Portrait Karin Risch

von Ronald Vetter

Geb. 01.04.1946

Wohnort: Ober- Ramstadt

TSV Eschollbrücken- Eich

Verwaltungsangestellte i.R.

Bestzeiten und Erfolge:

10 Km

41:00 min

Jügesheim

Halbmarathon

1:27 h

Frankfurt

Marathon

3:06:26 h

Berlin 1996

50 Km

3:46:46 h

Rodenbach 1999 - Weltbestzeit W50

100 Km

8:46 h

Rodenbach

Wer kann schon von sich behaupten, der erste Wettkampf wäre der 100 Km-Lauf von Biel gewesen? Gut, so ganz stimmt das auch bei Karin Risch nicht, denn zuvor startete sie einmal beim Griesheimer 15 Km Volkslauf, den sie gleichzeitig mit dem Sieger des 25 Km Laufes nach knapp eineinhalb Stunden beendete. Doch als ihren ersten ernsthaften Wettkampf sieht sie die Premiere beim Hunderter von Biel 1990, wo sie unter 13 Stunden blieb.

Angefangen mit dem Laufen hat Karin Risch 1984. Eine Erkrankung forderte eine Änderung des bisherigen Lebensstils. Sie hörte mit dem Rauchen auf und stellte ihre Ernährung um, kein Schweinefleisch mehr, dafür Vollkorn und Gemüse. Und auch Sport stand ab da auf dem Programm. Zuerst fing sie mit Jazzgymnastik an, bis ihr eine Freundin vom Lauftreff in Darmstadt erzählte. So kam sie zu ihrem ersten Lauf in der 6,5 Km/h Gruppe. Bald hatte sie die Freude am Laufen entdeckt, die Strecken wurden länger, die Zeiten besser.

1988 lief sie erstmals beim Hutzellauf mit, einem vom LT Darmstadt veranstalteten, geführten Landschaftslauf über 12 km. Dabei erfuhr sie von der 100 Km Trainingsgruppe. 100 Km laufen, das schien ihr genau so unmöglich wie reizvoll. Und nur zwei Jahre später überredete man sie zur Teilnahme in Biel. In den darauf folgenden beiden Jahren verbesserte Karin ihre Zeit in Biel auf elf und dann zehn Stunden.

1995 errang sie in Pfalzgrafenweiler ihren ersten Deutschen Meistertitel in der W45 mit 8:58 h über 100 km. Der Durchbruch in die Weltspitze gelang ihr 1999, wo sie in Hanau- Rodenbach mit 3:46,46 h eine noch heute gültige Weltbestzeit in der W50 über 50 Km lief.

Mittlerweile hat sie eine ganze Sammlung von Welt- und Europameistertiteln in den verschiedenen Altersklasse erlaufen und sich damit an der Spitze etabliert. Doch in den Schoß gefallen, sind ihr die Erfolge nicht. Eiserne Disziplin und ein umfangreiches Training sind unerlässlich. In der Vorbereitung auf einen Marathon läuft sie schon bis zu 120 Km in der Woche. Gelaufen wird jeden Tag, bei Wind und Wetter. Außer freitags. „Da habe ich Ruhetag“, gibt Karin Risch schmunzelnd zu.

Bei den ungeliebten Tempoläufen wird sie öfter von ihrem Mann und Trainer Horst auf dem Rad begleitet. Früher war er leidenschaftlicher Handballer und ist viel geschwommen, auch zwei Marathons ist er schon gelaufen. Heute beschränkt er sich aber aufs Fahrrad fahren. Neben dem Laufen gehört tägliche Gymnastik in der heimischen „Folterkammer“ im Keller zum Programm. Und am Wochenende ist das Ehepaar Risch oft mit dem Rennrad unterwegs. Nicht selten kommen da Touren von über 100 Kilometer zusammen.

Natürlich achtet Karin Risch darauf, gesund zu bleiben. Ein Bandscheibenvorfall vor ein paar Jahren soll die Ausnahme bleiben. Deshalb legt sie großen Wert auf gute Schuhe. Bis zu neun Paar hat sie gleichzeitig im Einsatz. Und zwei Mal im Jahr fährt sie zum Leistungstest nach Offenbach, um ihr Training mit Dr. Föhrenbach abzustimmen.

Fotos: Siegerehrung in San Sebastian
Oben: Der Lauf durch San Sebastian

Dass man das Laufen gut mit Reisen verbinden kann, hat auch Karin Risch längst erkannt. So versucht sie so oft wie möglich einen Marathon oder eine Meisterschaft mit einem Urlaub zu verbinden. Zwei Mal, 1991 und 1994, hat sie den New York City Marathon bestritten, den sie sehr mag. Außerdem führte sie der Laufsport nach Stockholm, Paris, Florenz und mehrmals in die Alpen.

2003 nahm sie an der Seniorenweltmeisterschaft im Marathon in Puerto Rico teil, wo sie im strömenden Regen als zweite Frau in der Gesamtwertung den Titel in der W 55 gewann.

Eines ihrer härtesten Rennen hatte sie kürzlich in Spanien. Anfang September 2005 startete sie erneut über die lange Distanz bei der Senioren WM in San Sebastian. Bei schwierigsten Bedingungen, nahezu 40° Grad und schwerer Strecke, ließ sie alle anderen achtzehn Teilnehmerinnen in ihrer Altersklasse hinter sich und gewann souverän in sehr guten 3:18:53 h den Weltmeistertitel in der W55. Damit machte sie sich und ihrem Mann Horst auch ein schönes Geschenk, denn an diesem Tag feierten die Beiden ihren 40. Hochzeitstag.

Ab 2006 wird Karin Risch in der W60 starten. Doch das ist noch lange kein Grund, langsamer zu machen. Denn sie hat noch viele Pläne. 2006 ist der Marathon in Rom fest eingeplant und auch in New York würde sie gerne noch einmal laufen.

Puerto Rico 2003 - Weltmeisterschaft

Wenn es gesundheitlich weiterhin gut geht, könnte sie sich auch noch einen Start beim Marathon des Sables vorstellen, - oder einen schönen steilen Berglauf wie das Schilthorn-Inferno im Berner Oberland. Daneben gibt es beim wöchentlichen Spanischkurs noch viel zu lernen. Und auch einer weiteren Leidenschaft möchte Karin noch lange nachgehen, in der Oper Musik von Verdi genießen.

Ihr letzter Erfolg: Beim Messe Frankfurt Marathon sammelte sie Ende Oktober einen weiteren Titel: Hessische Marathonmeisterin der W55 - Zeit: 3:15:48 h !

Das Porträt von Karin Risch erstellte: Ronald Vetter

Fotos: Privat (3) - Ronald Vetter (1)

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