1.5.22 - 39. SAS Halbmarathon der TSG 78 HeidelbergReStart wird zum Läuferfest |
von Constanze & Walter Wagner |
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Nach zwei Jahren Pause kehrte endlich das Original zurück und wurde von den Läuferinnen und Läufern dankbar angenommen. 2020 musste der SAS Halbmarathon komplett ausfallen, im Vorjahr gab es eine virtuelle Herausforderung über zwei Wochen.
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Nun endlich wieder das volle Programm und zwar geballt am Tag der Arbeit mit dem SAS Halbmarathon als Hauptlauf mit 2124 Zieleinläufen, dem Henkel Team-Lauf mit 555 Finishern und 339 gemeldeten Kindern beim ATOS Klinik Bambini-Lauf. Unterm Strich muss sich die TSG 78 Heidelberg mit 37 Prozent weniger Zieleinläufen als 2019 abfinden, sollte dies dennoch positiv gewichten und zuversichtlich auf das 40-Jahr-Jubiläm am 23.4.2023 blicken. Ferner galt es den Coronaviren nicht allzu viel Angriffsfläche zu bieten, also gab es hie und da noch Maskenpflicht. Und noch längst nicht alle riskieren den Besuch einer solchen Massenveranstaltung, zudem gab es eine Reihe prominenter Ausfälle. |
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Das Heidelberger Schloss und das Überqueren der Alten Brücke sind Highlights des SAS Halbmarathons der TSG 78 Heidelberg |
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Mit dem Termin war man zudem belastet, denn am 1. Mai gibt es diverse Verpflichtungen die fürs Freizeitvergnügen keinen Raum lassen. Die beiden Wochenenden davor kollidierten mit den Osterferien. Vorteil des Termins war im Jahr 2022, dass man es wettermäßig kaum hätte besser treffen können. Es blieb trocken, gab keinen störenden Wind und die Temperaturen waren mit knapp über 10 Grad Celsius ideal. Alles perfekt für Bestzeitenjagden. Freilich waren die Bedingungen auch bei weiteren Laufveranstaltungen des Tages hervorragend. Tatsächlich konnte man kaum 20 Kilometer entfernt über ca. 10 und 5 Kilometer beim NeckarRun in Mannheim laufen, wo mit Jugend- und Schülerläufen über 800 Zielerfassungen erfolgten. Grundsätzlich spricht nichts gegen ein vielseitiges Angebot, zumal, wenn sich Distanzen und Streckenprofile unterscheiden. Dennoch bleibt zu hoffen, dass die mit dem Aufheben der Corona-Maßnahmen entstandene Terminfülle sich nach dem Monat Mai rasch wieder entzerrt.
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Einer der schönsten Streckenabschnitte - der Philosophenweg mit Blick über Schloss, Altstadt und Neckar | Eine berauschende Kulisse - die Heidelberger Hauptstraße kurz vor dem Erreichen des Ziels |
Beinahe Normalität war beim SAS Halbmarathon angesagt, wenngleich die Pasta-Party nochmals ausfiel und weitere Ansteckungsrisiken minimiert wurden. Die Entwicklung der Teilnahmebereitschaft markiert das Jahr 1999 mit dem erstmaligen Übertreffen der Tausendermarke, die fetten Jahre im neuen Jahrtausend mit dem Erreichen der Teilnehmerlimits in wenigen Augenblicken und nun wie vielerorts Nachmeldemöglichkeiten selbst noch am Veranstaltungstag und nicht ausgeschöpfte Kontingente.
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Während die Halbmarthonis ihre Runde drehen, herrscht in der Altstadt buntes Treiben mit Team-Lauf und Bambini-Lauf |
In den Anfangsjahren führte die Hauptstraße, die Heidelberger Fußgängerzone, beinahe noch in gesamter Länge zum Ziel, wo in einem mit aufgestellten Biertischen gebastelter Zielkanal die Zeiterfassung und Ranglistung erfolgte. Längst nicht mehr vergleichbar mit der sich dem stetigen Wandel folgenden Veranstaltung von heute, mit Chip-Zeitmessung und abgegitterter Laufstrecke im Innenstadtbereich bis zum Ziel auf dem Universitätsplatz. Erstmals nun der Verzicht auf Wegwerfgetränkebecher und der Wechsel zu mehrfach verwendbaren Plastikbechern auf der Strecke und bei der üppigen Zielverpflegung.
