13.3.22 - 47. Internationaler Bienwald-Marathon in Kandelmit 44. Nationaler Halbmarathon "Beim Fußball musste ich die mangelnde Technik durch Laufen ausgleichen" Beide Halbmarathon-Streckenrekorde geknackt |
von Hannes Blank |
Auf youtube kann man sich einen alten TV-Beitrag in krisseligen Bildern der Deutschen Marathon-Meisterschaft 1984 in Kandel anschauen. Darin siegt Ralf Salzmann vor Herbert Steffny. Was auffällt ist, dass sich seit 1984 beim Bienwaldmarathon kaum was geändert hat - Nur eine Sache ist deutlich anders:
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Die Laufbahn des Bienwaldstadions, wo sich das Ziel befindet, war vor 38 Jahren ein staubiges Ding, 2022 erstrahlt das Stadion im neuen Glanz: Die Tartanbahn ist frisch, der Rasen picobello und die letzten Baumaßnahmen sind offenbar noch nicht abgeschlossen. Ein großes Schild erklärt, dass die Sanierung mit Mitteln aus dem Heimatministerium gefördert wurde. Das passt: Kaum ein Laufveranstaltungs-Ort ist so mit der Region verbunden wie der Bienwaldmarathon. |
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Bienwald-Marathon in Kandel - der Frühjahrsklassiker startete nach der letztjährigen Oktoberausgabe wieder im März |
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Die Ausführung am 13. März 2022 stand noch ganz im Zeichen der Corona-Maßnahmen: Teilnehmeranzahl-Beschränkungen, Maskenpflicht im Stadion und ein strenges Verkaufsverbot von Kuchen (sic!). Aber die Läuferinnen und Läufer kamen sahen und siegten, manche als Erste, manche über ihren inneren Schweinehund und manche gegen den Winterblues. Das Interesse der Medien vor Ort war groß und man spürte, dass von positiven Ereignissen berichtet werden wollte. Das gelang, denn in Kandel gab es an diesem Tag eigentlich nur Gewinner: Alle, die den Halbmarathon oder Marathon geschafft hatten und die etwa 130 Helferinnen und Helfer, die ihren Dienst unter einer Frühlingssonne tun durften.
Mit neuen Streckenrekorden war vorab nicht zu rechnen. In der Anmeldelisten standen keine Unmengen von Topläufern - man war froh, dass der 47. Bienwald-Marathon mit einigen Einschränkungen stattfand. Keine Einschränkungen gab es beim Tempo und manchmal reichen zwei entschlossene Läufer, neue Bestmarken zu setzen.
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Simon Stützel (1004) und Lorenz Baum dominieren das Halbmarathon Rennen | Jochen Uhrig (vor dem späteren 9. Leander Fink) läuft auf Rang 3 | Christophe Krech wird 4. |
Lorenz Baum (LAV Stadtwerke Tübingen) wollte eigentlich nur eine neue persönliche Bestzeit schaffen und Simon Stützel (LG Region Karlsruhe) wollte ihn dabei unterstützen. Die beiden gingen ein hohes Tempo an, das selbst den tempoversierten Stützel skeptisch werden ließ, ob dies zu halten wäre. Eine 30:34min verzeichnete die Messmatte bei Streckenkilometer 10km. "Auf den langen Geraden konnte ich sie noch ein ganze Weile sehen, aber rankommen konnte ich nicht", berichtete Christophe Krech (TV Schriesheim), der 4-Platzierte (Zeit: 1:09:39h) im Ziel. Wacker hielt sich durchgehend auf Rang 3 Jochen Uhrig, dem eine 1:09:09h gelang: "Die letzten Kilometer bin ich im Wind gestanden, und der Weg da am Rande von Kandel ist nicht so gut", so Uhrig - auch der leichtgewichtige Christophe Krech erzählte vom Gegenwind zwischen Naturfreundehaus und dem Ortseingang Kandel. Eine Weile hielt sich noch Leander Fink (TV Alzey) in der Top 5, wurde aber in der zweiten Streckenhälfte auf Rang 9 durchgereicht.
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M50 Sieger wird Dr. Markus Schraub vom TSV Krofdorf-Gleiberg | Dr. Matthias Koch (LAV Stadtwerke Tübingen) gewinnt die M55 | Mit 1:38:06 gewinnt Wolfgang Nehring (LAV Stadtwerke Tübingen) die M75 |
Baum und Stützel hielten das hohe Tempo bis kurz vor dem Finale im Bienwaldstadion, nur auf den letzten 400m musste der Tübinger etwas abreißen lassen, nachdem Stützel zum Endspurt angesetzt hatte. "Ich bin zufrieden, dass ich so lange dranbleiben konnte", so Baum, den im Ziel nur 6 Sekunden von Stützel trennten. Der letztgenannte verbesserte seinen alten Streckenrekord von 2016 unverhofft auf 1:05:08h, gemeinsam freuten sie sich im Ziel um die Paar-Leistung. Baum lief zufällig exakt die alte Streckenrekordzeit von 1:05:14h.
