9.5.25 - 22. Gießener FrauenlaufEmma Graf und Pia Hackstein rocken den Schiffenberger Wald |
von Helmut Serowy |
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Das gemeinsame Lauferlebnis sowie das bunte Treiben vor und im Anschluss an die Wettbewerbe standen auch beim 22. Gießener Frauenlauf wieder im Fokus der vielen Läuferinnen und Walkerinnen, die sich mit ihrem Begleit-Tross auf dem weitläufigen Open-Air-Gelände in Gießen vergnügten. |
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Das Programm umfasste für die Langstrecklerinnen einen Lauf über 9,2 Kilometer, für die Mittelstrecklerinnen und Walkerinnen eine Tour über 5,6 Kilometer. Nachdem sich im letzten Jahr die Zahl der Teilnehmerinnen bereits wieder auf über 300 steigerte, sorgten bei herrlichem Sonnenschein und optimalen Bedingungen über 450 frohgelaunte Aktive für eine Rekord-Beteiligung zur 22. Auflage.
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Gemeinsame Lauferlebnis beim Gießener Frauenlauf für Läuferinnen und Walkerinnen |
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Ausführliche und einladend präsentierte
Laufankündigungen im LaufReport HIER
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"Die Strecken laden euch zu entspannten Läufen im Grünen ein - und wir euch zu einem kalten Getränk im Ziel. Ob Sonne oder Regen - wir erwarten euch mit süßen und salzigen Leckereien, Getränken, Musik, einer Tombola und guter Laune", begrüßten die Organisatoren der LGV Marathon Gießen mit ihrem Helferstab um den Vorsitzenden Oliver Lauff die Starterinnen zum lockeren Lauf durch den Schiffenberger Wald. "Egal, ob Einsteigerin oder erfahrene Läuferin - beim Gießener Frauenlauf stehen Freude und gegenseitige Unterstützung im Mittelpunkt", begeisterte sich Oliver Lauff angesichts der großen Starterfelder. So erfolgt beim Gießener Frauenlauf auch keine klassische Siegerehrung für die schnellsten Läuferinnen. Stattdessen haben alle Starterinnen die Chance, bei der abschließenden Tombola einen Preis abzuschleppen. Und für die drei teilnehmerstärksten Gruppen stehen Sachpreise bereit.
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Samba-Klänge begleiten die Teilnehmerinnen zum Aufwärmen, beim Start und beim Zieleinlauf | Riesengedränge herrscht bei der gemeinsamen Gymnastik |
"Seit der ersten Austragung im Jahre 2004 hat sich der Frauenlauf zu einem festen Bestandteil der regionalen Laufkultur entwickelt. Unser Lauf steht für Bewegung, Gemeinschaft und jede Menge Spaß", betonte Landrätin Anita Schneider, die gemeinsam mit dem Gießener Bürgermeister Alexander Wright den Frauenlauf eröffnete. Sie lobte die besondere Atmosphäre des Events, bei dem sich Frauen aller Leistungsniveaus gegenseitig motivieren und unterstützen und bedauerte, dass sie in diesem Jahr wegen einer Verletzung nicht mitlaufen konnte. Bereits am 1. April startete die offizielle Vorbereitung für den Gießener Frauenlauf mit den beliebten "Warm-Up"-Trainingsläufen. "Besonders für Anfängerinnen ist das ein toller Einstieg. Über sechs Wochen hinweg können sie sich schrittweise auf den Lauf vorbereiten", freute sich Mitorganisatorin Marie Wannowius über das große Interesse am regelmäßigen Aufbau-Training.
"Laufend etwas unterstützen, das uns am Herzen liegt ..." lautet ein weiteres Motto der Veranstaltung. Mit dem Erlös des Frauenlaufes unterstützt der Verein in Kooperation mit dem Büro für Frauen und Gleichberechtigung von Stadt und Landkreis Gießen in jedem Jahr ein gemeinnütziges Projekt. Bei der 22. Auflage wird der gesamte Erlös an "Unvergesslich weiblich e.V." gespendet - ein Verein, der sich für feministische Selbstbehauptung und Selbstverteidigung einsetzt und insbesondere Wendo-Kurse anbietet, um Frauen und Mädchen in ihrer Stärke zu unterstützen.
Nach dem Start auf dem Open-Air-Gelände in der Karl-Klöckner-Straße streben die Läuferinnen und Walkerinnen in die Wälder am Fuße des Schiffenberges. Erspart bleibt ihnen allerdings die Steigung zum 281 Meter hoch gelegenen Gipfel des Gießener Hausberges, auf dem weithin sichtbar die Klosteranlage Schiffenberg thront. Bereits in der Jungsteinzeit - vor etwa 6000 Jahren - wurde der Schiffenberg besiedelt. Im frühen Mittelalter existierte hier eine mächtige Militäranlage. Die Kirche auf dem Schiffenberg wurde vermutlich zwischen 1103 und 1108 durch Clementine, edle Gräfin zu Gleiberg, gestiftet. Sie war in erster Ehe mit Konrad von Luxemburg verheiratet, dessen Grafenhaus damals zu den bedeutendsten Adelshäusern zählte. Als Konrad 1086 auf dem Rückweg von einer Pilgerreise ins Heilige Land starb, erhielt Clementine den Gleiberg als Witwensitz und den dazu gehörenden Besitz - darunter auch den Schiffenberg - als Witwengut.