Der Team Lauf über 3,1 Kilometer, die Alternative zum Halbmarathon, startet wie der große Bruder auf der breiten Friedrich-Ebert-Anlage, zwei Straßen südlich auf Zielhöhe, bleibt aber in seinem gesamten Verlauf in der Altstadt. Und tatsächlich bietet er jenen Läuferinnen und Läufern die Teilnahme, die sich auf die Halbmarathondistanz mit 350 Höhenmetern nicht wagen. Ja selbst unter den Erstplatzierten hört man, dass diese kurze Distanz dann doch zu lang ist um die persönlichen Stärken auszuspielen. Das mag Hobbysportler irritieren, doch wird dem heutigen Sieger nachgesagt, er könne bei den üblichen Tempoeinheiten seiner Vereinskameraden gar nicht mithalten.
Bei den Männern dominierte das engelhorn sports team, das komplett die ersten fünf Ränge belegte. Angeführt von Maximilian Walter in 9:20 min folgte Omar Jammeh in 9:25 min und Finn Wollschläger in 9:36. Weiter der neunmalige Sieger Frederic Giloy in 9:51 min auf dem vierten Rang, gefolgt von Kolja Hildenbrand in 9:53 min. Maximilian Walter, der Anfang April in Gerlingen Baden-Württembergischer 10.000 m Meister in 31:19,80 h wurde, wollte eigentlich Halbmarathon laufen und hätte sich einen der ersten drei Plätze zugetraut. Aufgrund eines erst kürzlich überwundenen Infekts meldete er aber auf den Team Lauf um. Seinen spurtstarken Kameraden mit Priorität auf 800 Meter war nach dem langen Hin und Her durch Heidelberg einfach nicht mehr danach, gegen den 25jährigen Physiotherapeuten mit einer 3000m-Bestzeit von 8:39 min zu sprinten, der erst seit drei Jahren intensiver trainiert. Omar Jammeh, sein 26jähriger Vereinskamerad, hielt noch am besten dagegen. Mit einer 800 m Bestzeit von 1:48,85 min beließ es der athletische Maler und Lackierer mit Rang zwei.
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Roxane Peterhans war schnellste Frau beim Henkel Team-Lauf vor ... | ... U18 Siegerin Lucia Wolf und ... | ... U16 Siegerin Anna-Lena Rüsseler vom Thaddengymnasium |
Bei den Frauen siegte die 19jährige Roxane Peterhans in 11:59 min vor der U18-Schnellsten Lucia Wolf in 12:34 min, beide TSG 78 Heidelberg. Roxane hat im letzten Jahr ihr Abitur gemacht und beginnt im Oktober ein Medizinstudium. 2019 war sie noch den Halbmarathon gelaufen, startet nach einer Verletzung nun aber mehr über kurze Distanzen. Noch in der U16 startend kam Anna-Lena Rüsseler für das Thaddengymnasium in 12:53 min auf den dritten Platz. Zwei weitere Läuferinnen, die jeweils Klassensiege erzielten, folgten: Lotta Pfander vom Helmholtz Gymnasium Heidelberg als Vierte in 13:19 min läuft in der U12 und Isla Dornisch U14 von den GymBam Runners wurde in 13:21 min Fünfte.
Schon vor dem ersten Startschuss des in vier Blöcken auf die Reise geschickten Feldes war ein Ausfall von Favoriten zu verzeichnen. Weder Michael Chalupsky, Sieger des Jahres 2019, noch Duathlon-Weltmeisterin Merle Brunnée wollten oder konnten nicht in der gewünschten Verfassung antreten und zogen ihre Meldungen zurück. Könnte sein, dass auch diese Ausfälle auf das Konto einer Virusinfektion gehen, die im italienischen Trainingslager regionaler Spitzenläufer grassierte.
