsch Halbmarathon Wochenende, das am 28./29. Juni 2025 stattfindet, schauen.
Bericht und Fotos von Winfried Stinn Ergebnisse www.aletsch-halbmarathon.ch Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER |
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