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Simon Stützel biegt als Erster auf die Laufbahn des Bienwaldstadions ein | Lorenz Baum folgt ihm Sekunden später | Den eigenen Streckenrekord geknackt, Simon Stützel gewinnt den Halbmarathon |
Den Halbmarathon der Frauen gewann in 1:14:23h Thea Heim (LG Telis Finanz Regensburg) - ebenfalls in neuer Streckenrekordzeit. "Ich hatte den Streckenrekord im Hinterkopf, aber mein Ziel war, einen guten Wettkampf zu haben", berichtete die 29-jährige Athletin, "...ich musste dann einen Endspurt im Stadion laufen, aber da ich ja von der 800m-Strecke komme, war das kein Problem". 2022 soll für sie ein Ausflug in den Marathon werden. Am liebsten im April. Wo, das weiß sie noch nicht.
Zweite über 21,1km wurde Corinna Coenning (TSV Glems) in 1:17:54h vor Jolen Gedwart, für die die Uhr bei 1:21:35h stehen blieb. Auf Platz 6 folgte übrigens Luisa Moroff, eine frühere Kandel-Halbmarathonsiegerin, für die dieses Jahr noch zwei große Mitteldistanz-Triathlone (Kraichgau und Dresden) und das große Finale beim Ironman in Hawaii anstehen.
Kleine Überraschung bei den Frauen: Beim Wettkampf über die volle Distanz von 42,195km siegte die vereinslose Margit Klöckner in 2:59:03h - von ihr war in den letzten Monaten wenig zu lesen gewesen. Eva Katz (RC Vorwärts Speyer) folgte dieses Mal in 3:00:43h auf Platz 2 und konnte sich als Pfalzmeisterin feiern. Man erinnere sich: beim 44. Bienwaldmarathon war es umgekehrt, damals siegte Katz vor Klöckner. Den letzten Treppchenplatz bei den Frauen für die kurze Siegerehrung im Stadion schnappte sich Katrin Gottschalk (LG Ultralauf) in 3:06:16h.
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Spannend war der Kampf um den Titel bei den Männern: Bis Streckenkilometer 38 liefen Lennart Nies und Carlos Nenast auf einer Höhe. Der eine ein erfolgreicher Pfälzer Berglaufpokal-Teilnehmer (Nies), der andere ein Mainzer Läufer der LaufLeben Running Crew (Nenast), einem Verein, der sich laut eigener Internetseite vor allem dem Bahntraining verschworen hat. Beide wollten unter 2:30h ins Ziel kommen. Doch dann musste Nenast vier Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen. "Ich bekam Seitenstechen und bis ich mich erholt hätte...". So entließ er Nies, der recht entspannt zu einer 2:28:30h und zum Pfalzmeistertitel lief. "Beim Fußball musste ich die mangelnde Technik durch Laufen ausgleichen", beschrieb Nies frühere Sporterfahrungen. Carlo Nenast kam zwar abgekämpft ins Ziel, doch auch er hat das selbstgesteckte Ziel erreicht: Bei 2:29:04h blieb die Uhr für ihn stehen. |
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"Ohne den Lennart hätte ich das nicht geschafft!", so Nenast. Auf Platz 3 kam Vorjahressieger Richard Schuhmacher (Sparda Team Rechberghausen) in 2:36:01h.
Nies gewann zusammen mit Heiko Götz (3:17:50h) und Eric Nies (3:1905h) noch die Teamwertung der Pfalzmeisterschaft. Bei den Frauen stellte die LG Ultralauf mit Sitz in Kaiserslautern das beste Team: Katrin Gottschalk (3:06:16h), Alexandra Mutter (3:39:32h) und Sylvia Faller (3:41:34h) heißen die schnellen Pfälzerinnen.
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Insgesamt nahmen rund 1000 Läuferinnen und Läufer am diesjährigen Bienwaldmarathon teil. Zusammen mit den überragenden Halbmarathonergebnissen konnte Organisations-Chef Markus Poth schon zufrieden sein, bevor die ersten (Voll-) Marathonläufer ins Ziel kamen. Zwischendurch gab es eine kleine Zeremonie, um den ehemaligen Orga-Chef Roland Schmidt zu verabschieden. Er bekam einen goldenen Laufschuh, den er skeptisch betrachtete. Seine Botschaft an die Läuferinnen und Läufer: "Bleibt uns erhalten!". Nachfolger Markus Poth möchte das Erfolgsrezept des Bienwaldmarathons im Großen und Ganzen erhalten: "In Zukunft so wie immer, vielleicht ein bisschen moderner". Einem Staffelwettbewerb beschied er eine Absage, aber 2023 soll wieder die Bienwaldhalle bezogen werden - dann gibt es auch wieder Kuchen!
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Bericht und Fotos von Hannes Blank |
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Ergebnisse
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