Es kam dennoch zu einem denkwürdigen Rennen, das schneller zu Ende ging als jemals zuvor. Jochen Uhrig aus Weinheim, Sieger der Jahre 2017 und 2018 und Halter des Streckenrekords, traf mit Julian Beuchert (m3-hpc / LAZ Mosbach-Elztal) und Lennart Nies (TV Maikammer) auf starke Konkurrenten. Zu dritt legte sie etwa die halbe Distanz zusammen zurück. Im weiteren Verlauf führte das Duo Beuchert-Nies, ehe sich Julian Beuchert etwa auf Schlosshöhe entscheidend absetzen und den Sieg in der Streckenrekordzeit von 1:12:02 h erzielen konnte. Auch Lennart Nies unterbot als Zweiter in 1:12:27 h noch den alten Rekord von 1:12:47 h. Für Jochen Uhrig blieb in 1:13:50 h der dritte Rang, eine Zeit die oft zum Sieg gereicht hätte.
Julian Beuchert nach dem Rennen: "Ich wollte den Streckenrekord, dann entwickelte sich der Zweikampf und ich war mir erstmals nach Kilometer 19 sicher, dass ich gewinne." Etwas überraschend nennt Beuchert die Deutschen Meisterschaften im 10 km Straßenlauf als seinen Saisonhöhepunkt. Der 29jährige befindet sich mitten im Referendariat als Lehrer für Mathematik und Physik in Bad Säckingen und verfügt nicht mehr über die freie Zeit für lange Wettkämpfe, die er als Triathlon-Profisportler im Training aufbringen konnte.
Bestens aufgelegt zeigte sich der 35jährige selbständige Unternehmer Lennart Nies vom TV Maikammer, der nach dem Titel des Marathon-Pfalzmeisters in Kandel (2.28:30 h), beim Marathon Deutsche Weinstraße als Drittplatzierter glänzte und zwischenzeitlich noch den Boston Marathon absolviert hatte. In Boston begleitete er lediglich eine Kollegin mit dem Ziel um 3:15 Stunden zu laufen, was aufgrund von auftretenden Magenproblemen der Kollegin aber auf 4 Stunden hinaus lief. Er fand die Bedingungen in Heidelberg sehr gut und dürfte damit auf allgemeine Zustimmung treffen. Wie einige weitere Genannte wird er beim SRH Dämmer Marathon in Mannheim starten und dort am Duo-Marathon teilnehmen. Eine Woche drauf liegt ein Halbmarathon am Schliersee an. Auf Rang vier lief Oliver Fischer vom engelhorn sports team in 1:14:32 h, Fünfter wurde Norman Korff vom Multisport-Team m3-hpc / LSV Ladenburg in 1:14:57 h.
Vom Streckenprofil nicht unbeeindruckt beendete M40-Sieger Maciek Miereczko (maciek-lauftrainer.de / Sebamed Team) sein Rennen nach 1:16:13 h auf Platz 6. "Ich habe in Erftstadt keine Möglichkeiten um mich besser auf solch einen Lauf vorzubereiten", sieht der beruflich als Trainer agierende frühere Eliteläufer gewisse Einschränkungen. In seiner Karriere wankte er zwischen internationalen Starts für sein Geburtsland Polen und für seine neue Heimat Deutschland. Mit einer Marathon-Bestzeit von 2:14:14 h, die er 2006 in Austin/USA lief und weiteren Bestzeiten über Halbmarathon 63:07 und 10.000m in 29:32 min zählte er immer zu den Besten in beiden Nationen. Nun besucht er Laufveranstaltungen, die er noch nicht kennen gelernt hat, so eben den SAS Halbmarathon. Als nächstes folgt der St. Wendel Marathon. In Heidelberg verfolgte ihn Jakob Breinlinger vom Team Nikar Heidelberg / Team Rennwerk, der in 1:16:21 h U23-Klassensieger wurde.