Urkunden aus den Jahren ab 1139 bezeugen, dass im Stift Schiffenberg inzwischen Augustiner-Chorherren lebten. Wegen ihrer Kleidung wurden sie auch "schwarze Mönche" genannt.
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Lockere Stimmung nach den Starts |
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstand am Fuße des Schiffenbergs das Nonnenkloster Cella. Mönchs- und Nonnenkloster besaßen einen gemeinsamen Konvent und eine gemeinsame Verwaltung von Besitz und Einkünften. Wegen Unregelmäßigkeiten in der Wirtschaftsführung erzwangen die Nonnen vor dem pfalzgräfischen Gericht zu Gießen 1264 eine Besitzteilung zwischen beiden Klöstern.
Cella blühte daraufhin auf und erbaute sich zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine neue Kirche. Erzbischof Balduin von Trier verfügte 1323 die Aufhebung des Augustiner-Chorherrenstifts und die Übergabe des Klosters an das Deutschordenshaus in Marburg. Nach einer Feuersbrunst wurde das Nonnenkloster wieder aufgebaut, sein Niedergang war aber nicht aufzuhalten und auf Bitten der letzten Äbtissin Gertrud von Rodenhausen mit der Deutschordenskommende auf dem Schiffenberg vereinigt.
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Im Wald entschwinden die Läuferinnen und Walkerinnen |
Nach der Reformation war der alte Charakter des Ordens gründlich zerstört. Schiffenberg war nur noch dem Namen nach ein Kloster, tatsächlich aber ein großer Gutshof. Um 1595 wurde auch die Basilika umgebaut und teilweise zweckentfremdet. Lediglich Querschiff und Ostchor wurden noch als Kirche genutzt. Als die Adelsfamilie Lynker 1837 das ehemalige Kloster Schiffenberg pachtete, wurde schließlich die gesamte Kirche als Scheune und Schafstall genutzt, Orgel und Kirchenstühle verkauft. Die Stätte entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel für die Gießener Bevölkerung und die Studenten.
1972 übernahm die Stadt Gießen den Schiffenberg, der zwischenzeitlich in den Besitz des Landes Hessen übergegangen war, und schaffte durch Umbaumaßnahmen die Voraussetzungen zu einem beliebten Ausflugs- und Erholungsziel. Heute finden hier im Sommer Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen statt. Der Innenhof vor der offenen Kirchenhalle wird für Liederabende, Konzerte und Theateraufführungen genutzt.
Mit einem ausgiebigen Aufwärm-Programm - unterstützt von mitreißenden Trommel-Wirbeln - stimmten sich die Teilnehmerinnen auch beim 22. Gießener Frauenlauf wieder auf ihre Rennen ein. Das Moderatoren-Duo Markus Bourcarde und Sven Schnitker von den Running-Voices nutzte die Vorlage, um auch noch an der Startlinie die Stimmung weiter anzuheizen.
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Start zum Langstreckenrennen über 9,2 km | ... das Emma Graf überlegen gewinnt |
Die Langstrecklerinnen eröffneten das Lauf-Programm um 18.30 Uhr mit ihrem 9,2-km-Rennen am Fuße des Schiffenberges. Angeführt wurden sie von Emma Graf vom Königsteiner LV. Im letzten Jahr musste sie auf der Kurzstrecke noch der 2:48-Stunden-Marathonläuferin Lisa Schmitt aus Lahnau den Vortritt lassen. Über die 9,2-km-Distanz ließ Emma Graf diesmal nichts anbrennen. Bereits nach 35:37 min ließ sie sich beim Zieleinlauf auf dem Open-Air-Gelände als überlegene Siegerin feiern. Die Vorjahres-Vierte Christine Bosch von der ausrichtenden LGV Marathon Gießen freute sich nach 37:16 min über die Silbermedaille. Nach ihrem Start beim London-Marathon sprang Sarah Haustein (Regierungspräsidium Gießen) auf das dritte Treppchen. Mit 37:30 min gewann sie zugleich die W35.
Mit Tara Kiani und Antonia Keller folgten zwei weitere Läuferinnen der LGV zeitgleich in 38:09 min auf den Plätzen vier und fünf vor der W35-Zweiten Lisa-Marie Steinheider (CrossFit LDK, 40:34 min) und der W40-Siegerin Lisa Hansen vom TSV Krofdorf-Gleiberg (40:38 min). Hinter den auf den Plätzen fünf bis sieben der Hauptklasse einkommenden Sophie Held (THEO rennt, 41:26 min), Laura Seidel (41:40) und Zoe Eck (beide LGV Marathon Gießen, 41:41 min) glänzte Eva Brandl von der TSG Leihgestern mit 41:45 min und riesigem Vorsprung in der W50.
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Eva Brandl (15) gewinnt die W50 - li vorne (1228) U20-3. Sarafina Negash | In der W45 verteidigt Kerstin Schmitz ihren Titel | Erneut in der W65 erfolgreich ist Rosi Hausner |
Die W30 führte Marie Wannowius von der LGV Marathon Gießen in 42:29 min, die W45 erneut Kerstin Schmitz vom RVW Gambach in 43:09 min an. Erfolgreich waren zudem in der W55 Silke Fiedler vom Stadt und Landkreis Gießen mit 46:27 min knapp vor Kerstin Kiele vom TriTeam Gießen (46:34 min), in der W60 Pauline Kärgel vom Parkrun mit 56:03 min, in der W65 ein weiteres Mal Rosi Hausner vom Treiser LWT mit 48:02 min und in der U20 Coralie Schindler (vereinslos) mit 49:39 min.
Mit 262 Finisherinnen war die Kurzstrecke wie gewohnt am stärksten besetzt. 15 Minuten nach den Langstrecklerinnen nahmen diese ihre Tour auf den anfangs noch schmalen Waldwegen in Angriff. Entsprechend lang zog sich das Feld auseinander. Während an der Spitze bereits um die Positionen gekämpft wurde, ließen es die Läuferinnen und Walkerinnen im Mittelfeld und weiter hinten locker und gemächlich angehen.
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Die Jugendliche Pia Hackstein gewinnt klar die Kurzstrecke | Silber sichert sich Laurine Freitag | Katrin Raschka (re vorne, 1211) führt als Dritte die W40 an |
Bereits nach dem Verlassen des Open-Air-Geländes hatte sich ein Quartett mit der führenden Jugendlichen Isabell Pawelleck vom Team Naunheim, der späteren Siegerin Pia Hackstein und der Zweitplatzierten Laurine Freitag - die beide für die LGV Marathon Gießen starten - abgesetzt. Als Solistin folgte Elena Marscholl aus Asslar vor der ersten größeren Verfolgergruppe.
Während Isabell Pawelleck das Rennen aufgeben musste, packte die A-Jugendliche Pia Hackstein "den Tiger aus dem Tank". Im letzten Jahr hatte sich bereits die Langstrecke gewonnen. Diesmal stürmte sich nach 20:13 min mit fast zwei Minuten Vorsprung zu Gold über die 5,6-km-Strecke. Ungefährdet holte sich Laurine Freitag mit 22:11 min den zweiten Rang und den Erfolg in der Frauen-Hauptklasse. Elena Marscholl lag lange auf dem dritten Platz im Klassement, musste zum Schluss aber noch die W40-Siegerin Katrin Raschka passieren lassen, die das Podest mit 23:00 min eroberte. Als Vierte gewann Elena Marscholl in 23:05 min die W35.
Stark präsentierte sich als Fünfte die schnellste W50-Starterin Simone Pyrlik von der LG Wettenberg mit 23:15 min. Dichtauf folgten die W35-Zweite Magdalena Fritsch von der TSG Leihgestern (23:24 min), die W30-Siegerin Pia Clara Steiner (laufganzheitlich, 23:30 min) und die W30-Zweite Anna Elisabeth Schmidt (LGV Marathon Gießen, 23:39 min).
Ein Trio wird zeitgleich in 24:16 min gelistet. Die U12-Siegerin Lenia Pyrlik von der LG Wettenberg wird als Zehnte von der Hauptklassen-Zweiten und -Dritten Marieke Steenbeck und Yara Steebeck umrahmt. Eine Woche nach ihrem Halbmarathon in Mainz schloss Fikret Süt vom Team Naunheim ihre Tempoeinheit über 5,6 Kilometer in 25:11 min mit dem dreizehnten Platz im Gesamteinlauf und dem Erfolg in der W55 ab.
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Weitere Seniorinnen-Siege verbuchten in der W45 Jasmin Klös vom Team Naunheim (28:48 min), in der W60 erneut Birgit Ellrich vom Lauf-Treff Biebertal (29:09 min), in der W65 Sigrid Reiter vom TuS Brandoberndorf (37:16 min), in der W70 Mechthild Glawlon vom Treiser LWT (36:38 min), in der W75 die engagierte Geherin Heidrun Neidel von der TSG Leihgestern (42:58 min) und in der W80 Irene Heßler vom Lauf-Treff Biebertal (46:33 min).
Erfolgreich bei den Jugendlichen und Schülerinnen waren zudem bei der U18 Elisabeth Naumann vom LAZ Gießen (25:41 min), bei der U16 Milla Niebch (Wariatki na starcie, 33:17 min), bei der U14 Emelie Schnitker (Runningvoices Kids/LGV Marathon Gießen, 27:27 min).
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Bericht und Fotos von Helmut Serowy Ergebnisse my.raceresult.com & Infos lgv-marathon.de/frauenlauf Zu aktuellen Inhalten im LaufReport HIER |
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