Für Julia Bongiovanni war es die dritte Teilnahme. 2016 wurde die Ärztin und dreifache Mutter hinter Anna Herzberg in 1:28:11 h Zweite, im Jahr darauf Dritte in 1:26:01 h. Nun landete die 38jährige für das Team Anästhesie UKHD and Friends auf dem schwierigen Kurs mit beinahe Berglaufcharakter in 1:27:40 h auf dem obersten Treppchen. Ein weiterer Sieg in ihrer langanhaltenden Sportkarriere. Im Ziel empfing sie Sohn Allesio, der mit Jahrgang 2012 nicht mehr zum 1200 m kurzen Bambinilauf zugelassen war und erstmals den Team Lauf über 3,1 Kilometer lief.
Mit Nina Albers von der veranstaltenden TSG 78 Heidelberg folgte in 1:28:42 h die zweite Ärztin ins Ziel. Für die in Hamburg geborene Wahlheidelbergerin mit einer 10.000m-Bestzeit von 36:45 min, die beruflich derzeit vorübergehend in Freiburg ansässig ist, war es die Erstteilnahme. Für sie ganz unerwartet lief Corinna Piepkorn aus Leimen bereits in 1:29:38 h als Dritte ins Ziel. Eine persönliche Bestzeit von unter 1:30 h traute sich die vereinslose Hobbyläuferin zu, wohlgemerkt auf flachem Parcours. Nun erreichte die 40jährige zweifache Mutter noch kleiner Kinder und Realschullehrerin in Heidelberg-Eppelheim dieses Ziel quasi am Berg.
Am Streckenrekord von Tina Tremmel, die im Fahrradbegleittross des Veranstalters dabei war, aus dem Jahr 2009 (1:22:29) führten auch 2022 alle Wege vorbei.
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Spaß auf dem Philosophenweg | Rauschender Beifall in der Altstadt |
Knapp am Siegertreppchen vorbei lief Eszter Varga von der Landau Running Company, die sich freute erstmals ohne Probleme auf den Heidelberger Strecken durchgekommen zu sein, wo sie aber auch schon den zweiten Platz beim Trail-Marathon feiern konnte, und nach 1:30:10 h Vierte und Zweite in der W40 wurde. Mit zum Favoritenkreis zählte Katharina Grabinger, ortsansässige Triathletin des Jahrgangs 1997, die für Aera Fitness & Health Club in 1:31:06 h Fünfte wurde. Hinter Christina Erdbrink (1:32:59), Siegerin 2021 des Trail-Marathon Heidelberg, gewann auf dem siebten Platz einkommend, die für die Helferorganisation des SAS Halbmarathon verantwortliche Verena Beatrice Bröstl von der TSG 78 Heidelberg in 1:34:59 h die Altersklasse W30.
Mit den Piks von 270 m, 202 m und 224 m Höhe ist das Auf und Ab beidseits des Neckars eine anspruchsvolle Streckenführung, die am Eintritt in die Oberrheinische Tiefebene hätte leichter gestaltet werden können, aber ganz bewusst von Beginn an so herausfordernd gewählt war. Schöne Aussichten und diverse Sehenswürdigkeiten entgehen vielen Teilnehmenden, die ihre Leistungsgrenzen ausloten oder im Kampf um Sieg und Platz keine Sekunde verspielen. Es sind die bergabführenden Passagen, die sich nach dem Lauf im Bewegungsapparat melden.
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Die Organisation sorgte dafür, dass die 39. Austragung reibungslos verlief. Es kam zu keinen nennenswerten Vorkommnissen und sämtliche Spuren des Laufs sind in der Touristenhochburg am Tor zum Odenwald längst verwischt. Die Ausfallrate Angemeldeter zur Zielerfassung blieb auch in Heidelberg mit etwa 20 Prozent erstaunlich hoch und setzt somit das fort, was an anderen Orten schon festzustellen war. Ob sich dies mit mangelnder Fitness oder einer besonderen Nebenwirkung nach langer läuferischer Zwangspause erklärt, könnte in einer umfassenden Studie geklärt werden. Hoffen wir, dass derlei Gedanken bald in Vergessenheit geraten und dies nicht durch noch schlimmere Ereignisse.
Und nicht vergessen, diese unwissenschaftliche Studie findet am 23. April 2023 seine Fortsetzung.
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Bericht und Fotos von Constanze & Walter Wagner |
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